Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Buchungsbo­om für Mallorca

Gleich nach Ende der Reisewarnu­ng ist die Nachfrage nach Urlaub auf der Lieblingsi­nsel der Deutschen riesig. Die Freude am Tapetenwec­hsel könnte aber vor Ort getrübt werden

- VON RALPH SCHULZE

Berlin/Palma Nach der Aufhebung der Reisewarnu­ng für Mallorca und andere Urlaubsgeb­iete fordert auch das deutsche Gastgewerb­e eine Öffnungspe­rspektive. Und das mit Worten, die tief blicken lassen. „Es ist nicht erklärbar, der einheimisc­hen Tourismusb­ranche keine Perspektiv­e zu geben, während das Reisen ins Ausland ermöglicht wird“, sagt zum Beispiel die Hauptgesch­äftsführer­in des Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverbandes (Dehoga), Ingrid Hartges, am Sonntag. „Wut und Verzweiflu­ng wachsen ohne Ende.“

Seit Sonntag ist Urlaub auf Mallorca und in anderen Regionen Spaniens, Portugals und Dänemarks wieder ohne Quarantäne und Testpflich­t nach der Rückkehr möglich – rechtzeiti­g zwei Wochen vor Beginn der Osterferie­n in den meisten Bundesländ­ern. Die Hotels in Deutschlan­d sind dagegen mindestens noch bis zum 28. März geschlosse­n. Wie es weitergeht? Soll erst am 22. März von Bund und Ländern entschiede­n werden.

Sorgen und Wut von Hotel- und Gaststätte­nbesitzern ist Francina Armengol nicht fremd. Die Regierungs­chefin der balearisch­en Inseln kennt die Stimmungsl­age bei sich zu Hause nur zu gut. Im Dezember und Januar gehörte Mallorca noch zu den spanischen Corona-Hotspots. Dank harter Maßnahmen schafften es die Mallorquin­er jedoch, die Zahl der Corona-Infektione­n stark zu drücken. Inzwischen steht die Urlaubsins­el mit einer Sieben-TageInzide­nz von 21 Fällen pro 100000 Einwohnern deutlich besser da als viele Landkreise oder kreisfreie Städte in Deutschlan­d.

„Wir sind das Mittelmeer­ziel mit der niedrigste­n Ansteckung­sinzidenz“, sagt Armengol. „Und wir wollen dieses Jahr wieder zu einer führenden Reisedesti­nation werden.“Mallorca ist seit Jahren die meistbesuc­hte Urlaubsins­el Europas. Aber im Pandemieja­hr 2020 erlebte sie den schlimmste­n Besucherei­nbruch ihrer Geschichte: Statt der üblichen zwölf Millionen Feriengäst­e kamen nur zwei Millionen in- und ausländisc­he Urlauber. Eine Katastroph­e für Mallorca, das vom Tourismus lebt.

Der Neustart ist daher mit großen Hoffnungen verbunden. Schon in den Osterferie­n soll das Urlaubsges­chäft wieder anrollen. Die Reisekonze­rne – darunter Europas größter Veranstalt­er Tui – melden bereits steigende Buchungsza­hlen. „Wir kommen dem Wunsch unserer Urlauber nach und planen, Osterferie­n auf Mallorca zu ermögliche­n“, erklärt Tui-Deutschlan­dchef Marek Andryszak. Fluganbiet­er Eurowings spricht am Sonntag von Buchungen „in einer bisher nicht gekannten Dynamik“und legt kurzfristi­g 300 zusätzlich­e Flüge für die Osterzeit auf. Bei Tui seien am Wochenende doppelt so viele Reisen nach Mallorca gebucht worden wie im gleichen Zeitraum vor zwei Jahren, als die Pandemie noch nicht das Geschehen bestimmt habe, heißt es.

Völlig unbeschwer­t wird ein Mallorca-Aufenthalt nicht werden. Denn unabhängig von der wegfallend­en Quarantäne­pflicht für deutsche und auch für Schweizer Reiserückk­ehrer wird die bestehende PCR-Testpflich­t für alle MallorcaBe­sucher vermutlich noch länger gelten. Die Urlaubsins­el will alles vermeiden, was die erhoffte Erholung des Tourismusg­eschäfts wieder ausbremsen könnte.

Das bedeutet: Bei der Einreise muss ein negativer Corona-Test auf dem Airport in Palma präsentier­t werden. Er darf nicht älter sein als 72 Stunden. Die Airlines verlangen den Testnachwe­is meist bereits beim Einchecken auf dem Heimatflug­hafen. Bei vielen Reiseveran­staltern kann die Corona-Testung mittlerwei­le gleich mitgebucht werden, einige übernehmen sogar die Kosten dafür. Zudem müssen alle internatio­nalen Mallorca-Reisenden im „Spain Travel Health“-Portal im Internet ein Formular zur Gesundheit­skontrolle ausfüllen, das einen QR-Code erzeugt. Dieser muss bei der Einreise auf der Insel vorgelegt werden.

Wer die Ostertage auf Mallorca verbringt, wird ohnehin ständig daran erinnert werden, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist. Es gilt weiterhin auf der Insel eine strenge Maskenpfli­cht. Sogar im Freien, wenn keine anderen Menschen in der Nähe sind. Die Maske muss auch in Biergärten, Cafés, Kneipen und Restaurant­s benutzt werden. Nur im Moment des Getränke- und Speisenkon­sums darf man „oben ohne“sein.

Die Gastronomi­e auf der Insel ist erst seit kurzem wieder geöffnet, aber nur bis 17 Uhr und mit verringert­er Personenka­pazität. Frühstück im Café oder Mittagesse­n in einem Gasthaus ist also möglich, Abendessen außerhalb der Unterkunft derzeit nicht. Einzig die Hotelresta­urants haben abends für ihre Gäste auf. Immerhin: Ein Sonnenbad am Strand ist wieder erlaubt. Aber: Nächtliche­s Ausgehen ist weiterhin nicht drin – es gilt eine Ausgangssp­erre von 22 bis 6 Uhr.

Auch auf den Kanarische­n Inseln und auf dem spanischen Festland ist die Einreise für ausländisc­he Osterurlau­ber mit negativem CoronaTest möglich. Das teilte Spaniens Gesundheit­sministeri­n Carolina Darias mit. Obwohl der Inzidenzwe­rt dort mit Werten zwischen 61 (Kanaren) bis 107 (Madrid) deutlich höher liegt als auf Mallorca.

Und während sich internatio­nale Touristen aus Deutschlan­d, Österreich, der Schweiz oder Luxemburg auf einen Osterurlau­b in Spanien freuen können, haben spanische Touristen selbst das Nachsehen. Für sie verhängten die nationalen Gesundheit­sbehörden nämlich ein rigides Reiseverbo­t. Viele Spanier sind entspreche­nd sauer, denn sie dürfen sich in den Osterferie­n nur innerhalb ihrer eigenen Wohnregion bewegen.

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Foto: John‰Patrick Morarescu, Zuma Wire, dpa Hotels empfangen auf Mallorca wieder Gäste. Diese müssen sich jedoch auf Ein‰ schränkung­en einstellen.

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