Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Commerzban­k gewinnt mehr Privatkund­en

Bundesweit will das Institut Standorte aufgeben und Jobs abbauen. In Schwaben ist die Bank mit dem vergangene­n Geschäftsj­ahr zufrieden und verspricht, weiterhin in der Region präsent zu sein

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Der neue Commerzban­kchef Manfred Knof will das Institut deutlich rentabler machen und hat dafür kürzlich einen straffen Sparkurs vorgestell­t. Die Bank baut rund 10000 Stellen ab, von 790 Filialen sollen am Ende noch 450 bleiben. Die Commerzban­k ist stark in unserer Region vertreten. Was die Sparpläne konkret für die Standorte bedeuten, ist noch offen. Die Bank führt zuerst Gespräche mit den Arbeitnehm­ervertrete­rn, Ergebnisse sind frühestens im zweiten Halbjahr zu erwarten, heißt es. In der für weite Teile unserer Region zuständige­n Niederlass­ung in Augsburg gibt man aber bereits jetzt das Verspreche­n ab, weiterhin für die Kunden da zu sein.

„Wir sind und bleiben eine starke Hausbank in Augsburg“, sagt Niederlass­ungsleiter Stefan Roßmayer, der für die Privat- und Unternehme­rkunden verantwort­lich ist. „Wir bleiben die führende Bank für den Mittelstan­d und auch in Zukunft ein starker und verlässlic­her Partner für die Wirtschaft hier in der Region“, sagt auch Frank Humbach, der als Niederlass­ungsleiter für Firmenkund­en über 15 Millionen Euro Umsatz zuständig ist. Zuversicht­lich stimmt beide, dass die Commerzban­k Niederlass­ung Augsburg trotz der Corona-Krise auf eine „positive Bilanz“für das Jahr 2020 zurückblic­kt. Zur Niederlass­ung gehören neben den beiden Commerzban­kHäusern in Augsburg unter anderem auch die Standorte Donauwörth, Memmingen, Kaufbeuren, Füssen, Kempten, Isny und Landsberg am Lech.

● Mehr Kunden Die Commerzban­k in der Region hat im vergangene­n Jahr 2536 neue Privat- und Unternehme­rkunden gewonnen, inzwischen sind es 91 807. Diese legten in der Krise mehr Geld zur Seite. Die Einlagen stiegen um drei Prozent – Geld, das zum Beispiel auf Sparkonten geparkt ist, obwohl es kaum Zinsen gibt. „Die Kunden haben in der Corona-Krise weniger konsumiert, konnten weniger reisen und haben aus einem Sicherheit­sbedürfnis heraus mehr gespart, erklärt Privatkund­en-Chef Roßmayer. Gleichzeit­ig wurden die Anleger mutiger und steckten einen Teil des Ersparten in Aktien. „Wir haben aus Sparern Anleger gemacht“, sagt Roßmayer. Die Zahl der Wertpapier­sparpläne der Niederlass­ung legte zum Beispiel um 26 Prozent zu.

● Bau‰Boom Große Zuwächse erlebte die Commerzban­k-Niederlass­ung auch bei Baufinanzi­erungen: Das Neugeschäf­t wuchs hier im Jahr 2020 um 16 Prozent auf 325 Millionen Euro zu. „Die Menschen kamen im Corona-Jahr weniger raus, lebten mehr zu Hause, das hat dem Wunsch nach einem Leben im Grünen oder einem Haus mit Garten weiteren Aufschwung vermutet Roßmayer.

● Digitalisi­erung Deutlich beschleuni­gt hat sich auch die Digitalisi­erung. Immer mehr Bankgeschä­fte werden über das Smartphone ausgeführt. Im Bereich der Niederlass­ung Augsburg legte die Zahl der Nutzer der Banking-App der Commerzban­k binnen eines Jahres um 32 Prozent zu. Auch Aktien und Fonds werden immer häufiger per Smartphone gekauft. Einfache Überweisun­gen erledigen inzwischen über 90 Prozent der Commerzban­k-Privatkund­en online oder mobil, bei den größeren Firmen sind es praktisch 100 Prozent.

● Corona‰Krise Hart hat die Corona-Krise viele Firmen getroffen. „Es ging im Frühjahr 2020 darum, schnell und flexibel zu helfen“, sagt Firmenkund­en-Chef Humbach. Die Niederlass­ung stellte 100 Spezialist­en ab, um Hilfskredi­te der KfWFörderb­ank zu vermitteln. In der Region habe die Commerzban­k Firmenkund­en mit 118 Millionen Euro an KfW-Krediten unterstütz­en können. Davon seien rund 73 Millionen Euro bisher tatsächlic­h gezogen worden. „Viele Firmen haben die Kredite vorsorglic­h beantragt, aber nicht in Anspruch genommen“, erklärt Humbach.

gegeben“,

Welchen gesamtwirt­schaftlich­en Schaden die Corona-Epidemie hinterlass­en wird, sei noch nicht ganz abzusehen, meint Humbach. Dazu müsse abgewartet werden, ob stärker Insolvenze­n auftreten, wenn die Corona-Übergangsr­egeln auslaufen. Die Gastronomi­e, die Reise- und Modebranch­e habe die Krise hart getroffen. Andere Bereiche wie der Lebensmitt­elhandel oder die Medizintec­hnik kämen dagegen gestärkt aus der Krise. „Mein Eindruck ist, dass die Wirtschaft das Thema bisher besser verkraftet als erwartet“, sagt Humbach.

● Konjunktur‰Prognose Für den Rest des Jahres sind die Bank-Fachleute zuversicht­lich. Ein sich erholendes China-Geschäft mit China helfe zum Beispiel bereits der schwäbisch­en Export-Industrie. Wenn Impfstoff verfügbar ist und das Corona-Ansteckung­srisiko sinkt, könnte auch der Konsum im zweiten und dritten Quartal anziehen. „In den Haushalten gibt es bei Kleidung oder Urlaub großen Nachholbed­arf – das wird der Konjunktur zusätzlich Schub geben“, erwartet Roßmayer. Die Bank geht davon aus, dass die Wirtschaft in Deutschlan­d heuer um 4,5 Prozent wachsen könnte und der Dax Richtung 15 000 Punkte steigt.

 ?? Foto: Daniel Karmann, dpa ?? Die Commerzban­k sieht sich in unserer Region gut aufgestell­t, muss aber trotz‰ dem sparen.
Foto: Daniel Karmann, dpa Die Commerzban­k sieht sich in unserer Region gut aufgestell­t, muss aber trotz‰ dem sparen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany