Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Eine Familienwirtschaft
In der Annastraße gibt es seit Jahren eine Baustelle. Früher war dort das „Gasthaus zum Weissen Hasen“, doch ein Brand zerstörte es. Nun eröffnet es als „Wirtshaus unter dem Bogen“neu. Der Pächter hat viel vor
Noch stehen Bauzäune am Haus, noch ist Baulärm aus dem Inneren zu hören, doch bald soll das anders sein. Ein Brand beendete 2016 den Betrieb des „Weissen Hasen“in der Annastraße. Vier Jahre stand das Gasthaus anschließend leer, bald ist das Geschichte. Christian Blösl heißt der neue Pächter des Lokals, das künftig als „Wirtshaus unter dem Bogen“firmieren wird. Der 52-jährige Wirt wird die Wirtschaft zusammen mit seiner Familie betreiben. Er bringt jahrzehntelange Erfahrung als Küchenmeister und Gastwirt mit.
„Kochen ist Passion, zweifelsohne“, sagt Blösl. Leidenschaft bringt er auch für die Selbstständigkeit mit. Hier könne er seinen „kreativen Kopf durchsetzen“, sein Herz gelte der hochwertigen bayerischen Küche. Blösl will für seine Gäste Klassiker wie Zwiebelrostbraten und Kaiserschmarrn zubereiten, aber auch Neuinterpretationen wie etwa Kalbsnieren mit Dijonsenfsoße an Trüffelpolenta. Immer mittwochs soll es frische Innereien geben. Der 52-Jährige hat in den 80ern im Münchner Ratskeller gelernt, war in der Schweiz, auf der MS Deutschland und machte sich mit 24 Jahren selbstständig.
Es folgten Restaurants in Oberund Niederbayern, um 2010 herum betrieb Blösl drei Wirtschaften in München. „Ich habe immer neue Herausforderungen gesucht, wollte daran wachsen.“Was oft hieß: wenig bis keine Freizeit, immer „heiß“auf den Beruf sein. Für einige Zeit gab er die Selbstständigkeit auf, doch nun locke es ihn wieder.
An seiner Seite ist Ehefrau Sherazad. Sie ist gelernte Restaurantfachfrau und Groß- und Außenhandelskauffrau. „Ohne sie“, sagt Blösl, „geht das hier nicht.“Die 34-Jährige wird sich vor allem um die Büroarbeit und Buchhaltung kümmern, daneben wird sie auch an der Theke unterstützen. Tochter Franziska wird ebenfalls im Service tätig sein, Sohn Max unterstützt seinen Vater in der Küche. Er ist selbst ausgebildeter Koch, gelernt hat er im selben Restaurant wie einst der Vater. Der erzählt lachend: „Mein damaliger Junior-Chef war sein Senior-Chef.“Es ist das erste Mal, dass die gesamte Familie Blösl zusammen eine Wirtschaft betreibt. Hier, in Augsburg,
er sich „angekommen“, sagt der 52-Jährige.
Das Haus musste nach dem Brand im Februar 2016 in Absprache mit dem Denkmalschutz kernsaniert werden. Mit verantwortlich für die Umbaumaßnahmen war Hans-Peter Bauer von der Hasen-Immobilien AG. Er erklärt, was alles gemacht wurde: Barrierefreiheit über alle Stockwerke – ein Aufzug bringt Gäste in die gewünschte Etage – sei wichtig gewesen. Es wurde ein komplett neues Treppenhaus geschaffen mit Treppengeländern aus Eichenholz und Deko-Elementen aus schwarzem Stein. An den Wänden und Decken hängen Lampen aus Messing, sie lassen sich per Touchpad aus der Ferne bedienen. Einen Millionenbetrag habe das gekostet, sagt Bauer.
In den Stockwerken kann man bereits erkennen, welche Idee die Planer hatten: Dort herrscht moderner bayerischer Wirtshaus-Look vor – Tische und Stühle aus dunklem Holz, getäfelte Wände, große Fenster lassen viel Licht herein. Und im hinteren Teil ein Ausschank, denn neben Speisen gibt es hier auch Bier. Das kommt von der Münchner Brauerei Augustiner. Blösl sagt, er wolle nicht nur Familien oder Geschäftsleute begrüßen, sondern auch Stammtische und Verfühle eine. Die ersten Buchungen für gebe es bereits. Am Montag, 17. August, um 10 Uhr öffnet das Wirtshaus.
Und Corona? „Klar, im Frühling hat einem das als Gastronom schon ordentlich Sorgen bereitet.“Doch wenn er sich jetzt umsehe, seien die Lokale alle voll. Die Menschen hätten sich an die Maskenpflicht gewöhnt. Der Küchenmeister gibt sich selbstbewusst: „Will ich richtig gut essen, koche ich selbst oder gehe ins Tantris.“Das ist ein Münchner Zwei-Sterne-Restaurant. Aber er sei auch offen für Anregungen. „Wir machen Krautkrapfen. Wenn jemand sagt, er habe ein besseres Rezept, probiere ich das gerne aus.“