Augsburger Allgemeine (Land Nord)
1000 000 Euro aus Berlin
Die Stadt erhält eine Finanz-Spritze für die Sanierung der Erhard-Wunderlich-Halle. Das tut gut, doch die Kosten sind immens und ein Ende der Baumaßnahmen noch nicht in Sicht
Die Erhard-Wunderlich-Sporthalle, im Naturschutzgebiet des Wittelsbacher Parkes gelegen, hat, seit sie 1965 eröffnet wurde, viel erlebt. Muhammad Ali hat in ihr geboxt, bei den Olympischen Spielen wurden dort Vorrundenspiele im Handball ausgetragen. Auch Erhard Wunderlich, der „Handballspieler des Jahrhunderts“, der aus Augsburg stammt, spielte dort. Darum trägt die Sporthalle auch seinen Namen. Der Betonbau galt lange als Schmuckkästchen. Das ist er auch immer noch, doch nagt an ihm der Zahn der Zeit. Und das an allen Ecken und Enden.
Lange Zeit kümmerte man sich in Augsburg, wo die städtischen Kassen meist notorisch klamm sind, um viele städtische Sportstätten. Das Sport- und Bäderamt versuchte mit viel Engagement, aber wenig Geld, den Sportbetrieb in der Halle oberhalb des Rosenaustadions irgendwie am Laufen zu halten. Dort war zwar schon längst kein Spitzensport mehr zu sehen, aber für die Breitensportler war die Halle eine immens wichtige Sportstätte.
Doch irgendwann machten die neuen Brandschutzverordnungen dieser Flickschusterei ein Ende. Mitte des vergangenen Jahrzehnts senkten die Brandschützer den Daumen, in die ursprünglich für 3000 Zuschauer zugelassene Halle durften nur noch 199 hinein. Der Aufschrei war groß, auch in der Politik, und so begann der lange, kurvenreiche und vor allem sehr teure Weg zur Sanierung des Baudenkmals. In einem ersten Bauabschnitt wurden eine elektronische Alarmanlage und Brandschutztüren eingebaut. Dinge, die Geld kosten, die kaum sichtbar, aber unabdingbar sind. Kleine Schritte, zum großen Wurf fehlt einfach das Geld.
Daran ändert jetzt auch die eine Million Euro Förderung aus Berlin nichts. Im Oktober hatte das Sportund Bäderamt den Förderantrag für das Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“abgeschickt, jetzt kam die Zusage. 600 Millionen Euro schwer ist dieses bundesweite Programm, 200 Millionen waren für alte Anträge reserviert, 400 für neue. Eine Million davon geht nun nach Augsburg.
Dies war auch der Lobbyarbeit der Augsburger Politiker zu verdanken. Wie viel nun der Anteil der Einzelnen daran ist, ist von außen schwer zu beurteilen. Das Loben übernahmen die Bundestagsabgeordneten Ulrike Bahr (SPD), Volker Ullrich (CSU) und die Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) via Pressemitteilungen gleich ein wenig selbst.
Für insgesamt 2,4 Millionen Euro will die Stadt nun, wie vom Brandschutz gefordert, die Heizungs- und Lüftungsanlage erneuern, die Sanitäranlagen im westlichen Bereich (Richtung Rosenaustadion) sanieren und noch einige Türen brandschutztechnisch auf den neuesten Stand bringen.
„Wir sind begeistert, dass dies geklappt hat. Jetzt können wir endlich diese Baumaßnahme durchführen“, freute sich der neue Sport- und Kulturreferent der Stadt Augsburg, Jürgen Enninger, im Gespräch mit unserer Redaktion. Er ist ein Fan der denkmalgeschützen Sportstätte: „Die Erhard-Wunderlich-Halle hat mich von Anfang an begeistert, weil es ein klassischer Betonbau ist und auch identitätsprägend für die Sportgeschichte Augsburgs. Sie ist auch die Heimat für sehr viele Sportarten.“Aber eine sehr in die Jahre gekommene.
Und wann der zweite Bauabschnitt trotz der Förderzusage in Angriff genommen werden kann, steht noch nicht fest. Petra Keller, eine der beiden Leiterinnen des Sport- und Bäderamtes, sagt: „Wir sind in den Planungen und in den Abstimmungen mit verschiedenen
Behörden.“Einen genauen Zeitpunkt für den Beginn der Bauarbeiten kann sie nicht nennen: „Das wäre Kaffeesatzleserei.“Denn die Sporthalle liegt im Naturschutzgebiet Wittelsbacher Park, einem ganz sensiblen Bereich.
Aber auch wenn dieser zweite Bauabschnitt durch die zusätzliche Förderung schneller abgearbeitet wird, wird die Erhard-WunderlichHalle noch lange sanierungsbedürftig sein. Denn sind die Sanitäranlagen im Westen erneuert, werden die im Osten stillgelegt. Und dann müssen erst wieder neue Haushaltsmittel angemeldet werden.
Hinzu kommt: Für eine Komplettsanierung der Halle (Hallenboden, Tribüne, Fassade etc.) gibt es weder einen Zeitplan noch eine genaue Kostenschätzung. Die würde auf jeden Fall im höheren zweistelligen Millionenbereich liegen. Angesichts der prekären finanziellen Lage eine zum jetzigen Zeitpunkt unrealisierbare Aufgabe.
Die Stadt hat sich auf einen Marathonlauf eingestellt. Referent Jürgen Enninger sagt: „Man muss die gegenwärtige Haushaltslage beurteilen, und da können wir uns diesen Themen nur Schritt für Schritt annehmen. Was nicht heißt, dass wir das Projekt aus den Augen verlieren.“