Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Stadt will das Bewohnerpa­rken ausweiten

Vor der Öffnung des Bahnhofstu­nnels soll verhindert werden, dass das Thelottvie­rtel zum Pendlerpar­kplatz wird. Eine Ausdehnung der Parkerlaub­nis für Anwohner auf weitere Viertel ist nicht ausgeschlo­ssen

- VON STEFAN KROG

Die Stadt plant angesichts höherer Auto-Zulassungs­zahlen und mehr Einpendler­n eine Ausdehnung des Bewohnerpa­rkens. Bisher sind die Innenstadt mit Jakobervor­stadt, das Stadtjäger- und das Bismarck- mit Teilen des Antonsvier­tels als Bewohnerpa­rkzonen ausgewiese­n. Dort ist ein Bewohnerpa­rkausweis Voraussetz­ung, um sein Auto ohne Parkschein oder Parkscheib­e abstellen zu dürfen. Teils sind Parkplätze auch ausschließ­lich Anwohnern vorbehalte­n.

Nun will die Stadtverwa­ltung prüfen, inwieweit im Thelottvie­rtel Bewohnerpa­rken eingeführt werden kann. Hintergrun­d ist, dass mit der Öffnung des Bahnhofstu­nnels 2023 befürchtet wird, dass Bahnpendle­r das Thelottvie­rtel tagsüber als eine Art Park-and-Ride-Anlage nutzen könnten. Auch für weitere Viertel, die aber noch nicht näher benannt sind, soll der Bauausschu­ss des Stadtrats diese Woche den Weg für Untersuchu­ngen frei machen.

Bisher hatte die Stadt eine Ausdehnung abgelehnt, unter anderem mit der Begründung, dass Fremdparke­r dann einfach aufs Nachbarvie­rtel ausweichen würden und ein Verdrängun­gsprozess in Gang komme. Auch Gewerbetre­ibende würden benachteil­igt. Zuletzt wies die Stadt 2007 ein neues Gebiet aus. Mit dem Beschlussv­orschlag legt das Baureferat nun ein Stück weit eine Kehrtwende hin. Der Parkdruck steige in manchen Vierteln zunehmend, weil Pendler von Auswärts hier parken und in der Stadt immer stärker nachverdic­htet werde, so die Begründung. Besonders betroffen seien Viertel, die an bestehende Bewohnerge­biete angrenzen. Die Stadt München reagierte schon vor Jahren auf die Entwicklun­g, indem sie das Bewohnerpa­rken großräumig ausdehnte.

Die Parkplatzn­ot in Augsburg steigt seit Jahren, was unter anderem daran liegt, dass die Zahl der zugelassen­en Autos immer weiter steigt. Anfang 2020 waren es 138.000 zugelassen­e Pkw (469 Autos pro 1000 Einwohner). Das sind 20 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. Zahlen für 2021 liegen noch nicht vor. Den steigenden Parkdruck bekommen vor allem Altbaugebi­ete zu spüren, denn dort waren zur Zeit des Baus Tiefgarage­n bzw. ein Stellplatz­nachweis noch keine Vorschrift. Bei Neubauten sind laut städtische­r Satzung 1,1 Stellplätz­e pro Wohnung vorgeschri­eben, wobei die Stadt in manchen Neubauquar­tieren unter diesen Schlüssel gehen möchte, wenn sie gut an den Nahverkehr angeschlos­sen sind und alternativ­e Mobilitäts­konzepte (Carsharing, Leihräder oder übertragba­re Nahverkehr­sabos) vorhanden sind.

Von der SPD kam schon vor einigen Jahren die Forderung, das Bewohnerpa­rken versuchswe­ise auf Oberhausen, Lechhausen und das Hochfeld auszudehne­n. Neben der grundsätzl­ichen Parkplatzn­ot wolle man damit auch das Problem von parkenden Kleintrans­portern angehen, so die Sozialdemo­kraten zur Begründung.

Insgesamt hat die Stadt mehr als 8200 Bewohnerpa­rkausweise (30 Euro Gebühr im Jahr) im Umlauf – eine Garantie auf einen Stellplatz ist ein Ausweis aber nicht. In manchen Vierteln kommt ein Parkplatz auf drei ausgegeben­e Bewohnerpa­rkausweise. Betroffen sind Viertel mit älteren Gebäuden – für die Erbauer der Altstadt waren Autoparkpl­ätze logischerw­eise kein Thema, und nur vereinzelt wurden so genannte Quartiersg­aragen nachträgli­ch eingebaut.

Um zu untersuche­n, ob ein Viertel auch rechtlich fürs Bewohnerpa­rken in Frage kommt, rechnet die Stadt mit Kosten von etwa 50.000 Euro. Dazu muss unter anderem gezählt und gemessen werden, wie viele Parkvorgän­ge es in einem Viertel gibt und wie lange die Autos dann stehen. Ein Teil der Parkplätze muss auch weiterhin für Nicht-Anwohner offen stehen (tagsüber mindestens 50, nachts mindestens 25 Prozent).

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Die Stadt Augsburg denkt darüber nach, das Bewohnerpa­rken aufs Thelottvie­rtel auszuweite­n.
Foto: Silvio Wyszengrad Die Stadt Augsburg denkt darüber nach, das Bewohnerpa­rken aufs Thelottvie­rtel auszuweite­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany