Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Fallen die Masken im Bundestag?

Spahn will brisante Liste veröffentl­ichen

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Berlin Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) will die Namen aller Abgeordnet­en öffentlich machen, die an der Vermittlun­g von MaskenGesc­häften beteiligt waren. Doch aufgrund von rechtliche­n Bedenken muss sein Gesundheit­sministeri­um zunächst auf die Bundestags­abgeordnet­en zugehen, die konkrete Verträge zwischen Masken-Hersteller­n und Regierung vermittelt haben. Die Bundestags­verwaltung hatte Spahn vergangene Woche darauf aufmerksam gemacht, dass Abgeordnet­e nach einschlägi­ger Rechtsprec­hung ein berechtigt­es Interesse an der Vertraulic­hkeit personenbe­zogener Daten hätten, die von der Freiheit des Mandats geschützt seien. „Solche Daten dürfen daher nur in eng begrenzten Ausnahmefä­llen herausgege­ben werden“, teilte ein Sprecher mit. Rechtlich unbedenkli­ch erscheine die Herausgabe, wenn dem Ministeriu­m eine Einwilligu­ng der Betroffene­n vorliege.

Die Masken-Affäre lastet weiterhin auf dem Parlament – und vor allem auf der Unionsfrak­tion, deren damalige Mitglieder Georg Nüßlein und Nikolas Löbel den Skandal ausgelöst hatten. Sie sollen sich – möglicherw­eise illegal – persönlich an Geschäften mit Corona-Masken zu Beginn der Pandemie bereichert haben. Die Fraktionsc­hefs von CDU und CSU legten daraufhin den verblieben­en Abgeordnet­en eine „Ehrenerklä­rung“zur Unterschri­ft vor, in der sie bestätigen sollten, aus dem Kauf oder Verkauf von Medizinpro­dukten während der Pandemie keine finanziell­en Vorteile erzielt zu haben. Alle Abgeordnet­en unterschri­eben die Erklärung.

Doch auch in der Aserbaidsc­hanAffäre droht der Union weiteres Ungemach. Mehrere Mitglieder der Fraktion stehen unter Verdacht, sich gegen Bezahlung für das autoritär regierte Land starkgemac­ht zu haben. Der Thüringer CDU-Parlamenta­rier Mark Hauptmann legte nach solchen Lobbyismus-Vorwürfen sein Mandat nieder. Axel E. Fischer aus Baden-Württember­g verlor wegen ähnlicher Vorwürfe sogar seine Immunität. Seine Büros wurden wegen des Verdachts der Bestechlic­hkeit durchsucht. Und zuletzt wurde auch dem Parlamenta­rischen Staatssekr­etär im Wirtschaft­sministeri­um, Thomas Bareiß, fragwürdig­e Einflussna­hme zugunsten Aserbaidsc­hans nachgesagt.

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