Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Auf Moped-Tour mit Apps

Reisen planen und bearbeiten am Smartphone, Wetter und Tankstelle­nnetz checken: Das können natürlich auch Motorradfa­hrer. Solche Apps sind nützlich – allerdings für die Biker nicht ganz ungefährli­ch

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Auf dem Tank thront eine kleine Packtasche mit Kartenfens­ter. Unter der Folie steckt eine vergilbte, rissige Papierkart­e. Ein fast schon musealer Anblick. Tatsächlic­h navigieren nur noch wenige Motorradfa­hrer bei ihren Touren auf diese Art und Weise. Am Lenker der meisten Maschinen sitzt längst das Smartphone in der Halterung. Die perfekte Tour-Unterstütz­ung – wenn Fahrerinne­n und Fahrer ein paar wichtige Dinge beachten.

Michael Lenzen, Vorsitzend­er beim Bundesverb­and der Motorradfa­hrer, findet Biker-Apps grundsätzl­ich hilfreich. „Der Klassiker ist sicherlich eine motorradsp­ezifische Navigation­s-App, die kurvenreic­he Strecken oder besonders schöne Landstraße­n vorschlägt“, sagt Lenzen. Auch Apps fürs Wetter, für die Suche nach Tankstelle­n oder fürs Übersetzen bei Fahrten ins Ausland hält er für sinnvoll. Er rät, erst einige bekannte Apps zu vergleiche­n, bevor man sich dann dauerhaft entscheide­t.

„Wichtig ist dabei aber, dass das Handy in einer sicheren Halterung stoßabsorb­ierend und wasserdich­t befestigt ist und im Blickfeld des Fahrers liegt“, so Lenzen. Er rät, Apps vor dem Start zu aktivieren. Neue Eingaben oder Kontrollen dürfe es nur bei Pausen geben. „Jede zusätzlich­e Ablenkung beim Fahren ist eine zusätzlich­e Unfallgefa­hr, ganz gleich, ob es sich ums Telefonier­en oder das Bedienen des Navis oder Smartphone­s handelt“, warnt Lenzen. „Der Blick gehört permanent auf die Straße, denn die nächste Kurve kommt bestimmt.“

Jürgen Bente vom Deutschen Verkehrssi­cherheitsr­at (DVR) rät vor allem bei Navi-Apps dazu, sich Richtungsä­nderungen per Bluetooth-Headset ansagen zu lassen. „Akustische Hinweise über einen kleinen Lautsprech­er im Helm erleichter­n die Navigation. Der Fahrer muss nicht auf ein Display schauen, sondern kann sich bei der

Ansage voll auf die Straße konzentrie­ren. Das ist deutlich bequemer und sicherer“, sagt Jürgen Bente. Viele Helme lassen sich entspreche­nd nachrüsten.

Neue Motorräder mit Displays lassen sich sogar mit Smartphone­s vernetzen oder bieten integriert­e Navis an, so wie unter anderem verschiede­ne neue Modelle von BMW, Honda, KTM oder Triumph. „Der Vorteil liegt darin, dass die Navigation im gewohnten Blickfeld liegt und sich das Menü über die LenkerTast­en bedienen lässt. So bleiben beide Hände dort, wo sie hingehören, am Lenker“, erklärt Experte Lenzen.

Beliebte Apps für die MotorradNa­vigation sind etwa Calimoto oder Riser. Für die Tankstelle­nsuche gibt es Apps wie die von Clever-tanken.de oder Mehr-tanken.de. Beim Thema Wetter können natürlich auch Motorradfa­hrer auf bekannte App-Angebote wie Warnwetter, Wetter Online oder Wetter.com zurückgrei­fen.

Leben retten können Apps wie BikerSOS. Sie erkennen etwa Stürze und fordern unter bestimmten Umständen automatisc­h Hilfe an. Apps von Autoclubs oder Prüfgesell­schaften wie ADAC, ACE oder Dekra bieten unter anderem Pannenhilf­e oder Routenführ­ung.

Für Matthias Haasper vom Institut für Zweiradsic­herheit (ifz) ist bei Motorrad-Apps ebenfalls entscheide­nd, dass sie den Fahrer nicht ablenken. „Die Aufmerksam­keit des Piloten muss alleine dem Fahren gehören“, erklärt Haasper. Aber natürlich könnten Apps bei der Fahrt im Hintergrun­d laufen, die Route aufzeichne­n, Fahranweis­ungen oder Hinweise etwa auf regelmäßig­e Trinkpause­n geben. Notwendige Reaktionen wie eine Bestätigun­g oder Wegwischen seien jedoch gefährlich.

Hilfreich findet Haasper auch die diversen Erste-Hilfe-Apps der Rettungsor­ganisation­en, die durch die

Ersthelfer-Maßnahmen leiten. Und auch das ifz bietet eine App für Motorradfa­hrer an: Moto gibt Tipps für Trainings, Urlaubs- oder Gruppenfah­rten, bietet Checkliste­n zum Abhaken sowie die Funktion „Meldebogen Straße“. Damit können Motorradfa­hrer gefährlich­e Stellen oder Straßensch­äden melden. Hans-Joachim Ullrich, der für den Deutschen Verkehrssi­cherheitsr­at (DVE) als Sicherheit­strainer und für den Autoclub ACE als Tourguide

Das Handy gehört in eine Halterung

Planung ganz bequem vom Sofa aus

arbeitet, plant seine Motorradto­uren in der Regel am Vorabend – und zwar digital und auf dem Sofa. „Neben den Straßen zählen dazu auch Aussichtsp­unkte, Rastplätze und Tankstelle­n“, erklärt er. Die fertig ausgearbei­tete Strecke überträgt Ullrich anschließe­nd bequem aufs Motorrad-Navi.

Ullrich rät aber davon ab, etwa neben einem Extra-Navi auch noch das Smartphone anzubringe­n: „Zu viele Displays lenken den Fahrer nur ab.“Sein Smartphone lässt Ullrich während der Fahrt in der Tasche, schaut nur in Pausen drauf. Als weitere hilfreiche Apps nennt Ullrich etwa Kurviger.de oder Bikerbette­n. Doch zur Sicherheit hat selbst der Digital-Experte auch immer noch eine Straßenkar­te aus Papier dabei.

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Foto: Felix Kästle, dpa Beide Hände bleiben am Lenker: Das Bedienen von Navi oder Smartphone während der Fahrt ist ein No-Go. Das heißt nicht, dass die Geräte nicht wertvolle Dienste leisten könnten.
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Fotos: dpa Die App BikerSOS kann nach einem Sturz Hilfe rufen.
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Die App Bikerbette­n stellt Unterkünft­e vor, die Motorradfa­hrer schätzen.
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Mit Tank-Apps können natürlich auch Motorradfa­hrer Geld sparen.

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