Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ohne Mundschutz 150 Euro
Rund 15 Prozent mehr Menschen sind im Augsburger Land im Vergleich zum Vormonat am Coronavirus erkrankt. Verstöße gegen den Infektionsschutz können empfindliche Bußgelder nach sich ziehen
Rund 15 Prozent mehr Menschen sind im Augsburger Land im Vergleich zum Vormonat am Coronavirus erkrankt. Bei Verstößen drohen Bußgelder.
Landkreis Augsburg Es scheint ein ganz normaler Sommertag zu sein. Menschen flanieren durch die Straße, einige sitzen in Cafés und nippen an ihrem Eiskaffee. Doch der Eindruck trügt. Beim genauen Hinsehen fällt vor allem der Mundschutz auf, der bei vielen Menschen am Unterarm baumelt. Dort hängt er griffbereit für den nächsten Einsatz – im Bus, beim Einkaufen oder für den Restaurantbesuch. Doch immer wieder fällt auf, dass einige Personen gar keinen Mund–NasenSchutz mehr tragen.
Verlässliche Zahlen über „Maskenverweigerer“gibt es nicht. Fest steht: Aktuell gibt es 454 bestätigte Fälle des Coronavirus im Landkreis Augsburg. Zehn Personen sind gestorben, 414 wieder genesen. Innerhalb eines Monats bedeutet das einen Anstieg von rund 15 Prozent: Am 10. Juli waren es 394 bestätigte Fälle und neun Verstorbene. Nach wie vor gibt ves gegen das Virus weder ein Medikament noch eine Impfung. Schützen können die Menschen sich und andere nur durch ihr Verhalten: Hygiene, Abstand und eben Masken.
„Jeder, der sich in der jetzigen Zeit uneinsichtig zeigt, schadet sich am Schluss nur selbst“, kommentiert ein Leser den Beitrag auf der Facebook-Seite unserer Zeitung, der sich auf den jüngsten Vorfall in Gersthofen bezieht. Wie berichtet, war eine 38-jährige Frau am Wochenende in Gersthofen in einen Bus der Linie 58 gestiegen. Dabei hat sie entgegen der momentan geltenden gesetzlichen Regelungen keinen Mund-Nasen-Schutz getragen.
Als die Busfahrerin sie darauf aufmerksam machte, wurde sie beleidigt. Die Frau musste anschließend den Bus verlassen und ihren Weg zu Fuß fortsetzen. Zudem erwartet sie eine Anzeige wegen Beleidigung. Obendrauf wird die 38-Jährige zudem noch 150 Euro legen müssen, die in Bayern für einen Verstoß gegen die geltenden Auflagen obligatorisch sind.
Personal für Kontrollen der Maskenpflicht hat die Gersthofer Verkehrsgesellschaft (GVG) nicht. „Vielmehr sind die Busfahrer instruiert und achten darauf“, erklärt Gersthofens Rathaussprecherin Ann-Christin Joder. Busfahrer hätten Hausrecht, könnten die Beförderung ablehnen und auch die Polizei rufen. Doch so weit muss es nicht kommen. „Sie sprechen die Kunden an, wenn sie keine Maske tragen oder sie nicht richtig tragen.“Es
könne ja sein, dass man schlicht und einfach vergessen habe, sie anzulegen. Sollten Fahrgäste überhaupt keine Maske dabei haben, ist Improvisationstalent gefragt.
„Im öffentlichen Personennahverkehr ist es laut Bayerischer Infektionsschutzmaßnahmenverordnung vorgeschrieben, eine Mund-NasenBedeckung zu tragen“, teilt das Landratsamt mit. Welche Art der Bedeckung es sein muss, werde dabei nicht genauer definiert. Dementsprechend könne auch ein Schal getragen werden.
Vorbereitet auf die mögliche Vergesslichkeit ist der Bürgerservice des Landratsamts. „Unser Schild am Eingang mit der höflichen Aufforderung, Maske zu tragen, wird beachtet“, teilt die Behörde mit. „Soll
te jemand ins Haus kommen, der keine Maske trägt, wird ihm von den Kollegen am Infopoint im Eingangsbereich eine Einmalmaske angeboten.“Bislang sei es nicht vorgekommen, dass Besucher des Landratsamts das Tragen des Schutzes verweigert hätten.
Richtig teuer würde eine solche Nachlässigkeit jedoch in der Gastronomie werden. Hier steht der Wirt in der Verantwortung. Sollten die Mitarbeiter ohne Mundschutz erwischt werden, kann dies ein Bußgeld von 5000 bis 25000 Euro nach sich ziehen. „Für die rund 2700 Menschen, die im Landkreis Augsburg im Hotel- und Gaststättengewerbe arbeiten, bedeutet das eine große Mehrbelastung“, sagt Tim Lubecki von der Gewerkschaft
Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). „Servicekräfte müssen bei sommerlichem Wetter über viele Stunden mit Mundschutz kellnern, Tischabstände im Blick haben und Adresslisten der Gäste führen“, sagt Lubecki. Wo genau der Schuh drückt, will die Gewerkschaft NGG nun genau wissen und hat eine Umfrage gestartet. Köche, Kellner und Hotelfachleute können dabei über ihre Arbeit unter Corona-Bedingungen berichten. „Die Erfahrungen sollen dabei helfen, den Gesundheitsschutz für Beschäftigte und Gäste zu verbessern. Das Gastgewerbe darf unter keinen Umständen zu einem Corona-Hotspot wie im Tiroler Skiort Ischgl werden“, warnt Lubecki.