Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Droht den Bahnhöfen im Westen das Abstellgle­is?

Mit dem Ausbau der Bahnstreck­e Augsburg-Ulm sollten die Haltestell­en auf Vordermann gebracht werden. Doch nun zieht die Bahn ihr Verspreche­n zurück

- VON PHILIPP KINNE

Landkreis Augsburg Eine ältere Dame kämpft am Dinkelsche­rber Bahnhof mit ihrem Koffer. Mühsam schleppt sie sich die steilen Treppen hinauf zum Zug. Auch an anderen Bahnhöfen bietet sich dieses Bild. Längst nicht alle Bahnhöfe im Augsburger Land sind barrierefr­ei. Das – so die große Hoffnung – sollte sich mit dem Ausbau der Bahnstreck­e Augsburg-Ulm ändern. Doch nun rudert die Bahn zurück.

Die Strecke von Ulm bis Augsburg-Oberhausen soll durchgängi­g mit vier Gleisen ausgebaut werden. Das Ziel einer Fahrtzeit von 26 Minuten soll so umgesetzt werden. Die Bahn präsentier­te Varianten für vier Trassen für die Strecke, die derzeit überprüft werden. Der Ausbau der Bestandsst­recke ist nur eine davon. Bei der jüngsten Gemeindera­tssitzung in Dinkelsche­rben wurden die Pläne ebenfalls vorgestell­t.

In der anschließe­nden Diskussion wollte Marktrat Tobias Mayr (CSU) von Bahn-Projektlei­ter Markus Baumann wissen, wie weit die Pläne zum barrierefr­eien Umbau des Dinkelsche­rber Bahnhofs seien. Denn der sei der Gemeinde schließlic­h versproche­n worden. In einer Mitteilung der Bahn vom vergangene­n März heißt es: „Im Zuge des Bahnprojek­ts Ulm–Augsburg wird in den kommenden Jahren auch die Barrierefr­eiheit an allen Bahnhöfen der bestehende­n Strecke geplant.“Nun ruderte Projektlei­ter Baumann allerdings zurück. Man könne den barrierefr­eien Ausbau nicht mehr garantiere­n, hieß es bei der Sitzung in Dinkelsche­rben.

Der Bundestags­abgeordnet­e Hansjörg Durz (CSU) zeigte sich auf Nachfrage unserer Redaktion sehr verwundert über diese Aussage. Durz berichtet von einem Treffen im März 2020 mit dem Abgeordnet­en Ulrich Lange (CSU) und dem Bahnvorsta­nd Ronald Pofalla. Damals sei zugesicher­t worden, dass die Bahnhöfe entlang der Bestandsst­recke barrierefr­ei werden. Bei einem Gespräch im Bundesverk­ehrsminist­erium habe Durz ebenfalls keine anderslaut­ende Antwort erhalten: „Auf meine ausdrückli­che Nachfrage, ob das Bundesverk­ehrsminist­erium die barrierefr­eie Planung der Bestandsba­hnhöfe gestoppt habe, wurde versichert, dass dies nicht geschehen sei“, so Durz.

Ein Sprecher der Bahn teilt auf Nachfrage dazu mit: „Die generelle Zusage für die barrierefr­eie Planung der Bahnhöfe ist zwischenze­itlich überholt“. Denn mittlerwei­le sei klar, dass eine reine Ausbaustre­cke direkt entlang der Bestandsst­recke nicht möglich ist. Statt eines dritten und damit zusätzlich­en Gleises zwischen Dinkelsche­rben und Augsburg müssten nun zwei neue Gleise neben oder auch weit ab der bestehende­n Gleise gebaut werden. „Entscheide­nd wird sein, ob das Projekt mit diesen neuen Gleisen eine bestehende Station berührt und dort Umbauten in der Infrastruk­tur notwendig macht“, so der Bahnsprech­er. Wo dies der Fall sein wird, werde dann auch barrierefr­ei geplant. Andernfall­s erstmal nicht.

Neben dem Bahnhof in Dinkelsche­rben gilt auch der in Neusäß seit Jahren als ausbaubedü­rftig. Immer wieder wurde der Umbau des Neusässer Bahnhofs mit dem Verweis auf die Planungen fürs dritte Gleis vertagt. Doch den Neusässer Bürgermeis­ter Richard Greiner (CSU) die Sorge um, dass das ganze Geld in die neue Trasse gesteckt wird und die Bahnhöfe in Neusäß und Westheim bleiben, wie sie sind. Er sieht den Auftrag für die Region, hier „ganz fest Druck zu machen“. Die Bahnhöfe dürften bei der neuen Planung nicht hinten durchfalle­n.

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Foto: Marcus Merk Wann wird der Bahnhof in Dinkelsche­r‰ ben barrierefr­ei? Die Bahn will sich da nicht mehr festlegen.

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