Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein Duo betreibt Werbung in eigener Sache
Marco Richter und Ruben Vargas waren zuletzt nicht mehr die erste Wahl für Trainer Heiko Herrlich. Beim 3:1-Sieg gegen Gladbach zeigen die Offensivspieler aber, wie wichtig sie für das Augsburger Kreativ-Spiel sind
Am Freitagvormittag hatte FCATrainer Heiko Herrlich in der WWK-Arena noch einmal vor dem abendlichen Spiel gegen Borussia Mönchengladbach Eckbälle üben lassen. Kein Luxus, denn bis zum 25. Spieltag war dem FCA aus dieser Standardsituation kein Treffer gelungen. Eine Variante: Daniel Caligiuri tritt die Ecke von rechts auf den kurzen Pfosten und Ruben Vargas köpft – am besten ins Tor.
Am Freitag um 21.37 Uhr war es dann soweit, der FCA war den traurigen Statistik-Eintrag mit dem 71. Versuch los. Ruben Vargas traf zum 1:0 (52.), per Kopf, am kurzen Pfosten, nach Ecke von rechts, von Caligiuri. Das Führungstor war die Initialzündung zu einem 3:1 (0:0)-Sieg, den kein Beobachter der Partie in der Halbzeit so vorausgesagt hätte.
Denn der FCA tat in den ersten 45 Minuten alles, um seinen Ruf als Samariter für notleidende Konkurrenten zu untermauern. Aber selbst ein Elfmetergeschenk nahm die Bo
nicht an. Lars Stindl (38.) verschoss. „Wir hätten uns nicht beschweren dürfen, wenn wir mit 1:0, 2:0 oder 3:0 in die Halbzeit gehen, also für Gladbach“, gab hinterher dann auch Marco Richter frank und frei zu.
Dann kamen die 45 Minuten von Richter und Vargas. Der eingewechselte Schweizer glänzte nicht nur als Torschütze, sondern leitete nach dem zwischenzeitlichen 1:1 (68.) der Borussia mit einem genialen Außenrist-Chip auf Felix Uduokhai auch das 2:1 (76.) durch Marco Richter ein. Uduokhai passte nämlich scharf durch den BorussenStrafraum zu André Hahn und mit etwas Dusel prallte der Ball genau Marco Richter vor die Füße, der emotionslos zum 2:1 einschoss. „Es war ein bisschen glücklich, dass der Ball perfekt zu mir kommt, aber dann grätsche ich ihn perfekt ins kurze Eck“, beschrieb Richter seinen dritten Saison-Treffer. Das 3:1 (89.) durch André Hahn bereitete Richter dann mit einem genau getimten Pass noch selbst vor.
die Shootingstars der vergangenen Saison, denen Herrlich in den vergangenen Wochen kaum gemeinsame Spielzeit bewilligte, sorgten wieder einmal für etwas Augsburger Fußballkultur und brachten den FCA-Fans ein wenig den Glauben zurück, dass sich ihr Team nicht nur Punkte ermauern, sondern auch spektakulär erspielen kann. Ruben Vargas, im Sommer 2019 vom FC Luzern gekommen, feierte unter HerrlichVorgänger Martin Schmidt einen phänomenalen Bundesliga-Einstand und entwickelte sich vor allem auf der rechten Außenbahn zum Schweizer Nationalspieler.
Auch unter Herrlich war der 22-Jährige zunächst gesetzt, ehe er nach der kurzen Weihnachtspause kaum mehr berücksichtigt wurde. „Ruben hatte zuletzt ein bisschen einen Hänger, doch jetzt hat er wieder aufsteigende Form gezeigt, was er in der zweiten Hälfte bestätigt hat“, erklärte Herrlich die wenige Präsenz von Vargas.
Auch Richter hatte unter Herrrussia lich bisher keinen leichten Stand. Vor allem, als im Sommer Wechselgerüchte aufkeimten, war Herrlich auf Richter nicht so gut zu sprechen. Hinzu kam noch, dass der 23-Jährige zu Saisonbeginn nach einer Verletzung Trainingsrückstand aufwies. Und so fand sich das Augsburger Eigengewächs, dessen Stern bei der U21-EM 2019 aufgegangen war, öfters als ihm lieb war auf der Reservebank wieder. Auch weil sein spektakulärer Straßenfußballer-Stil durchaus mit Risiken behaftet ist, die der Sicherheits-Perfektionist Herrlich gar nicht gerne sieht.
Zudem war nach der Verpflichtung von Routinier Daniel Caligiuri die rechte Außenbahn, die Herrlich sowohl Vargas als auch Richter als bevorzugtes Arbeitsgebiet zugewiesen hat, besetzt. Gegen Gladbach durfte Richter von Beginn an auf der linken Außenbahn ran. Herrlich dazu: „Wir wollten und mussten was ändern und Marco hat sich im Training gut präsentiert.“
Und als der Trainer dann zur Halbzeit weiter umbaute – er brachAusgerechnet te Vargas für den schwachen Laszlo Bénes – zog Richter dafür in die offensive Mittelfeldzentrale und Vargas für Richter auf die linke Außenbahn, hatte das FCA-Spiel plötzlich Esprit und überraschende Momente. Fand auch Richter: „Wir haben die Fehler angesprochen, haben Vollgas dagegen gehalten, haben jeden Zweikampf angenommen und die drei Punkte am Ende absolut verdient.“Ähnlich sah es auch Ruben Vargas: „In der zweiten Halbzeit haben wir wieder angefangen, Fußball zu spielen und uns auch ein paar Sachen zugetraut.“
So könnte es für das Duo Richter/ Vargas weitergehen, findet auch Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter: „Sie wissen selbst, dass sie sich in den Spielen zuvor nicht so aufgedrängt haben, dass sie zwingend spielen mussten. Aber sie haben es heute gut gemacht und ein Stück weit Werbung für sich betrieben.“
Vielleicht reicht es ja für einen gemeinsamen Startelf-Auftritt am Sonntag (18 Uhr/Sky) im Auswärtsspiel beim SC Freiburg.