Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Zwei Männer brauen Craft Beer
In Gundelfingen produzieren Enzo Frauenschuh aus Gablingen und Matthias Gruber aus Neusäß die Marke FrauGruber. Warum sie nur in Dosen abfüllen – und vor allem nach Frankreich exportieren
Gundelfingen/Landkreis Augsburg Es gibt auch ganz normales Helles. Das, was ansonsten von FrauGruber zu haben ist, hat wenig mit einem herkömmlichen Gerstensaft gemein. Es gibt Bier mit Kirschgeschmack etwa, mit Himbeeren und Brombeeren, mit ganz unterschiedlichen Hopfen- und Hefearomen oder Bier, das im Holzfass gereift ist. „Craft Beer“nennen sich solch kreativ und handwerklich gebraute Biere. Die Firma FrauGruber stellt diese in Gundelfingen her und exportiert sie in 22 Länder.
Hinter der Marke stecken zwei Männer aus dem Landkreis Augsburg: Enzo Frauenschuh, 38, aus Gablingen und Matthias Gruber, 40, aus Neusäß. Sie sind Freunde von Kindheit an. 2013 gründen die beiden Liquid Hops, einen OnlineHandel für Craft Beer. Sie bauen Kontakte auf. Dies soll den Weg zur eigenen Biermarke, schon damals Ziel der Männer, erleichtern. Den Bier-Handel betreiben sie zunächst neben ihren eigentlichen Berufen. Gruber arbeitet als Monteur bei MAN Roland. Frauenschuh, der Brauwesen in Weihenstephan studiert hat, ist als zweiter Braumeister bei Riegele in Augsburg tätig. „Wenn eine Lieferung kam, habe ich kurz ausgestempelt und später weitergearbeitet“, sagt Gruber. Es ist eine stressige Zeit – doch das Geschäft läuft. 2015 kommt Gundelfingen ins Spiel. Frauenschuh trifft auf Markus Lohner von der CambaBrauerei. Lohner will in der Camba Old Factory eine Art Lohnbrauerei einrichten. Er wird sich einig mit Frauenschuh, der als Braumeister beginnt. Zunächst stellt er Bier für Camba und weitere Marken her. 2017 dann mieten die beiden Freunde die Räumlichkeiten, um Lagerfläche für ihren Handel zu haben und ihre eigene Marke auf den Markt zu bringen: FrauGruber. Der Name setzt sich zusammen aus den beiden Nachnamen der Gründer. „Wir bedienen eine absolute Nische“, sagt Frauenschuh. Craft Beer hat in den vergangenen Jahren zunehmend an Popularität gewonnen. Mittlerweile arbeiten sechs Vollzeitkräfte und drei Minijobber für die Biermarke aus Gundelfingen.
Die beiden Macher dahinter verfolgen nach eigenen Angaben ein ganz bestimmtes Konzept. Sie lassen etwa ihre eigene Braugerste bei Gersthofen anbauen. „Wir kennen die Landwirte und sind bei der Ernte dabei“, sagt Frauenschuh. Auch zu ausländischen Lieferanten – etwa für Hopfen aus Australien oder den USA – stehen sie zum Teil persönlich in Kontakt. Für außergewöhnliche Brauverfahren kommen bei FrauGruber insgesamt 13 Hefestämme zum Einsatz. Das alles hat seinen Preis. Für 0,44 Liter zahlt man schon mal gut 6,50 Euro. „Unser Bier ist nicht dafür gedacht, dass man sich in Massen damit besäuft“, sagt Gruber. Es sei vielmehr vergleichbar mit einem guten Wein.
Auf den ersten Blick unpassend wirkt vor diesem Hintergrund die Verpackung: FrauGruber gibt es nur in Dosen zu kaufen. Doch auch diese seien Teil des Konzepts. Die Dosen schützen das Bier besser vor Licht und Sauerstoff, als es Flaschen tun, erklärt Frauenschuh.
Stationär kaufen kann man das Bier in der Regel nicht. Die Marke ist in ausgewählten Lokalitäten in Großstädten erhältlich, in Augsburg etwa in der Bar Drunken Monkey – oder über das Internet. 70 Prozent ihrer Produktion exportieren sie in 22 verschiedene Länder, erzählen die Freunde. Die meisten Kunden kommen aus Frankreich. Derzeit produzieren die Männer gut 6000 Hektoliter Bier im Jahr. Das soll noch mehr werden. Angepeiltes Ziel sind 10000 bis 15000 Hektoliter.
Dafür investieren sie in die Räumlichkeiten in Gundelfingen. Die Brau-Anlagen haben sie zum Jahresbeginn gekauft. Eine Wasseraufbereitung und eine Erweiterung des Gärkellers sind in Planung. Außerdem wollen die beiden künftig die Hefe selbst herstellen. Gundelfingen wollen die Pendler aus dem Kreis Augsburg treu bleiben. „Wir haben nichts anderes im Auge.“