Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das alte Cinderella erhält eine neue Bestimmung

Meitingen investiert zehn Millionen Euro in zwei große Vorhaben. Neben dem „Haus für Kinder“ entsteht nun ein „Haus der Musik und Kultur“im Nordwesten der Gemeinde

- VON OLIVER REISER

Meitingen Auch wenn im Markt Meitingen Spatenstic­he derzeit fast schon an der Tagesordnu­ng sind, musste in Zeiten erneut steigender Corona-Infektions­zahlen zunächst einmal die Masken- und Abstandsfr­age geklärt werden, bevor die Beteiligte­n dann zur Tat schreiten konnten. „Wir haben lange auf diesen Tag gewartet“, freute sich Bürgermeis­ter Michael Higl trotzdem, dass man nach dem „Haus für Kinder“nun auch den Startschus­s für ein „Haus der Musik und Kultur“zu beiden Seiten des Freibades Sun Splash im Meitinger Südwesten geben konnte.

„Was macht man mit dem alten Kino?“Mit dieser Frage hatten sich die Verantwort­lichen des Marktes Meitingen lange Zeit beschäftig­t, nachdem das bereits im Besitz der Gemeinde stehende Gebäude seit der Eröffnung des neuen Multiplexk­inos der Unternehme­rfamilie Rusch leer stand. Jetzt ist die Lösung gefunden und auf den Weg gebracht. Im ehemaligen Meitinger Kino Cinderella, dessen Mobiliar vor fast genau drei Jahren versteiger­t wurde, werden künftig wieder Filmmelodi­en zu hören sein. Diese gehören nämlich in aller Regel zum Repertoire von Blaskapell­en, die im Sommer nächsten Jahres dort in einem „Haus für Musik und Kultur“ihr Zuhause bekommen sollen. „Mit dem ,Haus der Musik und Kultur‘ entsteht ein neues Zentrum, das den vielfältig­en musikalisc­hen und kulturelle­n Aktivitäte­n in unserer Gemeinde eine neue Heimat gibt“, so Higl. Die Räumlichke­iten bieten auch Möglichkei­ten für Chöre und Ensembles, Theaterver­eine oder Musikproje­kte der Schulen.

besonders freut sich Simon Forster auf die nächsten Monate. Der Bauleiter der Günzburger Firma Bendl hat praktisch ein Heimspiel. „Ich bin mit diesem Kino groß geworden“, verrät der 36-Jährige aus Thierhaupt­en, der im Cinderella viele Filme gesehen hat. An einen erinnert er sich noch ganz besonders: „Cool runnings“. „Da war ich mit einem Freund ganz allein im großen Kinosaal gesessen.“Das wird künftig nicht mehr passieren. Denn schon nach ersten Analysen hat sich herausgest­ellt, dass verschiede­ne Räume mehr als ausgelas

sein werden, sodass man sich für einen Anbau mit zusätzlich­en Räumen entschiede­n hat. Dieser Anbau auf der Ostseite des bestehende­n Gebäudes soll einen Mehrzweckr­aum beinhalten, „in dem auch alle anderen Kunstschaf­fenden ein Zuhause finden können“, so Bürgermeis­ter Higl. Das Besondere daran ist eine große Glasfront, sodass man auch Open-Air-Konzerte veranstalt­en kann. „Die schwierige Aufgabe, den unterschie­dlichen Wünschen, Bedürfniss­en und Anregungen der verschiede­nen Vereine und Gruppen Rechnung zu tragen, gelang JoGanz hann Hölzl mit Bravour“, dankte Higl dem Architekte­n aus Thierhaupt­en.

„Hier wurden die Chancen optimal verwertet und vorhandene Bausubstan­z genutzt“, konstatier­te MdL Georg Winter (CSU). Für den Meitinger Gemeindera­t und Landtagsab­geordneten Fabian Mehring, einen absoluten Kino-Fan, ist das Projekt ein ganz besonders, „weil es den Gemeinscha­ftssinn im Ort demonstrie­rt“. Auch Bürgermeis­ter Higl zeigte sich hocherfreu­t, dass die beiden involviert­en Musikverei­ne, die SGL-Kapelle und das Jutet gendblasor­chester, tatkräftig an einem Strang ziehen und mit 250.000 Euro Eigenleist­ung maßgeblich zur Realisieru­ng dieses Vorzeigepr­ojekts beitragen werden. Zudem sind die beiden Musikverei­ne, die zusammen rund 600 Mitglieder haben und deren aktuelle Unterbring­ung nicht mehr zeitgemäß und nicht mehr wirtschaft­lich sinnvoll sanierbar war, für die Gestaltung und Ausstattun­g der Proben-, Lagersowie Aufenthalt­sräume selbst zuständig und tragen zusätzlich anfallende Kosten. „Beim Ausräumen des Gebäudes hat es schon dem einen oder anderen den ersten ordentlich­en Muskelkate­r beschert“, scherzte der Bürgermeis­ter, der im alten Kinosaal auch immer die Jugend-Bürgervers­ammlungen abgehalten hat. „Die Fragen sind ziemlich knapp ausgefalle­n, weil alle möglichst schnell den Film sehen wollten“, erinnert er sich.

Die Kostenschä­tzung für das „Haus der Musik und Kultur“beläuft sich auf rund 4,3 Millionen Euro. Darin sind der Wert des Grundstück­s und der Immobilie, die sich bereits im Besitz der Marktgemei­nde befinden, sowie die Planungsun­d Nebenkoste­n enthalten. Im Rahmen der Städtebauf­örderung „Soziale Stadt“wurden Zuwendunge­n in Höhe von 1.500.000 Euro bewilligt, die sich zu gleichen Teilen aus Mitteln des Bundes und des Freistaats Bayern zusammense­tzen. Für das „Haus der Kinder“, in dem einmal sechs Gruppen untergebra­cht werden, sind Gesamtkost­en in Höhe von 5,6 Millionen Euro veranschla­gt. Gefördert wird das Bauprojekt durch Mittel des Freistaats Bayern (insgesamt 3.194.000 Euro) sowie der Bundesrepu­blik Deutschlan­d (236.919 Euro).

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Foto: Marcus Merk Im ehemaligen Meitinger Kino Cinderella entsteht ein „Haus der Musik und Kultur“.

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