Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Lehrer setzen Söder eine letzte Frist für Impfungen
Bis Ende der Osterferien sollen alle Lehrkräfte immunisiert sein. Ansonsten bleibe nur Distanzunterricht
München Es ist ein Ultimatum. Eine letzte Frist für Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) möchte Fortschritte beim Impfen von Lehrkräften sehen – und untermauert das in einem Brandbrief mit 19 Ausrufezeichen auf nicht einmal zwei Seiten. „Wenn die Lehrerinnen und Lehrer und alle an der Schule Beschäftigten am 1. Schultag nach den Osterferien wieder einen Fuß in die Schule setzen sollen, müssen im Vorfeld alle ein Impfangebot erhalten haben“, schreibt Simone Fleischmann, die Präsidentin des mit 66000 Mitgliedern größten Lehrerverbands in Bayern, direkt an den CSU-Chef. „Wer kein Impfangebot erhalten hat, kann nur den Distanzunterricht anbieten.“Nimmt man die Worte des Verbandes ernst, dann heißt das: Ohne Impfung kein Unterricht im Klassenzimmer. Der erste Schultag nach den Osterferien ist der 11. April.
Staatskanzlei-Chef Florian Herrmann (CSU) kritisiert den Verband scharf: „Ultimaten zu stellen, ist ein schlechter Stil“, sagte Herrmann, zugleich Bayerns Corona-Koordinator, am Montag in München. Nicht jeder könne seine Arbeit einstellen, bloß weil er noch nicht geimpft sei.
Herrmann zog Polizisten als Vergleich heran, die „anders als Lehrer oft bei ihren Einsätzen Körperkontakt mit fremden Menschen“hätten und die auch ohne Impfung weiterarbeiten würden. Polizisten werden seit Anfang März bevorzugt mit
Vakzin versorgt. Schon vorher hatten sie mancherorts überzählige Dosen erhalten. Lehrer an Grund- und Förderschulen – also Schularten, die sehr wohl engeren Kontakt zu den Kindern erfordern – haben mittlerweile ebenfalls Anspruch auf die immunisierende Spritze. Das Problem: Während das Innenministerium am Sonntag mitteilte, dass ein Drittel der Polizisten schon geimpft ist, weiß das bei Lehrern offenbar niemand genau. Anfragen unserer Redaktion beim bayerischen Gesundheitsministerium sowie bei Impfzentren in der Region förderten liefen ins Leere.
Das liegt vor allem daran, dass Lehrer meist nicht bei eigens anberaumten sogenannten Reihenimpfungen immunisiert werden, sondern sich über das reguläre bayerische Impfportal anmelden müssen und dabei nicht gesondert erfasst werden. Rückmeldungen von Pädagogen an unsere Redaktion und auch an den BLLV weisen aber darauf hin, dass die Impfgeschwindigkeit
je nach Regierungsbezirk stark unterschiedlich ist.
Eine zweite Maßnahme, die Schüler und Lehrer schützen soll, läuft genauso schleppend an: Viele Schulen haben weiterhin nur einen Bruchteil der versprochenen Schnelltests. Die Lehrer kritisieren auch, dass sie selbst die Tests an Schülern direkt im Schulgebäude vornehmen und beaufsichtigen sollen: „Am besten wäre es, die Kinder würden zu Hause unter Aufsicht der Eltern getestet und kämen so gar nicht erst in Kontakt mit weiteren Mitschülern“, schreibt etwa die Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Lehrerverbände in einer Mitteilung.
Dass nach den Ferien flächendeckender Präsenzunterricht stattfindet, ist angesichts der Infektionszahlen höchst unwahrscheinlich.