Augsburger Allgemeine (Land Nord)
CoronaNotbremse: Das gilt ab Mittwoch
Wegen stark steigender Infektionszahlen gibt es wieder eine Ausgangssperre und weitere Einschränkungen in der Stadt. Vor allem Jüngere haben sich seit Anfang März mit dem Coronavirus angesteckt
Seit Monaten haben Händler und Gastronomen auf das Frühjahr und damit möglicherweise verbundene Lockerungen der Corona-Regeln hingefiebert. Doch die steigenden Infektionszahlen haben alle Hoffnungen zunichte gemacht. Nachdem die Sieben-Tage-Inzidenz im Augsburger Stadtgebiet laut Robert-Koch-Institut (RKI) am Montag bei rund 108 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern lag, greift am Mittwoch die Corona-„Notbremse“mit verschärften Schutzmaßnahmen.
Die bayerischen Regeln sehen vor, dass nach drei aufeinanderfolgenden Tagen mit einer RKI-Inzidenz von über 100 wieder verschärfte Schutzmaßnahmen greifen. Dieser Fall ist in Augsburg bereits am Montag eingetreten. Die verschärften Regelungen gelten ab Mittwoch.
Sie enthalten unter anderem eine nächtliche Ausgangssperre von 22 bis 5 Uhr, die Beschränkung der privaten Kontakte auf den eigenen Hausstand und eine weitere Person. Ausgenommen davon ist die Kinderbetreuung: Kinder unter 14 Jahren können in „festen, familiär oder nachbarschaftlich organisierten Betreuungsgemeinschaften“beaufsichtigt werden, wenn sie Kinder aus höchstens zwei Hausständen umfassen. „Click & Meet“im Handel ist wieder verboten, jetzt dürfen wieder nur noch vorbestellte Waren abgeholt werden („Click & Collect“) Sportler müssen erneut auf Solopfaden wandeln: Mannschaftssport ist untersagt, kontaktfreier Sport kann allein, mit dem eigenen Hausstand und mit maximal einer weiteren Person betrieben werden.
Laut der Corona-Informationsseite der Stadt gibt es keine Veränderungen bei der Maskenpflicht. FFP2-Masken sind im Einzelhandel und im ÖPNV zu tragen, zudem ist in Teilen der Innenstadt, am Helmut-Haller-Platz, auf dem Hochablass-Steg sowie auf allen öffentlichen Spielplätzen das Tragen einer Maske vorgeschrieben. Einen Antrag der AfD auf Aufhebung der Maskenpflicht im Freien hatte der Augsburger Stadtrat vorige Woche gegen vier Stimmen der AfD-Fraktion abgelehnt.
Die stark ansteigenden Infektionszahlen seien eine Folge der Lockerungen und Öffnungen der vergangenen Tage sowie der nach wie vor sehr hohen Mobilität in der Bevölkerung, sagt Augsburgs Gesundheitsreferent Reiner Erben (Grüne). Bei der aktuellen dritten Welle kämen noch besorgniserregende Virusvarianten hinzu. Sie gelten als ansteckender und sollen auch häufiger schwere Verläufe auslösen.
In der zweiten Märzwoche hätten sich laut Erben die Infektionen besonders bei den 30- bis 39-Jährigen erhöht, dann folgten die Altersgruppen von null bis zehn Jahren sowie die 40- bis 49-Jährigen. „Insgesamt kann man sagen, dass sich das Infektionsgeschehen insbesondere bei den unter 50-Jährigen erhöht hat“, resümiert der Gesundheitsreferent. Bereits bei der ersten und zweiten Welle sei zu beobachten gewesen, dass zunächst eher jüngere Menschen betroffen waren und die älteren Altersgruppen erst mit Verzögerung beteiligt waren. „Insgesamt wird das Gesundheitsamt in den kommenden Wochen genau hinschauen, ob die Mutationen daran etwas ändern“, so Erben. Dafür zeigen die Impfungen offenbar Wirkung. Aktuell würden kaum noch Fälle in Senioren- und Pflegeheimen beobachtet.
Die Testzahlen spiegeln das Corona-Geschehen in der Stadt wider.
Während in der ersten Märzwoche 2,63 Prozent aller Tests ein positives Ergebnis zeigten (bei insgesamt 3155 Tests), waren es die Woche darauf bereits 3,91 Prozent (bei 3658 Tests). In der vergangenen Woche lag die Rate positiver Tests dann bereits bei 4,29 Prozent (4123 Tests). Inwieweit die Schnelltests etwas mit der Steigerung zu tun haben, geht aus den Zahlen der Stadt nicht hervor. Laut Erben werden in den Schnelltestzentren positiv getestete Personen aber automatisch mit einem PCR-Test nachgetestet. Die Anzahl dieser positiv getesteten Fälle fließe nahtlos in die Gesamtstatistik ein. Derweil geht die Impfaktion weiter. Mittlerweile wurden 31.123
Personen in Augsburg geimpft; 12.249 davon haben bereits Erstund Zweitimpfung erhalten, so die Stadt.
Technische Probleme haben am Wochenende zu Verzögerungen beim Impfen geführt. Am Freitag und das gesamte Wochenende gab es Ausfälle auf der Plattform der bayerischen Impfzentren zur Registrierung und Datenverarbeitung. Auch das Augsburger Impfzentrum war davon betroffen. Trotzdem konnte laut Stadt die kurzfristige Sonderimpfung von über 800 Personen aus dem Bereich Grund- und Förderschule sowie Kitas und Tagespflege ohne größere Warteschlangen durchgeführt werden.