Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Mädchen namens Erdnuss
Das Sensemble improvisiert zum Saisonfinale
Was für ein herrlicher Eröffnungsabend! Zum zwölften Mal – auf der Bühne im Martinipark – präsentierte das Sensemble sein Impro-Festival. Unter dem Motto „Best Scene“brachten Birgit Linner und Jörg Schur vier gespielte „Kurzfilme“auf die Bühne – als Wettbewerb, bei dem die Zuschauer nach jeweiligen Teilszenen durch ihren Beifall einen Siegerfilm bestimmten. Das Publikum war es, das durch Stichworte den Handlungsrahmen vorgab. Was Birgit Linner und Jörg Schur spontan entwickelten, war so urkomisch, so genial, dass einem zuweilen vor Lachen die Tränen kamen. Marc Schmolling ließ dazu die passende Filmmusik entstehen.
Erdnuss. Ja, „Erdnuss“sollte im „Kinderfilm“die fünfjährige Protagonistin heißen, meinte das Publikum. Was Birgit Linner als „Erdnuss“besonders herausforderte, war: Sobald sich das Mädchen etwas wünschte, sollte das Gegenteil eintreten. War das schön, wie „Erdnuss“, sich im Kreise drehend eine Wendeltreppe mit 249 Stufen in ihr Turmzimmer hinauf schraubte, wie sie den bösen Onkel wegwünschte (mit dem Wunsch „Ich will nicht, dass du stirbst) und zum Schluss auf ihre große Liebe, den „Parkwächter“aus einem anderen improvisierten Film des Abends, dem Liebesfilm, traf.
Was werden sie daraus jetzt machen? dürfte sich das Publikum immer wieder vergnügt gefragt haben, um stets aufs Neue von der Improvisationskunst der Schauspieler, die sichtlich selbst an ihren Einfällen größte Freude hatten, überrascht zu werden. Ein Krimi mit einem veganen Metzger, der auch noch ängstlich ist. Kein Problem für die Impro-Profis. Dann kam noch der vom Publikum später zum „Siegerfilm“gekrönte „Mantel- und Degenfilm“, bei dem Jörg Schur und Birgit Linner in ein Arsenal an Figuren schlüpften, von den drei Musketieren bis zum Großwesir, den Schur in einen liebenswürdigen Eunuchen mit Fistelstimme verwandelte. Welch herrliches Durcheinander in dieser Szene mit einem Schluss, bei dem das Gute siegen durfte.