Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wo die Gehaltsunterschiede besonders groß sind
In Deutschland verdienen Frauen im Schnitt 443 Euro weniger im Monat als Männer – in Schwaben sind es 716 Euro. Frauen stellen zudem das Gros der Teilzeitbeschäftigten. Beides macht sich später bei der Rente bemerkbar
Augsburg Wenn es ums Geld geht, sind Frauen immer noch benachteiligt. Das hat eine aktuelle Anfrage der Linken im Bundestag bestätigt. Die Fraktion wollte wissen: Wie viel verdienen Männer und Frauen im Schnitt in Bayern – und in den einzelnen Landkreisen und Städten? Die Antwort: Selbst Frauen, die in Vollzeit arbeiten, verdienen deutlich weniger als Männer. Aber: Die meisten Frauen arbeiten gar nicht in Vollzeit, sondern in Teilzeit. In der Region ist das nicht anders, und dennoch gibt es einige Kreise, in denen die Lohnlücke besonders groß ist, oder in denen vergleichsweise viele Frauen in Teilzeit arbeiten.
Um auf diese Lohnlücke aufmerksam zu machen, findet einmal im Jahr der „Equal Pay Day“statt, heuer am 10. März. Er findet jedes Jahr an dem Datum statt, bis zu dem Frauen rein rechnerisch arbeiten müssten, um im Vorjahr genauso viel verdient zu haben wie Männer. Denn die Einkommensunterschiede in Deutschland sind groß. Im europaweiten Vergleich landet Deutschland auf einem der hinteren Plätze, wie jüngst eine Auswertung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung ergeben hat. Und die Gehälter von Männern und Frauen nähern sich nur sehr langsam aneinander an.
In Deutschland lag das durchschnittliche Bruttomonatseinkommen Ende 2019 bei 3401 Euro. Männer verdienten im Schnitt 3560 Euro, Frauen 443 Euro weniger. In Bayern und Schwaben klafft die Lohnlücke sogar noch weiter auseinander. Warum? Susanne Ferschl, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, erklärt das so: Im Freistaat arbeitet statistisch gesehen knapp jede vierte Vollzeitbeschäftigte im Niedriglohnbereich, bei den Männern ist es nur jeder Achte. Um die Ungleichheit zu beenden, fordert sie: „Notwendig ist eine entschlossene Politik, die prekärer Beschäftigung und dem Niedriglohnsektor einen Riegel vorschiebt.“Aber was heißt das konkret für die Situation in der Region?
Um die Frage zu beantworten, wie gleichgestellt Männer und Frauen auf dem Arbeitsmarkt sind, kann man sich zwei verschiedene Faktoren
ansehen: das Einkommen und der Anteil der Menschen, die in Teilzeit arbeiten. Beides gibt Auskunft über die Karrierechancen und hat später Einfluss auf die Höhe der Rente. Schaut man sich an, wie viel Frauen und Männer in den einzelnen Kreisen und kreisfreien Städten in der Region verdienen, zeigt sich, die Lücke ist überall vorhanden, aber unterschiedlich ausgeprägt. Im Landkreis Ostallgäu verdient eine Frau im Schnitt ein Fünftel weniger als ein Mann. Im Landkreis Augsburg verdienen Frauen dagegen nur etwa ein Achtel weniger als Männer, was vor allem daran liegt, dass das Monatseinkommen von Männern dort vergleichsweise niedrig ist. Doch insgesamt ist das Lohnniveau der Frauen niedriger. Während der Unterschied zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Gehalt in der Region bei Männern fast 950 Euro ausmacht, beträgt die Spanne bei Frauen nur 480 Euro.
Die Statistiken zur Teilzeit zeichnen ein ähnliches Bild: Die Arbeit ist ungleich verteilt. So arbeiten etwas mehr als 234900 Menschen in Teilzeit – 83,3 Prozent davon sind Frauen. Guckt man sich zudem an, wie viele sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Region jeweils in einer Voll- oder Teilzeitstelle arbeiten, zeigt sich: Die Hälfte der Frauen, aber nur neun Prozent der Männer haben eine Teilzeitstelle. Am häufigsten arbeiten Männer in
Augsburg in Teilzeit: Dort liegt die Quote mit 13 Prozent am höchsten. In Memmingen liegt die Teilzeitquote der Frauen mit 46,7 Prozent am niedrigsten. Mit 55,6 Prozent arbeiten die meisten Frauen im Kreis Dillingen in Teilzeit – die wenigsten Männer (6,5 Prozent) entscheiden sich im Landkreis Donau-Ries für eine Teilzeitstelle.
Nach wie vor arbeiten vor allem Mütter weniger, um sich um die Kinder zu kümmern, Väter nicht. Damit lässt sich der Unterschied in der Teilzeitquote erklären. Das hat wiederum Auswirkungen auf die Karrierechancen von Frauen – und damit wieder auf ihr Einkommen. Weil Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten, sinken ihre Karrierechancen, und damit bleibt ihr Gehalt im Vergleich zu jenem von Männern niedriger.
Welche Auswirkungen dieses Ungleichgewicht haben kann, zeigt sich mit Blick auf die Renten. Rentnerinnen in Bayern bekamen 2019 im Schnitt 416 Euro weniger Rente im Monat als Rentner. In der Region ist zudem der Anteil der Frauen, die im Rentenalter Grundsicherung beantragen, höher.