Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gersthofer CSU trauert um Günther Schlobach

Er ist im Alter von 91 Jahren verstorben. Seine Biografie ist ein Zeugnis der bewegten deutschen Geschichte

- VON KARL‰HEINZ WAGNER

Gersthofen Der CSU-Ortsverban­d Gersthofen und hier vor allem die Mitglieder der Senioren-Union trauern um ihr Mitglied Günther Schlobach. Der im Alter von 91 Jahren Verstorben­e gehörte der CSU sage und schreibe 74 Jahre an. Diese lange Zeit setzt sich aus einer gemeinsame­n CDU- und CSU-Zugehörigk­eit zusammen.

Günther Schlobach kann man als einen „echten Zeitzeugen“und direkt persönlich Betroffene­n der zuletzt sehr wechselvol­len deutschen Geschichte bezeichnen. Er trat als Oberschüle­r im Jahr 1947 mit 18 Jahren in seiner Heimatgeme­inde Zöllnitz

im Landkreis Jena der CDU bei. Als Student und CDU-Ortsvorsit­zender wurde er im Jahr 1953 vom Bezirksger­icht Gera aus politische­n Gründen in einem Schauproze­ss zu einer zweijährig­en Freiheitss­trafe verurteilt. Der Grund: In einer Rede zum 17. Juni 1953 machte er sich dafür stark, dass alle Schuldigen vor ordentlich­e Gerichte gestellt werden sollten. Die Haft saß er im Zuchthaus in Untermaßfe­ld ab. Nach der Entlassung aus dem Gefängnis folgte 1955 die Flucht Schlobachs aus politische­n Gründen nach Westberlin.

Ab 1956 arbeitete der gebürtige Thüringer im Landratsam­t NeuUlm, dann im Landratsam­t Schwabmünc­hen und von 1970 bis 1991 in führender Position als Verwaltung­sdirektor im Landratsam­t Augsburg. Mit seiner Familie kam Schlobach im Jahr 1970 nach Gersthofen.

28 Jahre nach dem DDR-Gerichtsur­teil aus dem Jahr 1953 wurde er völlig rehabiliti­ert. Nachdem der Generalsta­atsanwalt in Stuttgart das Urteil des Bezirksger­ichts Gera für unzulässig erklärt hatte, revidierte auch der CDU-Kreisverba­nd JenaLand den damaligen Parteiauss­chluss. Schlobach wurde ohnehin vom Büro der Exil-CDU in Westberlin weiterhin als Mitglied geführt.

Die Trauer ist bei der SeniorenUn­ion groß. Schlobach war dort 1999 Gründungsm­itglied. „Wir verlieren mit seinem Tod, in unseren Reihen einen der echten Zeitzeugen und persönlich Betroffene­n der sehr wechselvol­len deutschen Geschichte“, sagt SEN-Vorsitzend­e Sabine Scheich. Im Jahre 2017 bekam Schlobach noch die Ehrenurkun­de des damaligem Ministerpr­äsidenten Horst Seehofer für die 70-jährige CSUMitglie­dschaft sowie für über 20 Jahre Mitgliedsc­haft bei der SeniorenUn­ion. Die Überreichu­ng in einer kleinen Feierstund­e hatte der Europaabge­ordnete Markus Ferber übernommen. Seine Verbundenh­eit mit den Mitglieder­n und der Vorstandsc­haft sei von großem Respekt, doch auch Zuneigung geprägt gewesen, erinnert Sabine Scheich. Günther Schlobach werde fehlen.

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Foto: Marcus Merk (Archivbild) Im Jahr 2017 hatte Günther Schlobach die Ehrenurkun­de für 70 Jahre Mitglied‰ schaft in der CSU überreicht bekom‰ men.

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