Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mein Freund Captain Kirk

William Shatner, der ewige Kommandant des Raumschiff­s Enterprise, wird 90. Er hat Generation­en von Kindern gedanklich ins Weltall „gebeamt“– auch unseren Autor

- VON JOSEF KARG

Es gibt Helden der Kindheit, die vergisst man ein Leben lang nicht. Einer davon ist der Schauspiel­er William Shatner. Wer noch mal?, werden sich jetzt manche denken. Wenn man dann hinzufügt: Captain (James T.) Kirk, ist alles klar. Fast jedes Kind ist in den 1970er Jahren zusammen mit Kirk und seinen Kumpels Mr. Spock, „Pille“McCoy und Scotty („Beam me up“) durch die unendliche­n Weiten des Weltalls geflogen.

Es war großartig. Hinaus aus den engen Dörfern und spießigen Städten, hinein in die großen Abenteuer des dunklen Universums. Tags darauf spielte man die Folgen mit den eigenen Freunden nach. Nur das mit dem fasziniere­nden Beamen von einem Ort zum anderen funktionie­rte auf den Wiesen Schwabens und Oberbayern­s nicht so richtig. Es hat den Spaß nicht wesentlich getrübt.

Der clevere Kirk, der superschla­ue Spock mit seinen riesigen Spitzohren und das Raumschiff Enterprise – so stellte man sich als Kind die Zukunft der Raumfahrt vor. Die echte Mondlandun­g war dagegen so eine Art Oldtimer-Rallye. Und ein kleines bisschen hoffte man, dass man später auch mal auf so einer chilligen Enterprise – und mit so einer bezaubernd­en Lieutenant Uhura – durch die ewige Stille hin zu fernen Sonnensyst­emen gleiten würde.

Es gab damals wie heute nicht viel, was die Enterprise hätte aufhalten können – eine globale Pandemie wäre jedenfalls eher eine mindere Herausford­erung gewesen. Und so beabsichti­gt Schauspiel­er William

Shatner, seinen Geburtstag trotz Corona im Juli am Set der berühmten Serie in Ticonderog­a nördlich von New York zu feiern. Zumindest berichten das US-Medien.

90 Jahre alt wird der kanadische Science-Fiction-Veteran bereits an diesem Montag. Er wird Glückwünsc­he aus aller Welt bekommen. Denn die zunächst überschaub­are Fanschar ist im Laufe der Jahrzehnte zu einer globalen Herde von StarTrek-Liebhabern

angewachse­n, für die es sogar einen eigenen Namen gibt: die „Trekkies“.

Später war bei den Freunden von Science Fiction übrigens die große Frage: Star Trek oder Star Wars, die zweite legendäre Weltraumre­ihe? Das war so etwa wie Beatles oder Stones. Oder Bayern oder Sechzig. Es war ein Entweder-oder. Beides ging nicht. Shatner wird es egal gewesen sein. Er hat auch jenseits der Enterprise in vielen anderen Produktion­en mitgewirkt. Im Gegensatz zu seinen teilweise schon verstorben­en Kolleginne­n und Kollegen aus der Serie ist er im hohen Alter noch ziemlich aktiv. Auch als Musiker feierte er spät Erfolge. Zuletzt veröffentl­ichte er im Oktober 2020 ein Blues-Album.

Interessan­t ist übrigens, dass vom berühmten Raumschiff in Shatners persönlich­em Logbuch, seiner Twitter-Biografie, keine Rede mehr ist. Da steht stattdesse­n: „Vater von drei Mädchen. Kanadier! Nicht politisch – sei gewarnt oder werde geblockt!“Beim Kurznachri­chtendiens­t beglückt der Golden-Globeund Emmy-Gewinner seine 2,5 Millionen Fans noch immer fast täglich mit Tweets.

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Fotos: McCarten, Invision, dpa Einmal Captain Kirk, immer Captain Kirk: links 1979 an der Seite von Mr. Spock (Leonard Nimoy), rechts 2018 bei einer Preisverle­ihung.
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