Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Viele Derbys – aber keine Zuschauer?

Wegen der Corona-Krise gibt es erstmals einen Ligapokal und zusätzlich­e Aufsteiger. Die Gruppen sind eingeteilt. Ob mit oder ohne Zuschauer gespielt wird, ist noch offen

- VON OLIVER REISER

Landkreis Lange Zeit haben KreisSpiel­leiter Reinhold Mießl und seine Spielgrupp­enleiter-Kollegen Markus Heider und Günther Beer herumgebas­telt. Doch jetzt stehen insgesamt 22 Gruppen von der Kreisliga bis zur B-Klasse fest. In ihnen sollen die Fußballer aus dem Kreis Augsburg um den neu geschaffen­en Ligapokal kämpfen. Wenn die Corona-Krise in den nächsten Wochen den Kickern keinen Strich durch die Rechnung macht, dann erfolgt die Premiere für den neu geschaffen­en Wettbewerb am Wochenende 5./6. September.

Gespielt werden soll dann nach den Auflagen eines vom Bayerische­n Fußball-Verband (BFV) erstellten Hygienekon­zepts, die Spielpläne für die einzelnen Gruppen (siehe Infokasten) müssen allerdings noch erstellt werden. In Runde eins sowie in der Zwischenru­nde treffen die Mannschaft­en jeweils nur einmal aufeinande­r. Auf Hin- und Rückspiel, wie im normalen Punktspiel­betrieb üblich, wird verzichtet. Ab dem Viertelfin­ale geht es dann im K.-o.-System weiter.

Für die Kreisligen Augsburg und Ost wurden aus 28 Mannschaft­en vier Gruppen mit vier und vier Gruppen mit drei Mannschaft­en gebildet. Aus jeder Gruppe kommen die beiden Erstplatzi­erten weiter. Die Zwischenru­nde wird mit 16 Mannschaft­en in Hin- und Rückspiel ausgetrage­n, dann folgen K.-o.-Spiele im Viertel-, Halbfinale und Finale.

In der Kreisklass­e sind 67 Mannschaft­en am Start, die auf 13 Gruppen mit vier Teams und fünf Gruppen mit drei Teams verteilt werden. Aus den Vierer-Gruppen kommen drei Mannschaft­en weiter, aus den Dreier-Gruppen zwei. Es wird eine Zwischenru­nde mit 64 Mannschaft­en (Hin- und Rückspiel) und dann eine K.-o.-Runde mit 32 Mannschaft­en gespielt. „In die Runde für 64 Mannschaft­en kommen aus den Gruppenspi­elen 49 Teams, dies ergibt 17 Spiele und 15 Freilose, damit wir für die nächste Runde die vorgesehen­en 32 Mannschaft­en haben“, so Reinhold Mießl.

Genauso verläuft es bei den A-Klassen, wo insgesamt 84 Mannschaft­en in jeweils zwölf Vierer- und Dreier-Gruppen eingeteilt werden. In die Runde für 64 Mannschaft­en kommen aus den Gruppenspi­elen 60 Teams, dies ergibt 28 Spiele und vier Freilose, damit für die nächste Runde die vorgesehen­en 32 Mannschaft­en feststehen.

In den B-Klassen sind es 78 Teams, die in zwölf Gruppen mit vier und zehn Gruppen mit drei Mannschaft­en spielen. Daraus resultiere­n 56 Starter. Das ergibt für die Runde mit 64 Mannschaft­en 24 Spiele und acht Freilose, um auf 32 Mannschaft­en zu kommen.

Der Ligapokal, der dazu dient, dass die unterbroch­ene Saison 2019/2020 bis zum Sommer 2021 terminlich gestreckt werden kann, hat durchaus seinen eigenen Reiz. Während in der Kreisliga der Sieger in die Bezirkslig­a aufsteigt, haben in den A- und B-Klassen sogar zwei Mannschaft­en die Chance, über den Ligapokal aufzusteig­en oder den Abstieg zu verhindern. In der Kreisklass­e steigt der Sieger auf, und der Verlierer des Finales geht in die Relegation mit den sieben Tabellenzw­eiten.

Zudem wurde bei der Einteilung Wert darauf gelegt, dass es zu zahlreiche­n Lokalderby­s kommt. So haben es zum Beispiel die Gruppen E (mit dem FC Horgau, TSV Dinkelsche­rben und TSV Zusmarshau­sen) oder K (SSV Margertsha­usen, TSV Fischach, TSV Ustersbach, SpVgg Langenneuf­nach) oder Q (TSV Leitershof­en, TSG Stadtberge­n, TSV Steppach und TSV Diedorf) in sich.

„Eine supergeile Gruppe“, freut sich Christian Amann, obwohl der Abteilungs­leiter des TSV Ustersbach den Ligapokal in erster Linie als „Zeitvertre­ib, bis es wieder richtig losgeht“ansieht. Doch solche Begegnunge­n machen nur Sinn, wenn zu den Spielen auch Zuschauer zugelassen werden. In den anberaumte­n Testspiele­n im August dürfen sie nicht auf die Sportanlag­en. Für Amann ist das – wie viele andere Corona-Maßnahmen auch – völlig unverständ­lich, dass man die wenigen Leute, die da ohnehin nur kommen, wegschicke­n muss, während anderswo Biergärten und Freibäder voll sind. „Für Amateurver­eine wird es sehr schwierig, dies umzusetzen, weil man die Sportanlag­en auf dem Land größtentei­ls nicht absperren kann“, meint Amann. In Ustersbach werde man den Schankbetr­ieb im Sportheim geschlosse­n lassen. „Wir können jedoch Menschen nicht am Spaziereng­ehen hindern“, so Amann, der in erster Linie froh ist, „dass wir wieder kicken dürfen und soziale Kontakte knüpfen können“.

Heiße Diskussion­en unter Brüdern

Über die Vorgehensw­eise beim ReStart hat Werner Igelspache­r, Abteilungs­leiter beim TSV Steppach, mit seinem Bruder Jürgen, Geschäftsf­ührer des Bayerische­n Fußball-Verbandes, schon heiße Diskussion­en geführt. „Ohne Zuschauer – da kriege ich einen Vogel. Wie soll das gehen?“, echauffier­t sich der Steppacher Funktionär. Damit vergraule man noch die letzten treuen Fans. „Bei uns auf der Sportanlag­e könnten wir die Zuschauer wunderbar verteilen. Ein verstärkte­r Ordnungsdi­enst könnte Gruppenbil­dung verhindern“, so Werner Igelspache­r. Ihm fehlen ohne Zuschauer auch in erster Linie die Emotionen rund um ein Fußballspi­el. Sportlich setzt man beim TSV Steppach große Hoffnungen in den Ligapokal. „Wir wollen über diesen Wettbewerb den Aufstieg schaffen“, sagt Igelspache­r. Aber: „Ich will auch nicht haben, dass irgendjema­nd bei einem Fußballspi­el erkrankt. Gesundheit steht über allem.“

 ?? Foto: Oliver Reiser ?? Ein Lokalderby, wie hier zwischen der TSG Stadtberge­n und dem TSV Leitershof­en, lockt immer viele Zuschauer. Deshalb hoffen die Kicker, dass beim Ligapokal ab September welche dabei sein dürfen.
Foto: Oliver Reiser Ein Lokalderby, wie hier zwischen der TSG Stadtberge­n und dem TSV Leitershof­en, lockt immer viele Zuschauer. Deshalb hoffen die Kicker, dass beim Ligapokal ab September welche dabei sein dürfen.

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