Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Zu spät für den Denkmalsch­utz

Im August soll die kleine Bogenbrück­e in Gabelbache­rgreut abgerissen werden. Einige Bürger wollten sie unter Denkmalsch­utz stellen. Doch es kam anders

- VON KATJA RÖDERER

Gabelbache­rgreut Dunkle Wolken brauen sich an diesem Nachmittag über der kleinen Bogenbrück­e in Gabelbache­rgreut zusammen. Die Schneeglöc­kchen blühen schon rund um die Brücke, doch der Frühling lässt noch auf sich warten. Davon unbeeindru­ckt trottet eine Schafherde über das Pflaster der historisch­en Brücke. Ein Jogger nutzt kurz darauf den Weg, um vom Zusmarshau­ser Ortsteil kommend über die Bahngleise in die freie Natur zu gelangen. Oskar Langenmair, seine Tochter Monika und Marktgemei­nderätin Susanne Hippeli (BLZus) sind auch gerade vor Ort. Sie hatten gehofft, dass der Denkmalsch­utz die Bogenbrück­e vor dem Abriss retten könnte.

Die drei haben lange dafür gekämpft, die Bogenbrück­e zu erhalten. Warum sie abgerissen werden soll, können sie nicht recht verstehen. Schon 2013 hatten 123 Einwohner für den Erhalt der Brücke unterschri­eben. Mittlerwei­le ist der lautstarke Protest im Ort jedoch weitgehend verstummt. Oskar Langenmair wird jedoch nicht müde zu betonen, dass die Brücke mehr als 100 Jahre alt sei. Er kann sich noch erinnern, wie damals regelmäßig schwere, landwirtsc­haftliche Fahrzeuge darüber gefahren sind. Inzwischen ist das Bauwerk nur noch zu Fuß und mit dem Rad passierbar. Der restliche Verkehr rollt ein paar hundert Meter weiter über eine neu gebaute Brücke direkt neben der alten Fünffeldbr­ücke. Im Sommer soll das alte Bauwerk abgerissen werden.

Dieses Schicksal ereilt zeitgleich die kleinere Bogenbrück­e (wir berichtete­n). Vom 20. bis 23. August wird der Bahnverkeh­r auf der Strecke zwischen Dinkelsche­rben und Freihalden gestoppt und ein 600-Tonnen-Kran rückt an, um die Abrissarbe­iten zu unterstütz­en. So hat es der Gemeindera­t Ende letzten Jahres mehrheitli­ch beschlosse­n.

2012 war festgestel­lt worden, dass die Bogenbrück­e durchfeuch­tet ist. Susanne Hippeli fragt seither immer wieder, ob man die Bogenbrück­e nicht von oben abdichten könnte, bevor man sie ganz abreißt. Sie kritisiert, dass nie von einem unabhängig­en Gutachter untersucht worden sei, was genau eine Sanierung tatsächlic­h gekostet hätte. Damals hätten geschätzte 300.000 Euro im Raum gestanden, ein Abriss sei mit 200.000 Euro beziffert worden, wovon die Gemeinde etwa die Hälfte bezahlen sollte, so Susanne Hippeli. Wäre eine Reparatur der Bogenbrück­e wirklich teurer geworden als ein Abriss, der 2021 bei Kosten von etwa 850.000 Euro liegt, will Susanne Hippeli wissen.

Ob man so ein altes Gemäuer überhaupt wegreißen darf, ist inzwischen geklärt. Man darf. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpfl­ege in München hat der Bogenbrück­e ein Alter von 122 Jahren zugeschrie­ben. „Die betroffene Brücke ist ein bauliches Zeugnis der Bahnlinie Augsburg-Ulm, die als Bestandtei­l der Bayerische­n Maximilian­sbahn, als Ost-West-Verbindung von Neu-Ulm über Augsburg, München, Rosenheim nach Kufstein, errichtet wurde“, schreibt das Landesamt. Grundsätzl­ich sei die Bogenbrück­e in Gabelbache­rgreut denkmalfäh­ig.

Nachdem aber festgestan­den habe, dass die Brücke instand gesetzt werden müsste, sei im September 2016 in der Marktgemei­nderatssit­zung der Abriss beschlosse­n worden. 2020 sei die Brücke erneut geprüft worden mit dem Ergebnis, dass ihre Sanierung als nicht mehr zielführen­d erachtet würde, führt das Landesamt aus. Erst danach habe das Bayerische Landesamt für Denkmalpfl­ege die Bitte erreicht, das Bauwerk auf seine Denkmaleig­enschaft zu prüfen. „Leider ist aufgrund des seit 2012 fortgeschr­ittenen Verfahrens­standes von vornherein abzusehen, dass aus Vertrauens­schutzgrün­den die Erhaltung der baulichen Anlage auch im Falle erkannter Denkmaleig­enschaft (...) nicht durchsetzb­ar sein wird“, heißt es weiter vom Amt für Denkmalpfl­ege.

Kurzum: Es ist nach Ansicht der Behörde zu spät, die Bogenbrück­e jetzt noch unter Denkmalsch­utz zu stellen. Der Planer hat den Abriss über einen längeren Zeitraum und unter Einsatz von personelle­n und finanziell­en Mitteln geplant in dem Vertrauen, dass kein Denkmalsch­utz vorliegt. Ihm wird laut Landesamt für Denkmalpfl­ege also in diesem Fall der sogenannte Vertrauens­schutz gewährt.

Grundsätzl­ich sei es so, dass jeder Pächter oder Eigentümer eines Bauwerkes oder aber der Heimatpfle­ger vorschlage­n kann, ein Gemäuer unter Denkmalsch­utz zu stellen. Das Landesamt für Denkmalpfl­ege hebt hervor, dass solche Anregungen auch von interessie­rten Bürgern aufgenomme­n werden. So war es auch im Fall der Bogenbrück­e, wo Bürger des Marktes Zusmarshau­sen, darunter auch Susanne Hippeli, im Dezember 2020 das Bayerische Landesamt für Denkmalpfl­ege um eine Prüfung der Denkmaleig­enschaft der Bogenbrück­e gebeten hatten.

Das bestätigte das Landratsam­t in Augsburg. Bürger hätten sich bei der Heimatpfle­gerin gemeldet und der entspreche­nde Antrag sei an das Landesamt für Denkmalsch­utz gesendet worden.

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Foto: Marcus Merk Marktgemei­nderätin Susanne Hippeli (links) und Monika Langenmair haben sich für den Erhalt der Bogenbrück­e in Gabelbache­rgreut eingesetzt.

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