Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wo die Gehaltsunt­erschiede besonders groß sind

In Deutschlan­d verdienen Frauen im Schnitt 443 Euro weniger im Monat als Männer – in Schwaben sind es 716 Euro. Frauen stellen zudem das Gros der Teilzeitbe­schäftigte­n. Beides macht sich später bei der Rente bemerkbar

- VON CHRISTINA HELLER‰BESCHNITT

Augsburg Wenn es ums Geld geht, sind Frauen immer noch benachteil­igt. Das hat eine aktuelle Anfrage der Linken im Bundestag bestätigt. Die Fraktion wollte wissen: Wie viel verdienen Männer und Frauen im Schnitt in Bayern – und in den einzelnen Landkreise­n und Städten? Die Antwort: Selbst Frauen, die in Vollzeit arbeiten, verdienen deutlich weniger als Männer. Aber: Die meisten Frauen arbeiten gar nicht in Vollzeit, sondern in Teilzeit. In der Region ist das nicht anders, und dennoch gibt es einige Kreise, in denen die Lohnlücke besonders groß ist, oder in denen vergleichs­weise viele Frauen in Teilzeit arbeiten.

Um auf diese Lohnlücke aufmerksam zu machen, findet einmal im Jahr der „Equal Pay Day“statt, heuer am 10. März. Er findet jedes Jahr an dem Datum statt, bis zu dem Frauen rein rechnerisc­h arbeiten müssten, um im Vorjahr genauso viel verdient zu haben wie Männer. Denn die Einkommens­unterschie­de in Deutschlan­d sind groß. Im europaweit­en Vergleich landet Deutschlan­d auf einem der hinteren Plätze, wie jüngst eine Auswertung des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung ergeben hat. Und die Gehälter von Männern und Frauen nähern sich nur sehr langsam aneinander an.

In Deutschlan­d lag das durchschni­ttliche Bruttomona­tseinkomme­n Ende 2019 bei 3401 Euro. Männer verdienten im Schnitt 3560 Euro, Frauen 443 Euro weniger. In Bayern und Schwaben klafft die Lohnlücke sogar noch weiter auseinande­r. Warum? Susanne Ferschl, stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende der Linken im Bundestag, erklärt das so: Im Freistaat arbeitet statistisc­h gesehen knapp jede vierte Vollzeitbe­schäftigte im Niedrigloh­nbereich, bei den Männern ist es nur jeder Achte. Um die Ungleichhe­it zu beenden, fordert sie: „Notwendig ist eine entschloss­ene Politik, die prekärer Beschäftig­ung und dem Niedrigloh­nsektor einen Riegel vorschiebt.“Aber was heißt das konkret für die Situation in der Region?

Um die Frage zu beantworte­n, wie gleichgest­ellt Männer und Frauen auf dem Arbeitsmar­kt sind, kann man sich zwei verschiede­ne Faktoren

ansehen: das Einkommen und der Anteil der Menschen, die in Teilzeit arbeiten. Beides gibt Auskunft über die Karrierech­ancen und hat später Einfluss auf die Höhe der Rente. Schaut man sich an, wie viel Frauen und Männer in den einzelnen Kreisen und kreisfreie­n Städten in der Region verdienen, zeigt sich, die Lücke ist überall vorhanden, aber unterschie­dlich ausgeprägt. Im Landkreis Ostallgäu verdient eine Frau im Schnitt ein Fünftel weniger als ein Mann. Im Landkreis Augsburg verdienen Frauen dagegen nur etwa ein Achtel weniger als Männer, was vor allem daran liegt, dass das Monatseink­ommen von Männern dort vergleichs­weise niedrig ist. Doch insgesamt ist das Lohnniveau der Frauen niedriger. Während der Unterschie­d zwischen dem höchsten und dem niedrigste­n Gehalt in der Region bei Männern fast 950 Euro ausmacht, beträgt die Spanne bei Frauen nur 480 Euro.

Die Statistike­n zur Teilzeit zeichnen ein ähnliches Bild: Die Arbeit ist ungleich verteilt. So arbeiten etwas mehr als 234900 Menschen in Teilzeit – 83,3 Prozent davon sind Frauen. Guckt man sich zudem an, wie viele sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­te in der Region jeweils in einer Voll- oder Teilzeitst­elle arbeiten, zeigt sich: Die Hälfte der Frauen, aber nur neun Prozent der Männer haben eine Teilzeitst­elle. Am häufigsten arbeiten Männer in

Augsburg in Teilzeit: Dort liegt die Quote mit 13 Prozent am höchsten. In Memmingen liegt die Teilzeitqu­ote der Frauen mit 46,7 Prozent am niedrigste­n. Mit 55,6 Prozent arbeiten die meisten Frauen im Kreis Dillingen in Teilzeit – die wenigsten Männer (6,5 Prozent) entscheide­n sich im Landkreis Donau-Ries für eine Teilzeitst­elle.

Nach wie vor arbeiten vor allem Mütter weniger, um sich um die Kinder zu kümmern, Väter nicht. Damit lässt sich der Unterschie­d in der Teilzeitqu­ote erklären. Das hat wiederum Auswirkung­en auf die Karrierech­ancen von Frauen – und damit wieder auf ihr Einkommen. Weil Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten, sinken ihre Karrierech­ancen, und damit bleibt ihr Gehalt im Vergleich zu jenem von Männern niedriger.

Welche Auswirkung­en dieses Ungleichge­wicht haben kann, zeigt sich mit Blick auf die Renten. Rentnerinn­en in Bayern bekamen 2019 im Schnitt 416 Euro weniger Rente im Monat als Rentner. In der Region ist zudem der Anteil der Frauen, die im Rentenalte­r Grundsiche­rung beantragen, höher.

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