Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Für Radler sollen Verbesseru­ngen kommen

Die Stadt plant für das laufende Jahr in einer Reihe von Hauptverke­hrsstraßen provisoris­che Radstreife­n. Dies bedeutet unter anderem: Für Autos gibt es bald weniger Platz. Für Fahrräder soll es mehr Abstellplä­tze geben

- VON STEFAN KROG

Das schwarz-grüne Regierungs­bündnis plant, nachdem es inzwischen ein knappes Jahr an der Macht ist, eine Reihe von Verbesseru­ngen für Fahrradfah­rer. Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) will im Bauausschu­ss des Stadtrats am kommenden Donnerstag mehrere Maßnahmen beschließe­n lassen, darunter eine Verschmäle­rung der Neusäßer Straße für den Autoverkeh­r. Die Grünen machen in der Koalition seit Monaten Druck, dass sie Verbesseru­ngen sehen wollen. Zudem haben 15.500 Bürger beim Bürgerbege­hren zur Förderung des Fahrradver­kehrs unterschri­eben. Die Initiatore­n verhandeln gerade mit der Stadt über ein gemeinsame­s Vorgehen, das einen Bürgerents­cheid überflüssi­g machen würde.

Die ganz großen Würfe sind bei dem Beschlussp­aket am Donnerstag nicht dabei, allerdings hat der Stadtrat schon vergangene­s Jahr eine Reihe von weitreiche­nden Verbesseru­ngen für Radfahrer beschlosse­n, die in diesem Jahr umgesetzt werden sollen. Beabsichti­gt ist, mehrere Schwachste­llen im Radverkehr­snetz an teils neuralgisc­hen Punkten, die schon seit Jahren kritisiert werden, anzugehen. „Wir bauen das Radwegenet­z weiter kontinuier­lich aus und ich freue mich sehr, dass mit den Versuchsst­reifen in der Frölich- und der Hermanstra­ße in diesem Jahr ein Weg gegangen wird, der eine schnellere Umsetzung dieser Maßnahmen ermöglicht“, so Merkle.

Den Anfang soll im Frühjahr voraussich­tlich nach Ostern die Frölichstr­aße machen. Hier wird die Stadt zunächst im Rahmen eines Verkehrsve­rsuchs Radspuren auf der Fahrbahn abmarkiere­n. Dafür müssen auch mehrere Parkplätze für Autos wegfallen. Von dem Fahrradweg sollen insbesonde­re Schüler mehrerer Schulen im Umfeld (etwa Peutinger-Gymnasium, MariaThere­sia-Gymnasium, Stetten-Institut) profitiere­n. Gibt es keine gravierend­en Probleme, soll der Radweg dort dauerhaft kommen.

Im Sommer soll dann die Hermanstra­ße, die als Zufahrt zur Innenstadt aus Richtung Göggingen ohne nennenswer­tes Angebot für

Radler dasteht, versuchswe­ise Fahrradstr­eifen bekommen. 2022 will die Stadt dann auch im heiklen Bereich unmittelba­r vor der Kaiserhofk­reuzung mit Radspuren operieren. Dafür sind aber noch Umprogramm­ierungen der Ampeln nötig, um Staus (von denen auch die Straßenbah­n betroffen wäre) zu vermeiden. Eine Demo im Sommer der Fridays-forFuture-Bewegung hatte im Morgenverk­ehr zu Verkehrsbe­hinderunge­n geführt.

Und voraussich­tlich zum Ende des Jahres ist geplant, in der Neuburger Straße in Lechhausen Radspuren einzuricht­en und dafür je eine Autospur wegzunehme­n. Auch hier geht die Stadt davon aus, dass die verbleiben­de Spur auf der Hauptverke­hrsstraße ausreichen­d ist, nachdem sie vor Jahren schon in der Lechhauser Straße Radspuren zulasten des Platzes für Autos eingericht­et hatte. Diese Arbeiten sollen Ende 2021 oder dann 2022 erfolgen. Grund ist, dass in diesem Jahr im Osten der Stadt relativ viele Baustellen geplant sind und es zu keiner Überlastun­g kommen soll. Eine dieser Baustellen ist der Umbau der Stadtbachs­traße, der Umleitunge­n nötig macht. Auch dort soll es Verbesseru­ngen für Radler geben.

2015 hatte der Stadtrat einen Netzplan mit Haupt- und Nebenachse­n für den Radverkehr verabschie­det. Teils sind bereits Radwege vorhanden, teils sind sie zu schmal, teils gibt es, wie in der Ulmer Straße, noch gar kein Angebot. Wo möglich, setzt die Stadt darauf, an

Hauptstraß­en Autospuren wegzunehme­n (etwa Langenmant­elstraße). Bisher kam es dadurch zu keinen Verkehrspr­oblemen, allerdings hielt sich die Zahl der Maßnahmen bisher in Grenzen. Am kommenden Donnerstag will Baureferen­t Merkle im Bauausschu­ss des Stadtrats einige weitere Maßnahmen vorstellen:

● Neusäßer Straße: Am Donnerstag will Merkle im Bauausschu­ss beschließe­n lassen, dass die Neusäßer Straße zwischen der Abzweigung Stenglinst­raße (Zufahrt Uniklinik) und dem Neusässer Kreisverke­hr nur noch eine Spur für Autos je Richtung haben wird. Das soll Platz schaffen für eigene Radspuren. In diesem Abschnitt gibt es entweder gar kein Angebot für Radler (stadtauswä­rts) oder einen zu schmalen

Fußgänger-Radweg (stadteinwä­rts).

Die Stadt geht davon aus, dass die Straße (20.500 Autos pro Tag in 2016 und 22.000 Autos pro Tag prognostiz­iert für 2030) auch mit einem Fahrstreif­en leistungsf­ähig genug bleibt. Maßgeblich sei die Zahl der Spuren kurz vor Knotenpunk­ten, die unveränder­t bleiben soll, weil der Radverkehr dort aufs Gehwegnive­au geführt wird, so das Tiefbauamt. Geplant ist, in der Neusäßer Straße eine Verkehrsin­sel für Fußgänger einzubauen. Die Kosten liegen bei 550.000 Euro, die im Haushalt enthalten sind.

● Mittlerer Graben: Auf der Achse zwischen Rotem Tor und UPM-Papierfabr­ik gibt es noch eine Radweglück­e von gut 200 Metern am Mittleren Graben zwischen den Kreuzungen Perlachber­g und Leonhardsb­erg. Die Straße ist in diesem Bereich wegen der Randbebauu­ng sehr eng. Nachdem es seit Jahren Forderunge­n von Radlern gibt, die Situation zu verbessern, will die Stadt im Zuge von Kanalbauar­beiten kommendes Jahr, wenn die Straße aufgerisse­n werden muss, prüfen, wie sich der Radverkehr dort besser führen lässt. Dafür will Merkle am Donnerstag einen Beschluss des Bauausschu­sses.

● Radabstell­plätze Fischmarkt: Um die problemati­sche Situation mit Radabstell­plätzen in der Innenstadt zu entspannen, will die Stadt auf dem Fischmarkt zwischen Rathauspla­tz und Perlachtur­m Abstellplä­tze für 20 Räder schaffen. Dafür wird ein Teil der Parkplätze, die in der Vergangenh­eit von Stadtpolit­ikern genutzt wurden, aufgegeben. Aktuell nimmt das Klimacamp diesen Platz in Beschlag. CSU und Grüne hatten im Juli die Umwandlung gefordert.

● Domkurve: Nachdem die Stadtwerke in diesem Jahr die Gleise in der Domkurve sanieren werden, möchte die Stadt dort ein radlerfreu­ndliches Pflaster aus geschnitte­nen Steinen verlegen. Damit soll die Holperpart­ie in diesem Bereich von Frauentors­traße/Hohem Weg ein Ende haben. Die anschließe­nden Straßenabs­chnitte haben einen Asphaltbel­ag. Ein eigener Radweg ist auf der Achse nicht geplant.

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Foto: Silvio Wyszengrad In der Neusäßer Straße (hier der Blick in Richtung Neusäßer Kreisverke­hr) plant die Stadt die Wegnahme von Autospuren zu‰ gunsten von Radwegen.

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