Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Verliert Augsburgs SPD ihre Bundestagsabgeordnete?
Ulrike Bahr, die Vorsitzende der Schwaben-SPD, landet bei der bayernweiten Nominierung ihrer Partei nur noch auf Platz 16. Das stellt ihre Zukunft in der Bundespolitik infrage
Bayerns Sozialdemokraten haben am Samstag ihre Kandidaten für die Bundestagswahl aufgestellt und rühmen sich damit als „erste Partei im Freistaat, die mit einer komplett fertigen Landesliste und mit einem offiziell nominierten Spitzenkandidaten bereit für den Bundestagswahlkampf ist“. Doch Superlative sind relativ: Für Schwabens Sozialdemokraten und hier vor allem für ihre Augsburger Bezirksvorsitzende Ulrike Bahr fiel das Ergebnis ernüchternd aus.
Bahr, die seit 2013 für die SPD im Bundestag sitzt, rutschte auf
Listenplatz 16 ab – vor vier Jahren hatte sie noch Platz vier belegt. Ihre Chancen auf eine dritte Periode im Bundestag sind damit gesunken. Noch ist Bayern mit 18 SPD-Abgeordneten im Bundestag vertreten. Nach aktuellen Umfragewerten liegen die Sozialdemokraten für die Abstimmung im Herbst zwischen acht und zehn Prozent. Bahr steht damit auf einer wackeligen Position. Dennoch wolle sie einen engagierten und guten Wahlkampf betreiben.
Am 1. März hatte die SchwabenSPD ihre Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl nominiert. Bahr landete auf Platz eins der sogenannten Frauenliste und startete damit als Spitzenkandidatin des Bezirksverbands in den Wahlkampf. Auf Platz eins der Männerliste landete Christoph Schmid, 44, aus dem Landkreis Donau-Ries. Er hatte am Samstag offenbar mehr Befürworter: Die Bayern-SPD setzte ihn auf Platz 9 der Liste.
Die 56-jährige Bahr versteht ihre Platzierung nicht als Kritik an ihrer Person. Viele Delegierte hätten ihr nach der Versammlung am Samstag versichert, dass sie im Bezirksverband, dessen Vorsitzende sie seit 2017 ist, gute Arbeit leiste. Kenner ihrer Arbeit in Berlin jedoch betonen, die Augsburger Politikerin sei in der Landeshauptstadt nicht gut genug vernetzt, in den Ausschüssen für Familie und Bildung laufe sie als „stille Beteiligte“mit.
Was ihre Position im SPD-Bezirk Schwaben betrifft, will Bahr vorerst keine Konsequenzen ziehen. „Ich bleibe erst einmal Vorsitzende. Ich habe eine Verantwortung, der ich gerecht werden will.“
Augsburg ist derzeit mit drei Abgeordneten im Bundestag vertreten.
Neben Ulrike Bahr sind dies Volker Ullrich (CSU) und Claudia Roth (Grüne). Roth wird wie Bahr bei den Wahlen erneut antreten, ihre Partei hatte sie bereits im Oktober als Direktkandidatin nominiert. Auch Volker Ullrich will erneut antreten, die Nominierung soll demnächst im Rahmen einer Präsenzveranstaltung erfolgen, sofern dies die Inzidenzzahlen in Augsburg zulassen.
Für die Stadt Augsburg als Direktkandidaten nominiert sind bislang auch Frederik Hintermayr (Die Linke), Alexander Mai (ÖDP), Alexander Meyer (FDP) sowie Raimond Scheirich (AfD).