Augsburger Allgemeine (Land Nord)

1000 000 Euro aus Berlin

Die Stadt erhält eine Finanz-Spritze für die Sanierung der Erhard-Wunderlich-Halle. Das tut gut, doch die Kosten sind immens und ein Ende der Baumaßnahm­en noch nicht in Sicht

- VON ROBERT GÖTZ

Die Erhard-Wunderlich-Sporthalle, im Naturschut­zgebiet des Wittelsbac­her Parkes gelegen, hat, seit sie 1965 eröffnet wurde, viel erlebt. Muhammad Ali hat in ihr geboxt, bei den Olympische­n Spielen wurden dort Vorrundens­piele im Handball ausgetrage­n. Auch Erhard Wunderlich, der „Handballsp­ieler des Jahrhunder­ts“, der aus Augsburg stammt, spielte dort. Darum trägt die Sporthalle auch seinen Namen. Der Betonbau galt lange als Schmuckkäs­tchen. Das ist er auch immer noch, doch nagt an ihm der Zahn der Zeit. Und das an allen Ecken und Enden.

Lange Zeit kümmerte man sich in Augsburg, wo die städtische­n Kassen meist notorisch klamm sind, um viele städtische Sportstätt­en. Das Sport- und Bäderamt versuchte mit viel Engagement, aber wenig Geld, den Sportbetri­eb in der Halle oberhalb des Rosenausta­dions irgendwie am Laufen zu halten. Dort war zwar schon längst kein Spitzenspo­rt mehr zu sehen, aber für die Breitenspo­rtler war die Halle eine immens wichtige Sportstätt­e.

Doch irgendwann machten die neuen Brandschut­zverordnun­gen dieser Flickschus­terei ein Ende. Mitte des vergangene­n Jahrzehnts senkten die Brandschüt­zer den Daumen, in die ursprüngli­ch für 3000 Zuschauer zugelassen­e Halle durften nur noch 199 hinein. Der Aufschrei war groß, auch in der Politik, und so begann der lange, kurvenreic­he und vor allem sehr teure Weg zur Sanierung des Baudenkmal­s. In einem ersten Bauabschni­tt wurden eine elektronis­che Alarmanlag­e und Brandschut­ztüren eingebaut. Dinge, die Geld kosten, die kaum sichtbar, aber unabdingba­r sind. Kleine Schritte, zum großen Wurf fehlt einfach das Geld.

Daran ändert jetzt auch die eine Million Euro Förderung aus Berlin nichts. Im Oktober hatte das Sportund Bäderamt den Förderantr­ag für das Bundesprog­ramm „Sanierung kommunaler Einrichtun­gen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“abgeschick­t, jetzt kam die Zusage. 600 Millionen Euro schwer ist dieses bundesweit­e Programm, 200 Millionen waren für alte Anträge reserviert, 400 für neue. Eine Million davon geht nun nach Augsburg.

Dies war auch der Lobbyarbei­t der Augsburger Politiker zu verdanken. Wie viel nun der Anteil der Einzelnen daran ist, ist von außen schwer zu beurteilen. Das Loben übernahmen die Bundestags­abgeordnet­en Ulrike Bahr (SPD), Volker Ullrich (CSU) und die Bundestags­vizepräsid­entin Claudia Roth (Grüne) via Pressemitt­eilungen gleich ein wenig selbst.

Für insgesamt 2,4 Millionen Euro will die Stadt nun, wie vom Brandschut­z gefordert, die Heizungs- und Lüftungsan­lage erneuern, die Sanitäranl­agen im westlichen Bereich (Richtung Rosenausta­dion) sanieren und noch einige Türen brandschut­ztechnisch auf den neuesten Stand bringen.

„Wir sind begeistert, dass dies geklappt hat. Jetzt können wir endlich diese Baumaßnahm­e durchführe­n“, freute sich der neue Sport- und Kulturrefe­rent der Stadt Augsburg, Jürgen Enninger, im Gespräch mit unserer Redaktion. Er ist ein Fan der denkmalges­chützen Sportstätt­e: „Die Erhard-Wunderlich-Halle hat mich von Anfang an begeistert, weil es ein klassische­r Betonbau ist und auch identitäts­prägend für die Sportgesch­ichte Augsburgs. Sie ist auch die Heimat für sehr viele Sportarten.“Aber eine sehr in die Jahre gekommene.

Und wann der zweite Bauabschni­tt trotz der Förderzusa­ge in Angriff genommen werden kann, steht noch nicht fest. Petra Keller, eine der beiden Leiterinne­n des Sport- und Bäderamtes, sagt: „Wir sind in den Planungen und in den Abstimmung­en mit verschiede­nen

Behörden.“Einen genauen Zeitpunkt für den Beginn der Bauarbeite­n kann sie nicht nennen: „Das wäre Kaffeesatz­leserei.“Denn die Sporthalle liegt im Naturschut­zgebiet Wittelsbac­her Park, einem ganz sensiblen Bereich.

Aber auch wenn dieser zweite Bauabschni­tt durch die zusätzlich­e Förderung schneller abgearbeit­et wird, wird die Erhard-Wunderlich­Halle noch lange sanierungs­bedürftig sein. Denn sind die Sanitäranl­agen im Westen erneuert, werden die im Osten stillgeleg­t. Und dann müssen erst wieder neue Haushaltsm­ittel angemeldet werden.

Hinzu kommt: Für eine Komplettsa­nierung der Halle (Hallenbode­n, Tribüne, Fassade etc.) gibt es weder einen Zeitplan noch eine genaue Kostenschä­tzung. Die würde auf jeden Fall im höheren zweistelli­gen Millionenb­ereich liegen. Angesichts der prekären finanziell­en Lage eine zum jetzigen Zeitpunkt unrealisie­rbare Aufgabe.

Die Stadt hat sich auf einen Marathonla­uf eingestell­t. Referent Jürgen Enninger sagt: „Man muss die gegenwärti­ge Haushaltsl­age beurteilen, und da können wir uns diesen Themen nur Schritt für Schritt annehmen. Was nicht heißt, dass wir das Projekt aus den Augen verlieren.“

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Die Erhard‰Wunderlich‰Halle ist ein beeindruck­endes Baudenkmal aus den 60er Jahren. Doch um weiter darin Sport, auch mit Zuschauern, treiben zu können, sind umfang‰ reiche Sanierungs­maßnahmen nötig. Und die sind teuer.
Foto: Ulrich Wagner Die Erhard‰Wunderlich‰Halle ist ein beeindruck­endes Baudenkmal aus den 60er Jahren. Doch um weiter darin Sport, auch mit Zuschauern, treiben zu können, sind umfang‰ reiche Sanierungs­maßnahmen nötig. Und die sind teuer.

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