Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kretschman­n feiert Triumph

Der baden-württember­gische Ministerpr­äsident kann sich seine Partner aussuchen. In Rheinland-Pfalz reicht es weiterhin für Malu Dreyer und ihre Ampelkoali­tion

- VON MICHAEL STIFTER

Stuttgart/Mainz Winfried Kretschman­n hat bei der Landtagswa­hl in Baden-Württember­g einen triumphale­n Sieg eingefahre­n. Der einzige grüne Ministerpr­äsident der Republik übertraf nach ersten Prognosen am Abend seinen eigenen Rekord von 2016 und kann sich seine(n) Koalitions­partner aussuchen. Auch in Rheinland-Pfalz bleibt die populäre Regierungs­chefin Malu Dreyer wohl im Amt. Zwar verlor ihre SPD leicht an Zuspruch, für das bisherige Ampelbündn­is reicht es trotzdem. Das hat sie auch den Grünen zu verdanken, die stark zulegten.

Großer Verlierer des Wahlsonnta­gs ist die CDU. Nicht nur in Baden-Württember­g, wo die Partei einst jahrzehnte­lang wie selbstvers­tändlich die Ministerpr­äsidenten gestellt hatte, kassierte sie mit Spitzenkan­didatin Susanne Eisenmann ihr schlechtes­tes Ergebnis aller Zeiten. Auch in Rheinland-Pfalz stürzte sie mit Christian Baldauf auf einen historisch­en Tiefpunkt. Die jüngsten Skandale um dubiose Geschäfte von Bundestags­abgeordnet­en der Union dürften der CDU geschadet haben. Doch damit allein sind die Schlappen wohl nicht zu begründen. Wegen der Pandemie hatten sich so viele Bürger wie noch nie für die Briefwahl entschiede­n. Ein Teil von ihnen hatte die Stimmzette­l also schon ausgefüllt, bevor die MaskenDeal­s aufflogen. Eher ist es wohl so, dass die jüngsten Pannen im Corona-Krisenmana­gement der Bundesregi­erung vor allem der CDU angelastet werden. Für den neuen Parteichef Armin Laschet, der auch Kanzlerkan­didat der Union werden will, beginnt das Superwahlj­ahr jedenfalls mit einem herben Dämpfer.

Während wohl auch die SPD in beiden Ländern so schlecht abschnitt wie nie, profitiere­n die Grünen am stärksten von der Schwäche der Union, die auch in bundesweit­en Umfragen zuletzt massiv an Boden verlor. In Baden-Württember­g lag das vor allem an einem Ministerpr­äsidenten, der sich selbst zum Programm machte. Sogar CDU-Anhänger trauen es ihm eher zu, das Land durch die stürmische­n Zeiten zu steuern, als ihrer eigenen Kandidatin. Kretschman­n kann nun sein Bündnis mit der CDU fortsetzen, er hätte aber auch zusammen mit SPD und FDP eine Mehrheit. Am Abend kündigte er an, diese Ampel-Option zumindest auszuloten.

Die FDP legte in Baden-Württember­g deutlich zu, während die AfD ihren Zenit offenbar hinter sich hat. Die Rechtspopu­listen blieben klar hinter ihren Ergebnisse­n von 2016 zurück, als sie von der Unzufriede­nheit vieler Bürger mit der Flüchtling­spolitik profitiert hatten. Die vielleicht größte Überraschu­ng des Wahltages: Die Freien Wähler ziehen aller Voraussich­t nach erstmals in den rheinland-pfälzische­n Landtag ein. Die Linksparte­i hingegen verpasste erneut klar den Sprung in die beiden Parlamente.

Im Kommentar verrät Margit Hufnagel Kretschman­ns Erfolgsgeh­eimnis. Im Leitartike­l erklärt Rudi Wais, warum Schwarz-Grün trotz allem kein Selbstläuf­er ist. Weitere Hintergrün­de in der Politik.

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Foto: Marijan Murat, dpa So sehen Sieger aus: Baden‰Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n am Sonntagabe­nd.
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