Augsburger Allgemeine (Land Nord)
So geht das Impfen im Landkreis weiter
Die letzten Briefe zur Impfung der über 80-Jährigen im Augsburger Land gehen in diesen Tagen raus und die Immunisierung der Lehrer und Erzieher beginnt. So schaut der weitere Ablauf aus
Landkreis Augsburg Knapp 17.000 Bewohner im Landkreis Augsburg sind über 80 Jahre alt. Die Senioren stehen wegen des gesundheitlichen Risikos bei der Corona-Impfung ganz vorne. In diesen Tagen gehen die letzten Briefe an die Männer und Frauen aus dieser Altersgruppe raus. Demnächst, so das Landratsamt, werde es dann die ersten Termine für Bürger aus der Priorisierungsgruppe zwei geben. In dieser Gruppe sind zum Beispiel die über 70-Jährigen und Menschen mit schweren Vorerkrankungen.
Am Wochenende hat parallel die Impfung von Lehrern und Erziehern im Impfzentrum Bobingen begonnen. Viele der Pädagogen äußerten sich glücklich, geschützter mit den Kindern arbeiten zu können. Robert Kastl, der an der Grundund Förderschule Königsbrunn unterrichtet, sagte dazu: „In einer Lage, in der die Zahlen stetig nach oben gehen, ist es schon ein mulmiges Gefühl, ständig vor Schülern zu stehen.“Gerade mit den Kindern in der ersten Klasse klappe das mit dem Abstand naturgemäß kaum. Daher sei er froh, jetzt geimpft zu werden, auch mit AstraZeneca, von dem gerade viel in den Medien zu hören sei. Kastl: „Da ist schon ein leicht flaues Gefühl im Magen. Aber die Folgen einer Erkrankung wären um ein Vielfaches schlimmer.“
Erfreut hat auch Dorothea Bräutigam, die an der gleichen Schule unterrichtet, das Impfangebot angenommen. Sie betreut einen autistischen Schüler, da kann sie nicht auf Abstand achten. Die Lehrerin will außerdem zu Hause nicht ihre Schwiegereltern und ihren Vater anstecken. Bräutigam versucht seit Wochen, Impftermine für ihre Angehörigen zu bekommen. „Ich bin zwar froh, jetzt an die Reihe zu kommen, aber ich verstehe nicht, wieso in Deutschland immer alles so kompliziert sein muss. In anderen Ländern arbeiten sie pragmatischer.“Eine Gesellschaft zeige ihren Charakter dadurch, wie sie mit den Schwächsten umgeht. „Da gibt es bei uns noch Luft nach oben,“kritisiert die Pädagogin.
Ein entspannteres Arbeiten erhofft sich Bernadette Farquar, die an der Grundschule Biberbach arbeitet. Die Kinder seien sehr diszipliniert, lobt sie. Aber nach der Impfung müsse sie nicht mehr ständig mit der Angst vor einer Ansteckung leben. „Natürlich habe ich kurz überlegt, ob ich mich mit AstraZeneca impfen lassen will. Aber letztlich überwiegt der Nutzen das Risiko“, so Bernadette Farquar. Am nächsten Wochenende werden weitere Lehrer und Er- zieher geimpft. So geht es ansonsten weiter mit dem Impfen im Landkreis Augsburg:
● Gruppe 80 plus Laut Landratsamt erhalten derzeit die letzten über 80-Jährigen ihre Einladung, sich fürs Impfen anzumelden. 17.000 Senioren waren bei den Anschreiben per Zufallsprinzip in fünf Gruppen eingeteilt worden. Die Impfung der Hochbetagten werde demnächst abgeschlossen sein, so der Sprecher des Landratsamtes Jens Reitlinger. In 33 Gemeinden gibt es zusätzlich zu den Impfzentren Vor-Ort-Termine, die auf regen Zuspruch stoßen wegen der kurzen Wege.
● Impftermin Die Registrierung zum Impfen, auch für die über 80-Jährigen, erfolgt ausschließlich über das bayernweite Computersystem BayIMCO, also im Internet über die Adresse www.impfzentren.bayern.
Wem dies technisch nicht möglich ist, der kann sich an die Hotline des Landratsamtes (0821/3102-3999) wenden. Dort gibt es Hilfe bei der Registrierung, allerdings keine Terminvergabe. Parallel dazu haben viele Gemeinden ihren Senioren die Möglichkeit eines Impfens am Wohnort angeboten.
● Zuteilung Grundlage für die Zuteilung in die Impfzentren Bobingen und Gablingen erfolgt nach den Postleitzahlen und nach dem Leistungsvermögen der Standorte. Wegen der doppelt so hohen Kapazität in Bobingen werden beispielsweise die Bürger aus Neusäß und Stadtbergen dorthin verwiesen.
● Priorisierungsgruppe 2 Einen konkreten Zeitpunkt, wann es mit dieser Gruppe losgeht, gibt es noch nicht, aber es werde laut Landratsamt „demnächst die ersten Termine geben“. Die Reihenfolge erfolge nach den Vorerkrankungen. Das bayerische Softwaresystem legt anhand der Angaben, die jede Person bei der Anmeldung gemacht hat, fest, wer wann drankommt. In die Berechnung fließen Alter, Vorerkrankung und Beruf mit ein.
● Impfreste Anfangs hatte es für das Verbrauchen übrig gebliebener Dosen am Abend eine Hop-On-Liste gegeben, anhand der zum Beispiel Feuerwehrleute oder Sanitäter angerufen wurden. Diese Listen gibt es nicht mehr. Überzählige Dosen werden laut Landratsamt an Bürger aus priorisierten Berufen, wie zum Beispiel dem medizinischen Bereich, gegeben.
● Impfdosen Die Liefermengen, die der Landkreis wöchentlich erhält, variieren um bis zu mehreren Hundert Impfdosen. Im Schnitt werden aktuell rund 3000 Impfdosen angeliefert, derzeit überwiegend von AstraZeneca. Für die kommende Woche sind 2500 Dosen angekündigt.