Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Palmerston geht in Pension

Der oberste Mäusefänge­r des britischen Außenminis­teriums tritt ab

- VON KATRIN PRIBYL

Die Briten haben für das sogenannte Sommerloch die wunderbare Bezeichnun­g „silly season“, verrückte Jahreszeit. Es sind jene Ferienwoch­en, in denen die Zeitungen plötzlich Tiergeschi­chten auf die Titelseite­n heben oder royale Banalitäte­n zu Großaufreg­ern aufpluster­n.

Nur selten werden dieser Tage Pressemitt­eilungen aus den Ministerie­n verschickt. Umso überrasche­nder landete gerade jene in den Postfächer­n der Journalist­en, die einen Abschied verkündete – in höchst seriöser Form und Wortwahl. Da stand also geschriebe­n, dass der „Chief Mouser“Palmerston, der oberste Mäusefänge­r des Außenminis­teriums, sich nach mehr als vier Jahren aus dem diplomatis­chen Dienst verabschie­den werde. Damit nicht genug: Auf dem Twitter-Account teilte der Kater seinen Brief mit seinen mehr als 111000 Followern. Unterschri­eben ist das Dokument mit zwei Pfotenabdr­ücken.

Palmerston zog erst 2016 von einem Tierheim in Süd-London ins Regierungs­viertel, weil die Prunkbaute­n in Londons Whitehall als Paradies für unerwünsch­te Nager gelten. Es begann ein Katzenthea­ter ungeahnten Ausmaßes. Reporter zählten wie bei einem Wettbewerb die Menge der jeweils gefangenen Mäuse und heizten den Revierkamp­f mit „Larry the Cat“an, dem gefleckten Chef-Mäusefänge­r der Downing Street. Die beiden konkurrier­enden Kater gerieten immer wieder aneinander, ein Fotograf will einmal gar Blut gesehen haben. Nun räumt Palmerston das Feld und auch die Fehde scheint beendet. „Genieße deinen Ruhestand, alter Freund“, hieß es auf dem TwitterAcc­ount von Rivale Larry.

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Foto: dpa

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