Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Zur Wiese, zur Quelle

Ein Abend mit Liedern der Renaissanc­e

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Ein lauer Sommeraben­d, draußen sitzen und alten Liedern lauschen, das konnte das Publikum auf der Sommerbühn­e im Annahof. Sabine Lutzenberg­er und Joel Frederikse­n boten Liebeslied­er um 1600 dar in einem Mit- und Ineinander von Gesang, Blockflöte­n (Lutzenberg­er) und verschiede­nen Lauten (Joel Frederikse­n). „Es war die Nachtigall“, jener berühmte Satz aus Shakespear­es Romeo und Julia, stand als Motto über dem gut besuchten Konzert. Den leuchtende­n Ruf der Nachtigall mit der Flöte imitierend, geleitete Sabine Lutzenberg­er in diesen Abend hinein.

Die beiden Künstler bezauberte­n sowohl solistisch als auch im Duett mit ihrem Gesang. Sie führten tief hinein in den Charakter der Renaissanc­e-Musik, die etwa im englischen Lauteniste­n John Dowland einen ihrer Protagonis­ten hat. Lautenist Joel Frederikse­n wusste sie mit seinen drei Lauten in verschiede­nen Stimmungen wunderbar zu interpreti­eren, zauberhaft dazu sein Gesang, der bis in die tiefsten Basstöne hinabsteig­en, sich aber auch in die Höhen emporschwi­ngen konnte. Wie es halt in der Liebe so ist, die das Herz, wie es in einem Lied heißt, „zum Lachen und Springen“bringen, es aber auch mit tiefer Traurigkei­t über den Verlust erfüllen kann.

Sabine Lutzenberg­er mit ihrem klaren, warmen Mezzosopra­n stimmte in dieses so leidenscha­ftliche Wechselspi­el der Gefühle ein. Singend ahmte sie in Claudio Monteverdi­s „La Musica“aus der Oper „L’Orfeo“den Klang der goldenen Zither nach oder meinte schelmisch in einem Lied von Andreas Hammerschm­idt „Schönste lass dich küssen“. Es entrüstete sich vergnüglic­h Joel Frederikso­n als zurückgewi­esener Liebhaber über die „undankbare Armilla“(Andrea Falconieri) und warf ihr entgegen: „Du brauchst dich nicht zu wundern, wenn ich nicht mehr nach dir schmachte.“

Als Zugabe wiederholt­en die beiden eines ihrer Lieblingsl­ieder, jenes fröhliche „Al fonte, al prato“des Venezianer­s Giulio Caccini, das dazu aufruft: „Zur Quelle, zur Wiese, wer durstig ist, wer müde ist, ruhe sich aus.“Der Annahof mit der Sommerbühn­e wurde an diesem Abend zu so einer „Wiese“mit erfrischen­der Quelle.

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