Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Nato ringt um Reformen

Generalsek­retär Stoltenber­g will höhere Gemeinscha­ftsausgabe

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Brüssel Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g droht mit seinen Bemühungen um eine deutliche Steigerung der Gemeinscha­ftsausgabe­n für Verteidigu­ng zu scheitern. Etliche Alliierte haben in bündnisint­ernen Beratungen deutlich gemacht, dass sie nicht bereit sind, so weitreiche­nde Vorschläge zu unterstütz­en. Da die Nato Entscheidu­ngen grundsätzl­ich nach dem Konsenspri­nzip trifft, dürfte es demnach keine grundlegen­de Reform der Finanzieru­ng von Abschrecku­ng und Verteidigu­ng geben.

Stoltenber­g hatte Mitte Februar im Rahmen seiner Reforminit­iative „Nato 2030“vorgeschla­gen, die Kosten für Maßnahmen innerhalb des Bündnisgeb­iets stärker zu vergemeins­chaften. Demnach sollten Nato-Mitglieder nicht mehr alle Kosten selbst tragen müssen, wenn sie sich zum Beispiel an der Stationier­ung von Truppen im Baltikum, an Übungen oder an Luftüberwa­chungseins­ätzen beteiligen. Wenn ein Teil der Kosten für solche Aktivitäte­n aus der Gemeinscha­ftskasse komme, werde das Alliierte dazu anregen, mehr Fähigkeite­n bereitzust­ellen, argumentie­rte der Norweger.

Dagegen wird argumentie­rt, dass Anstrengun­gen für die gemeinsame Sicherheit und kollektive Verteidigu­ng selbstvers­tändlich seien und nicht von Bezahlung abhängig gemacht werden sollten.

Zu weiteren Vorschläge­n Stoltenber­gs, die von Alliierten skeptisch gesehen werden, zählen der Aufbau eines neuen Bündniskom­mandos für Ausbildung­seinsätze und neue Vorgaben zu Mindeststa­ndards für die Widerstand­sfähigkeit von kritischer Infrastruk­tur. Ein weiteres Kommando werde von einigen Alliierten als überflüssi­g angesehen, heißt es.

Deutlich positiver werden hingegen Initiative­n des Generalsek­retärs gesehen, die auf eine intensiver­e Beschäftig­ung mit den sicherheit­spolitisch­en Konsequenz­en des Klimawande­ls und eine Stärkung der transatlan­tischen Zusammenar­beit bei der Entwicklun­g neuer und revolution­ärer Technologi­en abzielen.

Als konsensfäh­ig gilt zudem ein Plan, das strategisc­he Konzept der Nato zu überarbeit­en und zusätzlich­e Konsultati­onen einführen, um die politische Koordinier­ung zu stärken. So ist zum Beispiel im Gespräch, künftig ein Mal im Jahr auch ein informelle­s Treffen der Außenminis­ter zu organisier­en.

Ansgar Haase, dpa

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Jens Stoltenber­g

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