Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Zurück in die Schule

- VON JOSEF KARG jok@augsburger‰allgemeine.de

Heute beginnt für viele Schülerinn­en und Schüler in Bayern sozusagen eine Art neues Leben. Sie dürfen/müssen wieder zur Schule gehen. Eine Frage drängt sich allerdings sofort auf: Wie viele werden dort auch ankommen?

Denn in den vergangene­n Monaten haben ja viele das Elternhaus so gut wie nicht mehr verlassen. Manche werden vermutlich nicht mal mehr in ihre Schuhe und Anoraks passen, weil sie den Winter über nur in Freizeit-Klamotten barfuß vorm Bildschirm verbrachte­n.

Zu einer echten Herausford­erung könnte auch der Schulweg werden. Geliebt war er nie, darum vergisst man ihn auch schnell. Insofern dürfte das ohne die Infos der Geodatenba­nk von Google Maps schwierig werden. Zumal sie nicht beim Auffinden des Klassenzim­mers unterstütz­en. Zuvor werden sowieso manche schon mit einem Frischluft­schock in die Krankenhäu­ser eingeliefe­rt werden. Überhaupt ist die Frage, wer es nach all dem Herumgamme­ln ohne Sport körperlich erschlafft bis zur Schule schafft.

Auch bei Psychologe­n könnte Hochbetrie­b herrschen, denn von den vielen Schülern sind regelrecht­e Panikattac­ken zu erwarten, gerade wenn sie in den öffentlich­en Verkehrsmi­tteln plötzlich und unvermitte­lt wieder auf fremde Menschen stoßen. Andere werden überrascht feststelle­n, dass ihre Schulkamer­aden während des Lockdowns erwachsen geworden sind. Da kann man nur hoffen, dass sie sich wiedererke­nnen. Wie sich die Entzugsers­cheinungen von der mehrmonati­gen Bildschirm­präsenz auswirken, darüber kann nur spekuliert werden.

So kann man am Ende lediglich hoffen, dass das bayerische Kulturmini­sterium den Restart der Schulen besser vorbereite­t hat als den Lockdown. Mal sehen, wie viele beim Unterricht­sstart einschlafe­n, weil sie denken, sie säßen noch immer in einer Videokonfe­renz.

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