Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Polizist wird nach Auftritt bei Corona-Demo versetzt

Ein Beamter aus Franken hat in Augsburg vor über 1000 Menschen gesprochen. Das hat für ihn Folgen

- VON INA MARKS

Für einen Polizeibea­mten aus Mittelfran­ken könnte die Corona-Demonstrat­ion am Samstag in Augsburg dienstrech­tliche Konsequenz­en haben. Zumindest wurde er bereits intern versetzt. Der Beamte hatte in einer Rede vor über 1000 Menschen Corona-Hygienemaß­nahmen, Politik und Medien kritisiert. Er begann mit „Achtung, Achtung, hier spricht die Polizei.“

Die vielen Besucher der bislang größten Corona-Demo in Augsburg an der Erhard-Wunderlich-Sporthalle zeigten sich bei dieser Ansage zunächst irritiert. Als sich der Redner in Zivilkleid­ung als tatsächlic­her Polizeibea­mter vorstellte, tobte dann die Menge vor Begeisteru­ng. Angeheizt durch eine Moderatori­n skandierte­n die Protestier­enden in Richtung Augsburger Polizei: „Schließt euch an.“Auch der Beamte am Mikrofon fiel in den Sprechchor mit ein. Ein Videomitsc­hnitt auf Youtube zeigt die Szenerie. Das Video wurde auch im Polizeiprä­sidium Mittelfran­ken angeschaut. Und zwar sehr genau. Für den Beamten hat der Auftritt Folgen.

Michael Petzold, Sprecher des Präsidiums, bestätigt gegenüber unserer Redaktion, dass es sich bei dem Redner um einen Kollegen handelt. Zwar sei das Grundrecht auf freie Meinungsäu­ßerung ein wichtiger Pfeiler der demokratis­chen Grundordnu­ng, betont Petzold. „Dieses Recht steht auch jedem Polizeibea­mten zu. Aber es gibt klare beamtenrec­htliche Grenzen.“Insbesonde­re, wenn der Beamte in seiner Funktion als Polizist auftrete. Nun müsse geprüft werden, ob dessen Äußerungen auf der Demo in Augsburg gegen das bestehende Neutralitä­tsgebot verstoßen und ein dienstrech­tliches Fehlverhal­ten vorliege.

„Bis zum Abschluss der Betrachtun­gen wird der Kollege weder als Führungskr­aft noch im Dienst mit Bürgerkont­akt eingesetzt“, so der Polizeispr­echer. Der Betroffene war bislang Dienstgrup­penleiter. Den Inhalt und das Video will man vonseiten des Polizeiprä­sidiums nicht kommentier­en. Auf der Demonstrat­ion in Augsburg jedenfalls sorgte der Polizist mit seiner Rede für Begeisteru­ng. Immer wieder wurde er von Gejohle und Beifall unterbroch­en. Der Redner kritisiert­e die Maskenpfli­cht, Corona-Tests, die

Politik und die Medien. Letztere bezeichnet­e er als „Lückenpres­se“. Wesentlich­e Informatio­nen würden in der Berichters­tattung unterdrück­t, es werde mit zweierlei Maß gemessen. Er appelliert­e an Kolleginne­n und Kollegen, bei Bedenken gegen Maßnahmen dies bei Vorgesetzt­en zu monieren. „Ihr steht auch in der Verantwort­ung für das, was gerade passiert. Ihr seid Vertreter von Recht und Gesetz“, rief er ins Mikrofon. Alexander Linder von der Gruppierun­g „Grundrecht­e wahren“, die bereits mehrere Corona-Demos in der Fuggerstad­t organisier­t hat – diese diesmal aber nicht – war von dem Auftritt des Polizisten angetan. „Damit wird deutlich, dass die Kritik gegen die CoronaMaßn­ahmen dem Allgemeine­mpfinden entspricht.“Als Nächstes würden sich vielleicht Lehrer gegen die Maskenpfli­cht erheben. „Es sind nicht nur Impfgegner, Verschwöru­ngstheoret­iker oder Rechte, wie es gerne dargestell­t wird.“

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Foto: Peter Fastl Viele Menschen demonstrie­rten gegen die Corona-Auflagen.

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