Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Geheimnisv­olle Tunnelgräb­er

In einem Stall oder auf dem Misthaufen findet man diese Käfer nicht. Dafür aber im Wald oder auf Wiesen. Mistkäfer haben eine extrem wichtige Aufgabe

- -Team VON STEFANIE PAUL

Paul kennt diesen Witz:

„Was hat dir denn deine Freundin zum Geburtstag geschenkt?“– „Einen Deoroller!“„Hast du denn einen Führersche­in?“

Er sitzt einfach so da, mitten auf dem Waldweg, völlig regungslos. Der große, schwarzbla­u glänzende Käfer macht keine Anstalten weiterzukr­abbeln. Was ist denn mit ihm los? „Das ist typisch für den Wald-Mistkäfer. Die Tiere wirken oft sehr träge, fast wie tot“, erklärt der Biologe Nico Blüthgen. Irgendwann krabbelt der Käfer dann doch weiter. Vielleicht hat er in der Nähe etwas entdeckt, etwas gerochen – womöglich einen Dung-Haufen.

Im Labor fühlen sie sich nicht wohl

Als Dung bezeichnet man den Kot von Tieren, die Pflanzen fressen. Dazu gehören zum Beispiel Rehe und Schafe. Auf genau diesen Dung hat es der Käfer abgesehen. Dieser dient ihm als Nahrung und enthält viele wichtige Stoffe: zum Beispiel Proteine, Fettsäuren und Vitamine. „Das ist eine echte Vollwertna­hrung für die Käfer“, sagt Nico Blüthgen. Die meisten Mistkäfer-Arten fressen den

Dung aber nicht, sondern schlürfen nur die flüssigen Bestandtei­le. Den anderen Teil des Dungs verbuddeln die Tiere. Dazu graben sie direkt unter dem Dunghaufen einen Tunnel mit mehreren Kammern. Der

Tunnel kann bis zu 50 Zentimeter tief sein. Für die Käfer ist das kein Problem. Denn sie haben extrem starke Beine. Das könne man selbst beobachten, erklärt der Experte. Er empfiehlt, einen Mistkäfer in die Hand zu nehmen und vorsichtig mit den Fingern zu umschließe­n. Dessen Beine sind so stark, dass das Tier damit die Finger fast auseinande­rdrücken kann.

Forscher wie Nico Blüthgen wollen mehr über den Mistkäfer herausfind­en. Das ist aber gar nicht so einfach. „Denn vieles spielt sich im Verborgene­n ab, in der Erde“, sagt er. Im Labor lassen sich die Käfer nicht halten. Dort entwickeln sie sich schlecht. Warum das so ist, wissen die Forscher nicht genau.

Ist der Tunnel fertig, legen die Käfer in jede Kammer eine Portion Dung ab – und ein einzelnes Ei. Den Eingang zum Tunnel verschließ­en die Tiere anschließe­nd. Das alles passiert innerhalb weniger Stunden. Die Mistkäfer sorgen auf diese Weise nicht nur für Nachwuchs. Sie leisten auch eine wichtige Arbeit für das Ökosystem. Denn mit ihren Tunneln lockern sie den Boden auf und durchlüfte­n ihn. Außerdem wird die Erde durch den Dung auch gleich noch prima gedüngt. Auch Pflanzensa­men können so verbreitet werden.

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Foto: dpa Hat im wahrsten Sinne des Wortes eine Sch***arbeit, aber eine ganz wichtige: der Mistkäfer.
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Foto: dpa Beim Waldbaden läuft man höchstens mal durch einen kalten Bach.
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