Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Palmerston geht in Pension
Der oberste Mäusefänger des britischen Außenministeriums tritt ab
Die Briten haben für das sogenannte Sommerloch die wunderbare Bezeichnung „silly season“, verrückte Jahreszeit. Es sind jene Ferienwochen, in denen die Zeitungen plötzlich Tiergeschichten auf die Titelseiten heben oder royale Banalitäten zu Großaufregern aufplustern.
Nur selten werden dieser Tage Pressemitteilungen aus den Ministerien verschickt. Umso überraschender landete gerade jene in den Postfächern der Journalisten, die einen Abschied verkündete – in höchst seriöser Form und Wortwahl. Da stand also geschrieben, dass der „Chief Mouser“Palmerston, der oberste Mäusefänger des Außenministeriums, sich nach mehr als vier Jahren aus dem diplomatischen Dienst verabschieden werde. Damit nicht genug: Auf dem Twitter-Account teilte der Kater seinen Brief mit seinen mehr als 111000 Followern. Unterschrieben ist das Dokument mit zwei Pfotenabdrücken.
Palmerston zog erst 2016 von einem Tierheim in Süd-London ins Regierungsviertel, weil die Prunkbauten in Londons Whitehall als Paradies für unerwünschte Nager gelten. Es begann ein Katzentheater ungeahnten Ausmaßes. Reporter zählten wie bei einem Wettbewerb die Menge der jeweils gefangenen Mäuse und heizten den Revierkampf mit „Larry the Cat“an, dem gefleckten Chef-Mäusefänger der Downing Street. Die beiden konkurrierenden Kater gerieten immer wieder aneinander, ein Fotograf will einmal gar Blut gesehen haben. Nun räumt Palmerston das Feld und auch die Fehde scheint beendet. „Genieße deinen Ruhestand, alter Freund“, hieß es auf dem TwitterAccount von Rivale Larry.