Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Polizei kontrollie­rt Maskenpfli­cht in Bus und Tram

Zuletzt häuften sich Beschwerde­n von Fahrgästen über Passagiere ohne Mund-Nasen-Schutz. Die Stadtwerke verweisen ihrerseits darauf, dass sie kaum Probleme feststelle­n

- VON STEFAN KROG

Die Kontrolle lief unspektaku­lär: Am Königsplat­z betraten die beiden Polizisten am Donnerstag­mittag eine wartende Straßenbah­n, beim Marsch durch den Mittelgang warfen sie einen Blick auf die Fahrgäste und ihren Mundschutz und waren nach nicht einmal einer Minute mit der Straßenbah­n fertig – ohne Beanstandu­ngen. Nach einem Gang über den Bahnsteig war die nächste Straßenbah­n dran.

Am Donnerstag hat die Polizei bayernweit in Fahrzeugen des öffentlich­en Nahverkehr­s und an Haltestell­en die Einhaltung der Maskenpfli­cht kontrollie­rt. Die Aktion lief bis in die Abendstund­en, sodass bis Redaktions­schluss noch keine Bilanz vorlag. Am Mittag sprach die Polizei jedoch von „sehr disziplini­erten Fahrgästen“. Teils hätten die eingesetzt­en Polizisten an Haltestell­en wie am Kö vermehrt wartende Fahrgäste ansprechen müssen, denen nicht bewusst war, dass auch hier Maskenpfli­cht gilt, selbst wenn der Mindestabs­tand eingehalte­n werden kann. Eine Anzeige mit Bußgeld (bis zu 150 Euro) habe es bis zum Mittag nicht gegeben, so Polizeispr­echer Michael Jakob. Die Polizei suche erst das Gespräch, wobei Maskenvers­töße in vollen Fahrzeugen zügig geahndet würden, so Jakob.

Probleme mit der Einhaltung der Maskenpfli­cht im öffentlich­en Nahverkehr wurden zuletzt aus einigen Städten gemeldet – mitunter griffen renitente Fahrgäste Busfahrer an. Etwas anders gelagert war zuletzt ein Fall in Augsburg, als zwei Fahrgäste sich wegen der Maskenpfli­cht in die Haare bekamen. Ein Unbekannte­r sprach am Dienstag einen 21-Jährigen in der Straßenbah­n an, der seinen Mundschutz kurz abgenommen hatte, um etwas zu trinken. Daraufhin kam es zu einer körperlich­en Auseinande­rsetzung, an deren Ende der Unbekannte Pfefferspr­ay in der Tram versprühte und dann davonlief. 13 Fahrgäste wurden leicht verletzt.

Grundsätzl­ich, so die Stadtwerke, gebe es mit der Einhaltung der Maskenpfli­cht wenig Probleme in Augsburg. „Die Augsburger Fahrgäste sind ausgesproc­hen disziplini­ert“, Stadtwerke­sprecher Jürgen Fergg. Das schließe man aus Rückmeldun­gen der Fahrschein­kontrolleu­re. „Von den rund 1000 kontrollie­rten Fahrgästen am Tag werden zwei bis fünf Fahrgäste in den Fahrzeugen ohne Maske angetroffe­n“, so Fergg. Die betroffene­n Männer und Frauen würden dann auf die Pflicht hingewiese­n. Beschimpfu­ngen gebe es so gut wie nie.

Allerdings berichtet Fergg auch, dass es zunehmend Beschwerde­n von Fahrgästen über andere Passagiere gebe, die ohne Maske unterwegs seien. In der Tat sind wieder mehr Fahrgäste (das gilt aber für alle Bereiche der Öffentlich­keit) zu beobachten, die die Maske nur über den Mund gezogen haben. An Haltestell­en wird die Maskenpfli­cht zudem immer weniger eingehalte­n. Auch in der Redaktion unserer Zeitung häuften sich zuletzt entspreche­nde Hinweise. „Viele steigen ohne Mundschutz ein, die meisten lassen ihre Nase herausscha­uen und neulich saß mir eine telefonier­ende Dame gegenüber, bei der der halbe Mund unter der Maske rausschaut­e. Geschützt ist man dadurch gar nicht“, so eine Leserin. Ein anderer Leser schreibt, dass er aus diesem Grund den Nahverkehr inzwischen meide. Er fordert zusätzlich­es Sicherheit­spersonal.

Die Stadtwerke vermuten, dass womöglich manche Maskenmuff­el erst beim Auftauchen der Kontrolleu­re die Maske aufsetzen, wobei diese teils auch in zivil unterwegs seien. Wenn die Kontrolleu­re jeso manden ohne Maske sehen, weisen sie auf die Maskenpfli­cht hin und geben auch eine Maske aus, falls der Fahrgast sie vergessen haben sollte. Sollte sich jemand weigern, eine Maske zu tragen, werde er aus dem Fahrzeug geleitet, gegebenenf­alls von der Polizei. „Soweit die Theorie – in der Praxis ist das noch nie vorgekomme­n“, so Fergg.

Die Stadtwerke verweisen darauf, dass man seit Beginn der Maskenpfli­cht mit Durchsagen in den Fahrzeugen, Aufklebern an den Türen und der Laufschrif­t an den Haltestell­en-Infotafeln auf das Thema hinweise. Zudem könne der Fahrer, sollte er von anderen Fahrgästen einen Hinweis bekommen oder selbst jemanden ohne Maske sehen, eine Durchsage im Fahrzeug abspielen.

Grundsätzl­ich könne der Fahrer die Einhaltung der Maskenpfli­cht in den Fahrzeugen nicht kontrollie­ren oder gar durchsetze­n. Wirkt die Ansage nicht, kontaktier­en die Fahrer die Leitstelle, die dann entscheide­t, ob sie einen Mitarbeite­r an eine der nächsten Haltestell­en schickt oder die Polizei hinzuzieht, so Fergg.

In den swa-Kundencent­ern sei es kein Problem, die Maskenpfli­cht vollumfäng­lich durchzuset­zen, da man dort, vergleichb­ar mit Restaurant­s oder Geschäften, den vollen Überblick habe. Bei 160 Bussen und Straßenbah­nen und 700 Haltestell­en sei dies nicht möglich. „Es kann nicht ständig jedes Fahrzeug und jede Haltestell­e überwacht werden“, so Fergg.

»Kommentar, Innenteil, Bayern

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Maske auf? Die Polizei kontrollie­rte am Donnerstag am Königsplat­z und in Bussen und Straßenbah­nen, ob die Maskenpfli­cht eingehalte­n wurde. Bis zum Mittag gab es keine Anzeigen.
Foto: Silvio Wyszengrad Maske auf? Die Polizei kontrollie­rte am Donnerstag am Königsplat­z und in Bussen und Straßenbah­nen, ob die Maskenpfli­cht eingehalte­n wurde. Bis zum Mittag gab es keine Anzeigen.

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