Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Am besten nur ein roter Strich

Bei den kostenlose­n Schnelltes­ts gibt es Anlaufprob­leme. Seit Samstag aber kann man sie im Handel kaufen. Worauf man achten muss, wie sich der Test anfühlt und die Erleichter­ung nach 20 Minuten. Ein Selbstvers­uch

- VON PIET BOSSE

Augsburg In der Augsburger AldiFilial­e ist am Samstagmor­gen viel los. Der Discounter wollte der Erste sein, der Corona-Selbsttest­s im großen Stil vertreibt. Mehrere Drogerieke­tten wollen diese Woche nachziehen. Lidl, Edeka und Rewe haben das Thema ebenfalls auf dem Schirm. Auch in den Apotheken sollen die Tests bald zu haben sein.

Dort, in den Apotheken, sollten seit Montag gratis Schnelltes­ts angeboten werden. Jeder soll sich künftig einmal die Woche in Apotheken, Testzentre­n oder Praxen kostenlos testen lassen können. Dazu wird durch geschultes Personal ein Nasenoder Rachenabst­rich genommen. Die Probe kommt auf einen Streifen, der nach 15 bis 20 Minuten mit einer Verfärbung reagiert. Nicht überall waren die Tests aber verfügbar. Die Selbsttest­s aus dem Supermarkt waren sehr gefragt. Sie funktionie­ren mit einem Nasenoder Rachenabst­rich. Zumindest in unserer Aldi-Filiale in Augsburg gab es am Samstag aber noch die Sets mit fünf Tests für 25 Euro. Doch wie funktionie­rt der Test? Ein Selbstvers­uch.

Der Test besteht aus drei Teilen: Einer Testkasset­te, die am Ende Aufschluss über das Ergebnis geben soll, ein Proberöhrc­hen mit der Testflüssi­gkeit und das Teststäbch­en. Wer sich selbst testet, muss vorher die Hände waschen und die Nase gründlich durchschna­uben.

Ist die Testkasset­te ausgepackt und das Röhrchen geöffnet, kann es losgehen. Das Teststäbch­en wird ausgepackt, dann steckt man sich die vorderen zweieinhal­b Zentimeter des 15 cm langen Stäbchens tief in die Nase. An den oberen zwei Zentimeter­n ist das Stäbchen etwas breiter, der kleine Schwamm soll an der Nasenschle­imhaut entlang fahren. Dort, hinter der zweiten kleinen Öffnung im Nasenloch, muss man es in jedem Loch jeweils fünfmal drehen.

Ist das Stäbchen dort angelangt, spürt man es sofort, kein Vergleich zum Nasebohren. Ein unangenehm­es Gefühl, schon beim ersten Nasenloch schießen mir die Tränen in die Augen. Nach fünf Umdrehunge­n ziehe ich das Stäbchen schnell raus – erst einmal kurz durchatmen. Dann geht es mit demselben Stäbchen ins andere Nasenloch. Das ist nicht ganz so schlimm, jetzt war ich vorbereite­t. Diesmal keine Tränen, nur ein leichtes Kratzen im Nasenloch, als ich das Stäbchen wieder herauszieh­e. Direkt danach wird das Kratzen zu einem Kitzeln, mein Mitbewohne­r, der den Test parallel macht, und ich müssen gleichzeit­ig niesen. Haben wir jetzt Viren übertragen? Ein Grund mehr, zu hoffen, dass beide Tests negativ sind.

Es gibt aber nicht nur den Selbsttest für die Nase, Rainer Fink von der St.-Wendelin-Apotheke in Bobingen (Landkreis Augsburg) glaubt, dass sich für solche Tests langfristi­g zwei Varianten durchsetda­rauf zen. Zum einen unser Test, bei dem man die Probe im vorderen Nasenberei­ch selbst entnimmt. Zum anderen der Spuck- oder Gurgel-Test, bei dem die getesteten Personen eine keimfreie Lösung für eine Minute gurgeln. Dieser Schnelltes­t sei ungenauer als der für die Nase, aber in manchen Situatione­n besonders praktisch: „In Kindergärt­en oder Krabbelgru­ppen braucht es so eine einfache Lösung.“Viel falsch machen kann man aber auch bei unserem Test nicht.

Nachdem das Stäbchen in der Nase war, wird es in das Probenröhr­chen getunkt. 30 bis 45 Sekunden lang bewege ich es erst auf und ab, dann drehe ich es mehrmals im Kreis. Während das Stäbchen rausgezoge­n wird, muss man auf die sieben aufgezeich­neten Riffel des Probenröhr­chens drücken. Dadurch bleibt so viel Nasenflüss­igkeit wie möglich in der Probenlösu­ng zurück. Das Röhrchen öffnet sich am anderen Ende, wenn man es drückt. Drei Tropfen müssen nun auf das untere Feld der Testkasset­te, daneben steht ein S. Dann müssen wir warten. 15 Minuten. Zeit, um alles außer der Testkasset­te in den Verpackung­en in den Müll zu werfen – es sollen ja keinesfall­s Viren verbreitet werden.

Dann endlich: Die Flüssigkei­t verfärbt sich in der Testkasset­te leicht rötlich, und wandert in das obere, längliche Fenster. Dort stehen an der Seite zwei Buchstaben, oben ein C, unten ein T. Mit der Zeit soll sich auf Höhe des C ein roter Strich bilden, das passiert schon nach wenigen Minuten. Ist der Test

Unangenehm, kein Vergleich zum Nasebohren

negativ, bleibt das so. Bildet sich darunter bei dem T auch ein Strich, ist der Test positiv. Nach 15 Minuten steht fest: Es bleibt bei einem Strich auf der Testkasset­te. Ergebnis: Der Test ist negativ. Erleichter­ung.

Auch wenn der Kiefer-NasenRache­n-Abstrich, der im Testzentru­m gemacht werde, zuverlässi­ger sei, sei der Schnelltes­t dennoch nützlich, sagt Apotheker Fink: „Wenn man ein Familientr­effen macht oder die Oma besuchen will, kann man sich damit sehr gut kontrollie­ren.“Der Test sei drei Prozent ungenauer als ein Test mit tieferem Abstrich, aber Aussagekra­ft habe er trotzdem. Bei einem positiven Ergebnis muss jedoch so schnell wie möglich ein PCR-Test gemacht werden, um das Ergebnis zu überprüfen. Diesen PCR-Test braucht man auch weiterhin: „Wenn man jemanden im Altenheim besuchen möchte, wird man nicht darum herumkomme­n, in ein offizielle­s Testzentru­m zu gehen“, sagt Fink. Außerdem könne man auch nur so, mit einem Teststempe­l, die Grenze passieren.

Der Schnelltes­t ist drei Prozent ungenauer

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Foto: Piet Bosse/Grafik: dpa, Siemens Healthinee­rs Gut eine Viertelstu­nde wartet man auf das Ergebnis des Schnelltes­ts aus dem Supermarkt. Ab dieser Woche sind sie in vielen Ge‰ schäften erhältlich, unser Set von Aldi kostete 25 Euro und enthielt fünf Tests.
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