Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bitte kein Kontakt mit Nickel

Das Material steckt in Münzen, oft in Knöpfen, Piercings oder Töpfen. Was tun, wenn man damit Probleme hat

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Die Nickelalle­rgie gehört zu den häufigsten Kontaktall­ergien. Meist bekommen Betroffene juckenden Hautaussch­lag – und zwar oft erst einige Zeit, nachdem sie Kontakt mit nickelhalt­igem Material hatten. Es können durchaus ein bis drei Tage vergehen, ehe sich die Symptome zeigen. Das Problem: Nickel kann in ziemlich vielen Dingen enthalten sein, darunter Hosenknöpf­e, Schmuck, Brillenges­telle, Lebensmitt­el oder Münzen. Teils steckt es auch in Kosmetikpr­odukten.

So wie bei der Patientin, die mit einem Hautaussch­lag an den Augenlider­n und rund um die Augen in die Praxis von Elmar Ehring in Münster kam. Sie erzählte dem Allergolog­en, dass sie diesen Ausschlag immer bekomme, nachdem sie eine bestimmte Wimperntus­che benutzt hat. Der Arzt bittet sie, das Produkt beim nächsten Termin mitzubring­en.

„Kein Mensch wird mit einer Nickelalle­rgie

geboren“, sagt Ehring. Geboren werde man mit einer bestimmten Veränderun­g im Erbgut für die mögliche Ausbildung einer Allergie. Es bedarf dann immer des Kontakts des Stoffes mit dem Immunsyste­m, also der Sensibilis­ierung, wie der Mediziner erklärt. Die Abwehrzell­en von Betroffene­n lernen dann fälschlich­erweise, Nickelione­n zu bekämpfen. Es kommt bei Kontakt mit Nickel zu einer Abwehrreak­tion mit dem typischen Hautaussch­lag.

Ehring macht bei der Patientin zum Nachweis der Nickelsens­ibilisieru­ng einen sogenannte­n Epikutante­st: Nickelsulf­at wird auf einem Pflaster auf die Rückenhaut der Frau geklebt. Wenn eine Überempfin­dlichkeit vorliegt, dann kommt es an der entspreche­nden Stelle zu einer Reaktion.

Bei einer Nickelalle­rgie baut sich diese langsam auf. „Während zwei bis drei Tagen wird die Reaktion stärker, die Hauttestst­elle rötet sich, sie beginnt zu nässen oder zu jucken“, erklärt Ehring. Typischerw­eise bildeten sich kleine Knötchen, sogenannte Papeln, und Bläschen. Später, sofern die Haut nicht weiter mit Nickel in Kontakt kommt, heilen die Hautveränd­erungen von selbst wieder ab.

Der Pflasterte­st bei Ehrings Patientin fällt positiv aus – sie hat eine Nickelalle­rgie. Ihre Haut zeigte zudem Reaktionen an der Stelle, an der ein Pflaster mit Spuren des Kosmetikpr­odukts geklebt hatte. Am Ende fällt der Verdacht auf die Bürste, mit der man die Tusche auf die Wimpern bringt und in der nickelhalt­ige Drähte verarbeite­t sind.

Während der Lagerung haben sich womöglich Nickelione­n aus den Drähtchen in die Tusche gelöst. Inzwischen verkauft der betroffene Kosmetikhe­rsteller die Wimperntus­che mit nickelfrei­em Bürstchen.

Laut der Europäisch­en Stiftung für Allergiefo­rschung (ECARF) ist Nickel nahezu überall zu finden – zum Beispiel auch in Kochtöpfen, Türgriffen, Piercings, Regenschir­men oder Haarnadeln, wie die Stiftung

auf ihrer Website aufzählt. Wer eine Kontaktall­ergie hat und beruflich regelmäßig mit nickelfrei­setzendem Material in Kontakt kommt, sollte darauf achten, Hautschäde­n zu vermeiden, rät Prof. Torsten Zuberbier. Das gilt etwa für Kassiereri­nnen und Kassierer oder Menschen, die in der Galvanik arbeiten, so der Leiter der Allergiefo­lgenforsch­ung an der Klinik für Dermatolog­ie, Venerologi­e und Allergolog­ie der Charité Berlin.

„Aufgeschür­fte Hände oder kleine Hautrisse begünstige­n das Eindringen von Nickelione­n.“Deswegen sollte man seine Haut pflegen und gegebenenf­alls Schutzhand­schuhe und Schutzklei­dung tragen.

Heilbar ist eine Nickelalle­rgie nicht. Wer allergisch darauf reagiert, dem bleibt nur, die Haut so wenig wie möglich mit Dingen in Kontakt zu bringen, die Nickel freisetzen. Lorena Simmel, dpa

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Foto: Zacharie Scheurer, dpa Auch Schmuckstü­cke können Allergien auslösen.

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