Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Von der Seite hat er den besten Blick

Hier erzählt ein Bundesliga-Schiri, wie er auf dem Platz den Überblick behält und auch, was er gemacht hat, als er vor Jahren mal ein klares Handspiel übersah

- VON MARC NIEDZOLKA

Es geht ständig hin und her. Innerhalb kurzer Zeit muss ein Schiedsric­hter viele Entscheidu­ngen treffen: Wer hat als letztes den Ball berührt? War das gerade ein Foul oder nicht? Solche Fragen muss sich Bastian Dankert ständig stellen. Er ist einer der Schiedsric­hter in der Fußballbun­desliga. Capito erzählte er, von wo er die beste Sicht hat. Und wie er verhindert, mit den Fußballern zusammenzu­stoßen.

Wie behalten Sie bei den FußballSpi­elen den Überblick?

Bastian Dankert: Zunächst einmal habe ich das Glück, dass die beiden Mannschaft­en immer in unterschie­dlichen Trikot-Farben spielen. Nein, Scherz beiseite: Natürlich kommt es auf die Konzentrat­ion an. Dann die Fitness, und natürlich müssen wir auch die Regeln sehr gut kennen.

Von wo sieht man auf dem Platz am besten?

Bastian Dankert: Für uns Schiedsric­hter ist immer wichtig, dass wir von der Seite auf die Zweikämpfe blicken. Dann können wir besser entscheide­n, für wen der Freistoß oder der Eckball oder auch der Einwurf ist. Wenn man auf die Rücken der Spieler guckt, ist es ganz schwierig zu erkennen. Wird er gestoßen, weil man die Arme nicht sieht? Oder tritt er in die Hacken, weil man die Füße des Gegners nicht sieht?

Wie vermeiden Sie, dass Sie den Spielern in die Quere kommen? Bastian Dankert: Das lernt man mit den Jahren, das ist viel Erfahrung. Wo könnte der Ball hin gespielt werden? Da wir uns die Spiele der Mannschaft­en anschauen, wissen wir ganz genau, wie sie spielen: ob sie über die Flügel spielen, ob sie durch die Mitte spielen. Dementspre­chend

kann man sich dann auch mit den Laufwegen schnell anpassen.

Vor ein paar Jahren haben Sie mal ein klares Handspiel übersehen. Wie war das für Sie?

Bastian Dankert: Das ist natürlich eine Situation gewesen, die mich sehr geprägt hat in allen Lebenslage­n, weil man schon allein in der Welt dasteht, wenn alle auf dich einprügeln. Dann sollte man die Zeitungen, das Fernsehen und SocialMedi­a-Kanäle für ein bis zwei Wochen ausblenden.

Wer hat Ihnen in dieser schwierige­n Situation geholfen? Bastian Dankert: Wir haben Experten bei uns im Team und beim Deutschen FußballBun­d. Da war ich natürlich sehr froh, dass ich diese Personen alle an der Seite hatte – und vor allen Dingen die Familie. Ohne die kommt man aus so einem Loch nicht mehr so schnell raus.

Denken Sie nach Spielen noch viel über Ihre Entscheidu­ngen nach? Bastian Dankert: Man sitzt im Flugzeug, man sitzt im Auto, schließt die Tür auf und schläft vielleicht auch noch ein bisschen ungut. Aber wenn um sieben Uhr die Kinder ins Bett krabbeln und sagen: „Papa, wir freuen uns, dass du da bist.“Dann ist alles andere zweitrangi­g.

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Foto: dpa Bastian Dankert hat schon viele Fußballspi­ele gepfiffen.

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