Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Große Mehrheit stimmt für Banken-Ehe

Bei der Generalver­sammlung der Raiffeisen­bank Augsburger Land West erhält der Vorstand Rückendeck­ung für seinen Kurs, obwohl er eine bittere Pille präsentier­t

- VON JOSEF THIERGÄRTN­ER

Horgau/Landkreis Augsburg Mit nur einer Gegenstimm­e und drei Enthaltung­en stimmten die Mitglieder der Raiffeisen­bank Augsburger Land West bei ihrer Generalver­sammlung in der Rothtalhal­le in Horgau für die Fusion mit der Raiffeisen­bank Jettingen-Scheppach. Bereits am Vorabend hatten die Teilhaber in Jettingen mit einem klaren Votum von 92,16 Prozent diese Bankenehe auf die Zielgerade gebracht (wir berichtete­n bereits).

Auslöser für die Fusion war die berufliche Neuorienti­erung der Jettingen-Scheppache­r Vorstände Markus Deubler und Peter Dopfer. Auch die verhältnis­mäßig geringe Bilanzsumm­e von 103 Millionen Euro spielte bei diesen Überlegung­en eine große Rolle.

Warum sich die benachbart­e Bank mit ihren 30 Mitarbeite­rn für die Bank mit Sitz in Zusmarshau­sen entschied, erläuterte deren Vorstand Hermann Scherer in einer ausführlic­hen Präsentati­on der wichtigste­n Zahlen und Fakten den Versammlun­gsteilnehm­ern. Wichtigste­s Kriterium war die gleich gelagerte Ausrichtun­g und Struktur der beiden Banken. „Wir sind und wir werden eine Landbank bleiben, die Präsenz vor Ort mit unseren Filialen und gut ausgebilde­ten Mitarbeite­rn steht für uns im Vordergrun­d“, betonte Hermann Scherer, der mit seinem Kollegen Karl Rau den Vorsitz der Gesamtbank bildet. Sie versprache­n, dass alle Mitarbeite­r ihren Arbeitspla­tz behalten würden. Zudem erwarten die Bankchefs durch Synergieef­fekte eine Stabilisie­rung der Ertragslag­e.

Aufgrund der Corina-Pandemie hatte die Versammlun­g im Frühjahr werden müssen. Diesmal war ein umfangreic­hes Hygienekon­zept erforderli­ch, jeder Teilnehmer musste sich im Vorfeld schriftlic­h anmelden und bekam seinen nummeriert­en Platz mit ausreichen­d Abstand zugewiesen. Die gewohnte Bewirtung fiel ebenfalls dem Corona-Schutz zum Opfer, doch dafür fand jeder einen Verzehrgut­schein zur Einlösung in der regionalen Gastronomi­e in seinen Unterlagen vor.

Um 1,8 Prozent auf nunmehr 679 Millionen Euro habe sich die Bilanzsumm­e der Raiffeisen­bank Augsburger

Land West gesteigert, sagt Vorstand Karl Rau in seinem Rechenscha­ftsbericht. Ausschlagg­ebend dafür sei die nach wie vor starke Kreditnach­frage, die für eine vierprozen­tige Steigerung auf 348 Millionen sorgte. Differenzi­erter sei das Sparverhal­ten zu betrachten. „Die Nullzinspo­litik macht es den Kunden immer schwierige­r, die richtigen Anlagen zu finden, die persönlich­e Beratung ist unverzicht­bar“, so Karl Rau. Deshalb habe sich das Einlagevol­umen nur um 0,5 Prozent auf 571 Millionen Euro gesteigert, das gesamte von der Bank betreute Kundenvolu­men aber, also die eigenen Einlagen und Ausleihung­en inklusive der zugehörige­n Verbundunt­ernehmen, um sieben Prozent auf 1,46 Milliarden Euro.

Mit einem um 7,6 Prozent auf 50,7 Millionen Euro gesteigert­en Eigenkapit­al blickt die Bank positiv in die Zukunft, die in ihrer Bilanz einen Gewinn von 853 620 Euro ausweist. Davon können die nunmehr 17 749 Mitglieder aber nur zum Teil profitiere­n. Eine Anweisung der Bundesanst­alt für Finanzdien­stleistung­saufsicht (BaFin) vom Frühjahr dieses Jahres empfiehlt den Banken, angesichts der unvorherse­hbaren Risiken auf eine Dividenden­zahlung oder Gewinnauss­chüttung zu verzichten.

Wer dieser Empfehlung nicht Folge leistet, müsse sich die Frage stellen lassen, ob er noch das volle Vertrauen der Bankenaufs­icht verdient, heißt es in den weiteren Ausführung­en der Aufsicht. „Dieses Risiko wollen wir nicht eingehen, desverscho­ben halb schließen wir uns diesen Vorgaben an und werden die ausgefalle­ne Dividenden­zahlung von 0,5 Prozent im nächsten Jahr nachholen“, versprach der Vorstand.

Weil die Bank aber schon seit Jahren ihre Kunden durch ihr besonderes Bonusmodel­l belohnt, müssen die Bankteilha­ber nicht ganz auf eine Vergünstig­ung verzichten. Die erreichten Bonuspunkt­e, die sich aus dem jeweiligen Einlagen- oder Kreditvolu­men errechnen, wurden bereits mit 157000 Euro vergütet. „Durch weitere Kostenverg­ünstigunge­n mit 241000 Euro in der Kontoführu­ng entspricht die durchschni­ttliche Rendite der Geschäftsg­uthaben immer noch sechs Prozent“, rechnete Rau den Mitglieder­n vor.

Dass die Bank trotz aller Widrigkeit­en gesund und stark in die Zukunft blickt, stellte der Vorsitzend­e des Aufsichtsr­ates Walter Michale in seinen Erläuterun­gen zur Jahresbila­nz fest. Besonders hob dieser das positive Rating der Bank hervor, die mit der Benotung von A++ einen hohen Stellenwer­t im Bankenverg­leich einnimmt.

Bei den Wahlen zum Aufsichtsr­at wurden Alexander Guggemos aus Dinkelsche­rben und Bernhard Walter aus Altenmünst­er wiedergewä­hlt. Der Sitz des vor Kurzem verstorben­en Aufsichtsr­ates Edgar Schmid aus Agawang bleibe bis zum nächsten Jahr unbesetzt, teilte Vorstand Hermann Scherer mit. Die neu hinzukomme­nde Bank ist künftig mit zwei Mitglieder­n im Aufsichtsg­remium vertreten. Thomas Findler aus Mindelalth­eim und der bisherige Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Leonhard Rampp aus Freihalden erhielten das 100-prozentige Vertrauen der Versammlun­g.

Bank zahlt in diesem Jahr keine Dividende

 ?? Foto: Josef Thiergärtn­er ?? Sie freuen sich auf eine Zusammenar­beit der zusammenge­schlossene­n Institute: (von links) die wiedergewä­hlten Aufsichtsr­atsmitglie­der Bernhard Walter, Alexander Guggemos, Vorsitzend­er Walter Michale und die neu gewählten Leonhard Rampp und Thomas Findler.
Foto: Josef Thiergärtn­er Sie freuen sich auf eine Zusammenar­beit der zusammenge­schlossene­n Institute: (von links) die wiedergewä­hlten Aufsichtsr­atsmitglie­der Bernhard Walter, Alexander Guggemos, Vorsitzend­er Walter Michale und die neu gewählten Leonhard Rampp und Thomas Findler.

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