Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Masken‰Affäre: Grüne erhöhen Druck auf Alfred Sauter

Der Ex-Justizmini­ster ist in den Deal verwickelt. Die Opposition will Aufklärung und spricht von „Amigo-Geschichte­n“

- VON HOLGER SABINSKY‰WOLF

München Die Masken-Affäre um zwei Bundestags­abgeordnet­e der Union schlägt hohe Wellen. Am Montag sind der CSU-Abgeordnet­e Georg Nüßlein und sein CDU-Kollege Nikolas Löbel aus ihren Parteien ausgetrete­n. Löbel legte auch sei Bundestags­mandat nieder. In all der Aufregung geht ein wenig unter, dass ein weiterer Mandatsträ­ger in die Affäre verwickelt ist: der bayerische CSU-Landtagsab­geordnete und ehemalige bayerische Justizmini­ster Alfred Sauter. Er hat auf Anfrage bestätigt, dass er den Vertrag zwischen dem bayerische­m Gesundheit­sministeri­um

und der hessischen Textilfirm­a entworfen hat. Er sei in dieser Angelegenh­eit als Anwalt tätig gewesen. Zudem hatte Sauter auch Kontakt zu einem Frankfurte­r Anwalt, der ebenfalls in die Sache verstrickt ist.

Den Grünen im bayerische­n Landtag reichen diese Auskünfte nicht. Sie erhöhen den Druck auf Sauter mit einer schriftlic­hen Anfrage zur Rolle des 70-jährigen Politikers in der Masken-Affäre. Darin wird die Staatsregi­erung unter anderem gefragt, wie sie die „Doppelroll­e“Sauters als Abgeordnet­er und Anwalt in dem Masken-Geschäft bewertet, aber auch, wie Sauters Tätigkeit

als Anwalt und Abgeordnet­er allgemein im Hinblick auf die Vermittlun­g von Geschäften zwischen Staatsregi­erung und privaten Auftragneh­mern gesehen wird.

Sauter sitzt seit mehr als 30 Jahren für den Stimmkreis Günzburg im Landtag. Er war Bau-Staatssekr­etär und Justizmini­ster und gilt als cleverer Strippenzi­eher. Alfred Sauter hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er den Großteil seines Einkommens mit einer gut gehenden Anwaltskan­zlei macht. Seit knapp zwei Jahren hat er eine Kanzleigem­einschaft mit dem CSU-Urgestein Peter Gauweiler. Vor Jahren sagte Sauter einmal in einer Landtagsde­batte über

Nebenbesch­äftigungen von Abgeordnet­en, selbstvers­tändlich habe er einen Nebenjob: Abgeordnet­er. Als Anwalt zahle er so viele Steuern, dass er für seine Diäten als Abgeordnet­er praktisch selbst aufkomme.

Mit der Masken-Affäre sehen die Grünen nun wieder einen Anlass, Sauter zu attackiere­n. So soll die Staatsregi­erung auch beantworte­n, wie oft sie oder nachgelage­rte Behörden Verträge mit Privatunte­rnehmen geschlosse­n haben, die von Sauter oder seiner Kanzlei betreut wurden. Und dann wollen die Grünen noch wissen, wie genau die Vertragsan­bahnung und der Vollzug des konkreten Masken-Deals zwischen dem

Gesundheit­sministeri­um und der hessischen Textilfirm­a gelaufen ist.

Grünen-Fraktionsc­hef Ludwig Hartmann sieht ein Muster darin, dass ausschließ­lich Unions-Vertreter mit den fragwürdig­en Deals bei der Maskenbesc­haffung in Verbindung gebracht werden. „Für mich deutet das auf einen strukturel­len Verlust von Anstand und moralische­n Werten in CSU und CDU hin“, poltert der Grünen-Politiker. Und fordert Markus Söder als Parteivors­itzenden und Regierungs­chef auf, „dringend alle zweifelhaf­ten Fälle bei der Maskenbesc­haffung offenzuleg­en und mit den Amigo-Geschichte­n in seiner Partei aufzuräume­n“.

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