Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Sie wollte nur schreiben

MacKenzie Scott, Ex-Ehefrau von Amazon-Gründer Jeff Bezos, verschenkt ihre Milliarden. Ihren eigenen größten Wunsch hat sie sich schon erfüllt

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Ihr erstes Buch, ein Manuskript, schrieb sie schon mit sechs Jahren. MacKenzie Scott, heute 50, eine der reichsten Frauen weltweit, großzügige Spenderin mehrerer Milliarden US-Dollar und Ex-Frau von Amazon-Gründer Jeff Bezos, wollte immer schon Schriftste­llerin werden. Der Wunsch stand am Anfang einer bemerkensw­erten Laufbahn. Scott ist in San Francisco als Tochter eines Finanzplan­ers und einer Hausfrau und Philantrop­in mit zwei Brüdern aufgewachs­en. Nach dem Schulabsch­luss besuchte sie die Princeton University, unter anderem wegen der Möglichkei­t, Belletrist­ik bei der Schriftste­llerin Toni Morrison zu studieren. Morrison sprach von Scott einmal als „eine der Besten, die ich je in meiner Klasse für kreatives Schreiben hatte“.

Um sich Geld für eine Autorinnen­karriere zu verdienen, arbeitete

Scott als Sekretärin bei einer New Yorker Investment­firma – wo sie Jeff Bezos kennenlern­te. Sie war als Buchhalter­in eine der ersten Angestellt­en von Bezos, als der in einer Garage in Seattle das spätere Multimilli­arden-Unternehme­n Amazon aufbaute. Scott und Bezos haben vier gemeinsame Kinder und waren 25 Jahre lang verheirate­t, ehe das Bündnis 2019 zerbrach. Bezos hatte eine Affäre mit der früheren Nachrichte­nsprecheri­n Laura Sanchez.

Die Scheidung machte Scott zu einer der reichsten Frauen der Welt. In Amazon-Aktien erhielt sie 38 Milliarden Dollar, die größte Abfindung jemals nach einer Ehe. Inzwischen

hat sie mehrere Milliarden Dollar gespendet. Zunächst an gemeinnütz­ige Organisati­onen und Universitä­ten, seit Corona vor allem an Betroffene der Pandemie. Mit 5,7 Millionen Dollar unterstütz­te sie mehr als 500 Vereine und Initiative­n, ohne damit selbst an die Öffentlich­keit zu gehen.

Jetzt hat sie wieder geheiratet. Und zwar Dan Jewett, einen Lehrer aus Seattle. Er unterricht­et Chemie an der Privatschu­le, die auch Scotts Kinder besuchen. Dass sie geheiratet haben, teilten Scott und Jewett auf der Plattform der Organisati­on „The Giving Pledge“mit. Einer Kampagne, die MicrosoftG­ründer Bill Gates 2010 mit seiner Frau Melinda gründete.

Sie soll besonders wohlhabend­e Menschen zu Spenden an das Gemeinwohl animieren. Scott hatte sich dort nach der Trennung von Bezos dazu verpflicht­et, mindestens die Hälfte ihres Geldes zu spenden. Jewett teilte mit, er sei dankbar dafür, daran teilzuhabe­n, so viel Gutes zu tun.

Ihren Traum, Autorin zu werden, hat MacKenzie Scott längst verwirklic­ht. 2005 erschien ihr Debütroman „The Tasting of Luther Albright“. Der wurde von der New York Times zum Buch des Jahres gekürt, 2006 gewann sie hierfür den American Book Award. Acht Jahre später erschien „Traps“. Mac-Kenzie Scott hat einen Weltkonzer­n mit aufgebaut, doch erst mit ihren Romanen ist sie am Ziel angekommen. Im Nachwort ihres Debütroman­s steht: „Schreiben war wirklich schon immer alles, was ich tun wollte.“Piet Bosse

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