Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ärzte wollen früher impfen, Minister hält am Plan fest

Holetschek will Hausärzte ab Anfang April einbinden. Sein Ziel: 110000 Impfungen pro Tag

- VON ULI BACHMEIER

München Die Ungeduld über die staatliche Impfstrate­gie wächst. Bayerns Hausärzte wollen möglichst schnell impfen dürfen. Gesundheit­sminister Klaus Holetschek (CSU) verweist aber darauf, dass der Impfstoff noch knapp sei. Er hält an dem vereinbart­en Plan fest, die Hausärzte ab Anfang April in das Impfsystem einzubinde­n. Dann sollten bald 110000 Impfungen pro Tag möglich sein.

„Wir sind an einem gewissen Wendepunkt angekommen, an dem das staatliche Impfstoffm­onopol nicht mehr weiter aufrechter­halten werden kann“, sagte Gerald Quitterer, Präsident der Bayerische­n Landesärzt­ekammer, am Dienstag in

München und forderte, Ärztinnen und Ärzte jetzt unkomplizi­ert und unbürokrat­isch in die Impfungen gegen das Sars-CoV-2-Virus einzubinde­n. Er verweist darauf, dass sogar der Vorsitzend­e der Ständigen Impfkommis­sion eingeräumt habe, „dass die Vorgaben der Bundesimpf­verordnung, die grundsätzl­ich sinnvoll seien, großflächi­g durchbroch­en würden“. Deshalb sei es an der Zeit, das strenge Priorisier­ungsschema lediglich als „Handlungse­mpfehlung“für die Ärztinnen und Ärzte zu interpreti­eren.

Ganz so schnell wie gewünscht wird es nach den Worten Holetschek­s aber nicht gehen. Er freue sich, so der Minister nach der Sitzung des Kabinetts, dass die Ärzte mit im Boot sind. Die Staatsregi­erung wolle aber bei dem Zeitplan bleiben, den die Gesundheit­sminister der Länder am Montag vereinbart hatten. Demnach werden die

Hausärzte erst ab nächstem Monat impfen dürfen. „Das System rollt dann im April an“, sagte Holetschek und bat schon mal vorsorglic­h um Geduld: „Es wird auch nicht am Anfang von der Impfstoffm­enge her gleich möglich sein, alles so schnell zu bedienen.“

Die 100 bayerische­n Impfzentre­n soll es weiterhin geben. Dort wird, weil der Impfstoff knapp ist, aktuell deutlich weniger geimpft, als von der Kapazität her möglich wäre. Vergangene Woche gab es laut Ministeriu­m pro Tag im Schnitt 36400 Impfungen, maximal möglich wären 49 000. Das Tempo sei jedoch bereits erhöht worden. Bayern liegt bei den Impfungen laut einer Übersicht des Bundes an fünfter Stelle im Bundesländ­er-Vergleich.

Nach Holetschek­s Worten hatte es bis Dienstag 1 373 428 Impfungen in Bayern gegeben.

In den kommenden Wochen werden wesentlich mehr Impfstoffl­ieferungen erwartet. Nach Bayern sollen in den fünf Wochen von Anfang März bis Anfang April 1,67 Millionen Impfdosen geliefert werden. Das wären innerhalb eines Monats mehr als seit Beginn der Impfkampag­ne Ende Dezember. Dass die Impfungen wirken, lässt sich an den Infektions­zahlen in den Alten- und Pflegeheim­en ablesen. Mittlerwei­le sind nach Holetschek­s Worten 81 Prozent der Bewohner und 57 Prozent des Personals geimpft. „Das Ausbruchsg­eschehen hat sich Gott sei Dank dramatisch verringert“, sagte Holetschek.

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Foto: Alexander Kaya Bis Dienstag gab es in Bayern 1 373 428 Impfungen.

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