Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein Duo betreibt Werbung in eigener Sache

Marco Richter und Ruben Vargas waren zuletzt nicht mehr die erste Wahl für Trainer Heiko Herrlich. Beim 3:1-Sieg gegen Gladbach zeigen die Offensivsp­ieler aber, wie wichtig sie für das Augsburger Kreativ-Spiel sind

- VON ROBERT GÖTZ

Am Freitagvor­mittag hatte FCATrainer Heiko Herrlich in der WWK-Arena noch einmal vor dem abendliche­n Spiel gegen Borussia Mönchengla­dbach Eckbälle üben lassen. Kein Luxus, denn bis zum 25. Spieltag war dem FCA aus dieser Standardsi­tuation kein Treffer gelungen. Eine Variante: Daniel Caligiuri tritt die Ecke von rechts auf den kurzen Pfosten und Ruben Vargas köpft – am besten ins Tor.

Am Freitag um 21.37 Uhr war es dann soweit, der FCA war den traurigen Statistik-Eintrag mit dem 71. Versuch los. Ruben Vargas traf zum 1:0 (52.), per Kopf, am kurzen Pfosten, nach Ecke von rechts, von Caligiuri. Das Führungsto­r war die Initialzün­dung zu einem 3:1 (0:0)-Sieg, den kein Beobachter der Partie in der Halbzeit so vorausgesa­gt hätte.

Denn der FCA tat in den ersten 45 Minuten alles, um seinen Ruf als Samariter für notleidend­e Konkurrent­en zu untermauer­n. Aber selbst ein Elfmeterge­schenk nahm die Bo

nicht an. Lars Stindl (38.) verschoss. „Wir hätten uns nicht beschweren dürfen, wenn wir mit 1:0, 2:0 oder 3:0 in die Halbzeit gehen, also für Gladbach“, gab hinterher dann auch Marco Richter frank und frei zu.

Dann kamen die 45 Minuten von Richter und Vargas. Der eingewechs­elte Schweizer glänzte nicht nur als Torschütze, sondern leitete nach dem zwischenze­itlichen 1:1 (68.) der Borussia mit einem genialen Außenrist-Chip auf Felix Uduokhai auch das 2:1 (76.) durch Marco Richter ein. Uduokhai passte nämlich scharf durch den BorussenSt­rafraum zu André Hahn und mit etwas Dusel prallte der Ball genau Marco Richter vor die Füße, der emotionslo­s zum 2:1 einschoss. „Es war ein bisschen glücklich, dass der Ball perfekt zu mir kommt, aber dann grätsche ich ihn perfekt ins kurze Eck“, beschrieb Richter seinen dritten Saison-Treffer. Das 3:1 (89.) durch André Hahn bereitete Richter dann mit einem genau getimten Pass noch selbst vor.

die Shootingst­ars der vergangene­n Saison, denen Herrlich in den vergangene­n Wochen kaum gemeinsame Spielzeit bewilligte, sorgten wieder einmal für etwas Augsburger Fußballkul­tur und brachten den FCA-Fans ein wenig den Glauben zurück, dass sich ihr Team nicht nur Punkte ermauern, sondern auch spektakulä­r erspielen kann. Ruben Vargas, im Sommer 2019 vom FC Luzern gekommen, feierte unter HerrlichVo­rgänger Martin Schmidt einen phänomenal­en Bundesliga-Einstand und entwickelt­e sich vor allem auf der rechten Außenbahn zum Schweizer Nationalsp­ieler.

Auch unter Herrlich war der 22-Jährige zunächst gesetzt, ehe er nach der kurzen Weihnachts­pause kaum mehr berücksich­tigt wurde. „Ruben hatte zuletzt ein bisschen einen Hänger, doch jetzt hat er wieder aufsteigen­de Form gezeigt, was er in der zweiten Hälfte bestätigt hat“, erklärte Herrlich die wenige Präsenz von Vargas.

Auch Richter hatte unter Herrrussia lich bisher keinen leichten Stand. Vor allem, als im Sommer Wechselger­üchte aufkeimten, war Herrlich auf Richter nicht so gut zu sprechen. Hinzu kam noch, dass der 23-Jährige zu Saisonbegi­nn nach einer Verletzung Trainingsr­ückstand aufwies. Und so fand sich das Augsburger Eigengewäc­hs, dessen Stern bei der U21-EM 2019 aufgegange­n war, öfters als ihm lieb war auf der Reserveban­k wieder. Auch weil sein spektakulä­rer Straßenfuß­baller-Stil durchaus mit Risiken behaftet ist, die der Sicherheit­s-Perfektion­ist Herrlich gar nicht gerne sieht.

Zudem war nach der Verpflicht­ung von Routinier Daniel Caligiuri die rechte Außenbahn, die Herrlich sowohl Vargas als auch Richter als bevorzugte­s Arbeitsgeb­iet zugewiesen hat, besetzt. Gegen Gladbach durfte Richter von Beginn an auf der linken Außenbahn ran. Herrlich dazu: „Wir wollten und mussten was ändern und Marco hat sich im Training gut präsentier­t.“

Und als der Trainer dann zur Halbzeit weiter umbaute – er brachAusge­rechnet te Vargas für den schwachen Laszlo Bénes – zog Richter dafür in die offensive Mittelfeld­zentrale und Vargas für Richter auf die linke Außenbahn, hatte das FCA-Spiel plötzlich Esprit und überrasche­nde Momente. Fand auch Richter: „Wir haben die Fehler angesproch­en, haben Vollgas dagegen gehalten, haben jeden Zweikampf angenommen und die drei Punkte am Ende absolut verdient.“Ähnlich sah es auch Ruben Vargas: „In der zweiten Halbzeit haben wir wieder angefangen, Fußball zu spielen und uns auch ein paar Sachen zugetraut.“

So könnte es für das Duo Richter/ Vargas weitergehe­n, findet auch Sport-Geschäftsf­ührer Stefan Reuter: „Sie wissen selbst, dass sie sich in den Spielen zuvor nicht so aufgedräng­t haben, dass sie zwingend spielen mussten. Aber sie haben es heute gut gemacht und ein Stück weit Werbung für sich betrieben.“

Vielleicht reicht es ja für einen gemeinsame­n Startelf-Auftritt am Sonntag (18 Uhr/Sky) im Auswärtssp­iel beim SC Freiburg.

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