Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Commerzbank gewinnt mehr Privatkunden
Bundesweit will das Institut Standorte aufgeben und Jobs abbauen. In Schwaben ist die Bank mit dem vergangenen Geschäftsjahr zufrieden und verspricht, weiterhin in der Region präsent zu sein
Augsburg Der neue Commerzbankchef Manfred Knof will das Institut deutlich rentabler machen und hat dafür kürzlich einen straffen Sparkurs vorgestellt. Die Bank baut rund 10000 Stellen ab, von 790 Filialen sollen am Ende noch 450 bleiben. Die Commerzbank ist stark in unserer Region vertreten. Was die Sparpläne konkret für die Standorte bedeuten, ist noch offen. Die Bank führt zuerst Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern, Ergebnisse sind frühestens im zweiten Halbjahr zu erwarten, heißt es. In der für weite Teile unserer Region zuständigen Niederlassung in Augsburg gibt man aber bereits jetzt das Versprechen ab, weiterhin für die Kunden da zu sein.
„Wir sind und bleiben eine starke Hausbank in Augsburg“, sagt Niederlassungsleiter Stefan Roßmayer, der für die Privat- und Unternehmerkunden verantwortlich ist. „Wir bleiben die führende Bank für den Mittelstand und auch in Zukunft ein starker und verlässlicher Partner für die Wirtschaft hier in der Region“, sagt auch Frank Humbach, der als Niederlassungsleiter für Firmenkunden über 15 Millionen Euro Umsatz zuständig ist. Zuversichtlich stimmt beide, dass die Commerzbank Niederlassung Augsburg trotz der Corona-Krise auf eine „positive Bilanz“für das Jahr 2020 zurückblickt. Zur Niederlassung gehören neben den beiden CommerzbankHäusern in Augsburg unter anderem auch die Standorte Donauwörth, Memmingen, Kaufbeuren, Füssen, Kempten, Isny und Landsberg am Lech.
● Mehr Kunden Die Commerzbank in der Region hat im vergangenen Jahr 2536 neue Privat- und Unternehmerkunden gewonnen, inzwischen sind es 91 807. Diese legten in der Krise mehr Geld zur Seite. Die Einlagen stiegen um drei Prozent – Geld, das zum Beispiel auf Sparkonten geparkt ist, obwohl es kaum Zinsen gibt. „Die Kunden haben in der Corona-Krise weniger konsumiert, konnten weniger reisen und haben aus einem Sicherheitsbedürfnis heraus mehr gespart, erklärt Privatkunden-Chef Roßmayer. Gleichzeitig wurden die Anleger mutiger und steckten einen Teil des Ersparten in Aktien. „Wir haben aus Sparern Anleger gemacht“, sagt Roßmayer. Die Zahl der Wertpapiersparpläne der Niederlassung legte zum Beispiel um 26 Prozent zu.
● BauBoom Große Zuwächse erlebte die Commerzbank-Niederlassung auch bei Baufinanzierungen: Das Neugeschäft wuchs hier im Jahr 2020 um 16 Prozent auf 325 Millionen Euro zu. „Die Menschen kamen im Corona-Jahr weniger raus, lebten mehr zu Hause, das hat dem Wunsch nach einem Leben im Grünen oder einem Haus mit Garten weiteren Aufschwung vermutet Roßmayer.
● Digitalisierung Deutlich beschleunigt hat sich auch die Digitalisierung. Immer mehr Bankgeschäfte werden über das Smartphone ausgeführt. Im Bereich der Niederlassung Augsburg legte die Zahl der Nutzer der Banking-App der Commerzbank binnen eines Jahres um 32 Prozent zu. Auch Aktien und Fonds werden immer häufiger per Smartphone gekauft. Einfache Überweisungen erledigen inzwischen über 90 Prozent der Commerzbank-Privatkunden online oder mobil, bei den größeren Firmen sind es praktisch 100 Prozent.
● CoronaKrise Hart hat die Corona-Krise viele Firmen getroffen. „Es ging im Frühjahr 2020 darum, schnell und flexibel zu helfen“, sagt Firmenkunden-Chef Humbach. Die Niederlassung stellte 100 Spezialisten ab, um Hilfskredite der KfWFörderbank zu vermitteln. In der Region habe die Commerzbank Firmenkunden mit 118 Millionen Euro an KfW-Krediten unterstützen können. Davon seien rund 73 Millionen Euro bisher tatsächlich gezogen worden. „Viele Firmen haben die Kredite vorsorglich beantragt, aber nicht in Anspruch genommen“, erklärt Humbach.
gegeben“,
Welchen gesamtwirtschaftlichen Schaden die Corona-Epidemie hinterlassen wird, sei noch nicht ganz abzusehen, meint Humbach. Dazu müsse abgewartet werden, ob stärker Insolvenzen auftreten, wenn die Corona-Übergangsregeln auslaufen. Die Gastronomie, die Reise- und Modebranche habe die Krise hart getroffen. Andere Bereiche wie der Lebensmittelhandel oder die Medizintechnik kämen dagegen gestärkt aus der Krise. „Mein Eindruck ist, dass die Wirtschaft das Thema bisher besser verkraftet als erwartet“, sagt Humbach.
● KonjunkturPrognose Für den Rest des Jahres sind die Bank-Fachleute zuversichtlich. Ein sich erholendes China-Geschäft mit China helfe zum Beispiel bereits der schwäbischen Export-Industrie. Wenn Impfstoff verfügbar ist und das Corona-Ansteckungsrisiko sinkt, könnte auch der Konsum im zweiten und dritten Quartal anziehen. „In den Haushalten gibt es bei Kleidung oder Urlaub großen Nachholbedarf – das wird der Konjunktur zusätzlich Schub geben“, erwartet Roßmayer. Die Bank geht davon aus, dass die Wirtschaft in Deutschland heuer um 4,5 Prozent wachsen könnte und der Dax Richtung 15 000 Punkte steigt.