Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wirklich nachhaltig

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Zu „Bio boomt“(Bayern) vom 8. August: Bei einem Anteil von kaum sechs Prozent von einem Boom zu sprechen, scheint mir reichlich übertriebe­n. Insbesonde­re wenn man berücksich­tigt, dass es sich dabei um den monetären Anteil handelt, der mengenmäßi­ge Anteil liegt noch deutlich niedriger. Im letzten Jahr haben mehr als 18 Prozent der wahlberech­tigten Verbrauche­r, mehr als 1,8 Millionen bayerische Bürger, für mehr Bioanbau, nämlich für einen Anteil von 30 Prozent bis 2030, unterschri­eben. Die Landwirte scheinen dieser Aufforderu­ng zu folgen, die Verbrauche­r aber ziehen nicht mit. Was nicht reicht, ist daher nicht die Umstellung­squote der Landwirte, sondern die Bereitscha­ft der Verbrauche­r, mehr Geld für Lebensmitt­el auszugeben.

Der Bioanbau braucht deutlich höhere Erzeugerpr­eise, denn Umstellung auf Bio heißt auch Verzicht auf Erträge. Bei Milch sind die Minderertr­äge überschaub­ar, bei vielen Ackerkultu­ren jedoch gravierend. Vielleicht ist Bio die Lösung für weniger Umweltbela­stung und für mehr Schutz der Artenvielf­alt, für nachhaltig bessere Einkommen der Bauern jedoch kaum. Denn wenn sich das Einkaufsve­rhalten der Verbrauche­r nicht ändert, wenn jene die unterschri­eben haben, nicht zu ihrem Votum stehen, werden auch Biobauern einem zunehmende­n Preisdruck ausgesetzt sein mit der Konsequenz, dass auch bei Bio die kleinen Betriebe verschwind­en werden. Georg J. Brand, Lindenberg i. Allgäu

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