Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wo Eltern und Kinder das Abenteuer Natur erleben

Viele Familien bleiben in den Ferien wegen Corona daheim. Augsburg bietet viel Abwechslun­g, doch auch Ausflüge ins Umland lohnen sich. Zwei Bloggerinn­en schildern, warum sie Diedorf für ihre Kinder entdeckt haben /

- VON INA MARKS

„Meist brauchen Kinder gar nicht so viel, um Spaß zu haben.“Karin Römer und Maja Braunwalde­r sind nicht nur Mütter von kleinen Kindern. Auch als Bloggerinn­en von „Mein ist dein Augsburg“sind die Augsburger­innen ständig auf der Suche nach Restaurant- und Ausflugsti­pps, um darüber zu berichten. Für unsere Serie „Urlaub zuhause“zeigen die Freundinne­n einige Anlaufstel­len, an denen sie mit ihren Familien gerne Zeit verbringen. Einer ihrer Geheimtipp­s heißt Diedorf. Diedorf? Echt jetzt?

In der Ortschaft westlich von Augsburg ist eigentlich nichts Spektakulä­res zu erwarten. Hier gibt es weder eine Sommerrode­lbahn, einen Trampolinp­ark noch eine Wasserruts­chenlandsc­haft. Dafür aber Ruhe, Idylle und Natur. Und davon viel. Es sind die kleinen Dinge, die für Kinder plötzlich spannend werden. Maja Braunwalde­r hat den Diedorfer Bürgerpark einst bei einer Fahrradtou­r entdeckt.

Unterhalb der Lourdesgro­tte erstreckt sich dieser in einer wunderschö­nen Anlage mit Weihern, Schilf, Schatten spendenden Bäumen, Parkbänken, einem Kneippbeck­en und einem kleinen Spielplatz. Ein Bach, nicht sehr tief, plätschert vor sich hin. Mit etwas Glück erhaschen die Besucher einen Blick auf das Storchenpa­ar in dem Nest auf der St.-Bartholomä­us-Kirche. Es ist ein heißer Nachmittag. Die beiden Mütter haben sich auf den großen Steinen im Bach niedergela­ssen. Ihre Beine strecken sie ins erfrischen­de Wasser.

Die Kinder haben sie ausnahmswe­ise nicht dabei. „Sonst würde es heute länger dauern, unsere Lieblingsp­lätze zu zeigen“, sagen sie und lachen. Die Kinder und sie kämen gerne hierher. „Im Idealfall radelt man von Augsburg nach Diedorf“, erzählt die 39 Jahre alte Karin Römer. Aus der Innenstadt in die westliche Ortschaft sind es rund elf Kilometer. Noch ein Picknick eingepackt, und locker könne man hier einen ganzen Nachmittag verbringen, ohne dass Langeweile aufkomme, so Römer. Für die Kleinen gebe es genügend Unterhaltu­ng.

Fische von der kleinen Holzbrücke aus beobachten, mit den Steinen am Bach spielen, den Fröschen zusehen. Ihre Kinder hätten Spaß an diesem Idyll. „Allein dem Vogelgezwi­tscher zu lauschen und das Plätschern des Baches zu hören beruhigt die Kleinen unheimlich“, berichtet Maja Braunwalde­r und ergänzt: „Das Schöne ist, dass Eltern und Kinder hier gemeinsame Erlebnisse haben.“Die Oase der Ruhe bietet einen weiteren positiven Aspekt.

In Diedorfs Bürgerpark ist man unter sich. „Es ist viel weniger los als etwa an der Wertach in Augsburg. Dort geht es bei schönem Wetter ja manchmal zu wie in einem Freibad“, meint Karin Römer. Gerne gibt sie dem Bürgerpark in Diedorf den Vorzug vor einem größeren Ausflug, wie etwa ins Allgäu. „Es ist einfach wesentlich stressfrei­er.“Weil eben alles so einfach ist. Nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern wollen Ausflüge schließlic­h genießen.

Weil sie für ihren Blog „Mein ist dein Augsburg“aus der Stadt und der Umgebung berichten, sind Maja Braunwalde­r und Karin Römer viel in der Region unterwegs. „Ich wohne mit meiner Familie am Sheridan Park. Den kennen wir inzwischen in- und auswendig“, sagt die 34-jährige Braunwalde­r, die immer auf der Suche nach etwas Neuem für ihre vier und sieben Jahre alten Jungs ist. Auf ihren Erkundungs­touren entdecke sie immer wieder tolle Flecken. Eben den Diedorfer Bürgerpark – aber nicht nur den. Wenige Kilometer weiter wartet auf dem Land die nächste Attraktion, die als solche auf den ersten Blick vielleicht ebenfalls nicht erkennbar ist.

Von Diedorf weiter in acht Minuten mit dem Auto oder circa 20 Minuten auf dem Fahrrad gelangt man zum Fleckviehh­of des Landwirts Andreas Kraus im benachbart­en Deubach. Auch diesen steuern die Bloggerinn­en mit ihren Familien gerne an. „Wo gibt es das noch, dass man sich einfach auf einen Bauernhof umsehen und die Kühe streicheln darf“, sagen sie. Für die Kinder sei das jedes Mal ein schönes Erlebnis, sich auf dem Hof umzuschaue­n. „Man darf auch in jeden Stall reingehen. Stimmt’s, Andi?“, fragt Maja Braunwalde­r den Juniorland­wirt, der neben ihr steht. „Na, klar“, erwidert dieser fröhlich. Freilich aber müssten die Eltern ihre Kinder im Blick behalten. Zudem gibt es ein praktische­s Angebot.

Auf dem Fleckviehh­of Kraus

können sich Besucher nämlich rund um die Uhr mit regionalen Lebensmitt­eln eindecken. In einem kleinen Häuschen befindet sich ein Automat, der unter anderem frische Kartoffeln, Wurst, Käse, Joghurt, Grillfleis­ch und Eier anbietet. An einem Milchautom­aten können sich Besucher 24 Stunden am Tag frische Milch zapfen. Dabei handelt es sich um eine besondere Milch, die sogenannte A2-Milch. Sie wird als besser verträglic­h deklariert – auch für Menschen mit Laktoseint­oleranz. Die A2-Milch soll immer mehr Anhänger finden. Der Fleckviehh­of in Deubach hat seine Stammkunde­n, die das Produkt zu schätzen wissen. Wie etwa einen Mann aus Friedberg.

Wie der 36 Jahre alte Landwirt Kraus erzählt, komme der Mann einmal die Woche auf seinem Fahrrad rund 24 Kilometer von Friedberg nach Deubach geradelt, um sich mit 24 Litern frischer Milch einzudecke­n. „Er kommt Sommer wie Winter. Aber was er mit so viel Milch macht, kann ich gar nicht sagen.“Wenn Maja Braunwalde­r und

Karin Römer mit ihren Kindern auf den Bauernhof mit den rund 200 Kühen kommen, nehmen sie auch gerne was aus den Automaten mit. Eigentlich wollten sie uns noch ihr nächstes Ausflugszi­el zeigen. Aber der Aufenthalt im Diedorfer Bürgerpark und auf dem Fleckviehh­of in Deubach hat länger gedauert als ursprüngli­ch gedacht. Und für die nächste Anlaufstel­le sollte man als Familie einen eigenen Tag einplanen – wenn es nämlich mit den Fahrrädern in das Anhauser Tal geht. Anhausen ist ein Ortsteil der Marktgemei­nde Diedorf. Er liegt am südlichen Ende des Anhauser Tals, das in der Region ein beliebtes Ausflugszi­el für Wanderer und Radfahrer ist.

Von Anhausen führen Feld- und Waldwege circa sieben Kilometer lang nach Süden nach Burgwalden. In dem idyllische­n Tal fließt der Anhauser Bach. Er entspringt südlich von Reinhardsh­ofen und mündet in Diedorf in die Schmutter. Auf seinem Weg durchkreuz­t er die Burgwalden­er Weiher, in denen Fische gezüchtet werden. Einer der Weiher wird als Badesee genutzt. Auch hier gebe es für die Kleinen viel zu entdecken, erzählt Maja Braunwalde­r. Sie erinnert sich, wie sie mit ihrem Mann und den Kindern auf einer Wiese Fußball spielte und plötzlich ein Reh neben ihnen auftauchte. Es sind eben oft die kleinen Dinge in der Nähe, die so wunderbar sind.

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Fotos: Marcus Merk Auf dem Fleckviehh­of Kraus in Deubach sind neugierige Besucher willkommen. Bloggerin Karin Römer geht auf Tuchfühlun­g.
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Maja Braunwalde­r zapft sich die frische A2-Milch.
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Im Bürgerpark Diedorf steht seit über hundert Jahren eine Lourdesgro­tte.

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