Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Das alte Cinderella erhält eine neue Bestimmung
Meitingen investiert zehn Millionen Euro in zwei große Vorhaben. Neben dem „Haus für Kinder“ entsteht nun ein „Haus der Musik und Kultur“im Nordwesten der Gemeinde
Meitingen Auch wenn im Markt Meitingen Spatenstiche derzeit fast schon an der Tagesordnung sind, musste in Zeiten erneut steigender Corona-Infektionszahlen zunächst einmal die Masken- und Abstandsfrage geklärt werden, bevor die Beteiligten dann zur Tat schreiten konnten. „Wir haben lange auf diesen Tag gewartet“, freute sich Bürgermeister Michael Higl trotzdem, dass man nach dem „Haus für Kinder“nun auch den Startschuss für ein „Haus der Musik und Kultur“zu beiden Seiten des Freibades Sun Splash im Meitinger Südwesten geben konnte.
„Was macht man mit dem alten Kino?“Mit dieser Frage hatten sich die Verantwortlichen des Marktes Meitingen lange Zeit beschäftigt, nachdem das bereits im Besitz der Gemeinde stehende Gebäude seit der Eröffnung des neuen Multiplexkinos der Unternehmerfamilie Rusch leer stand. Jetzt ist die Lösung gefunden und auf den Weg gebracht. Im ehemaligen Meitinger Kino Cinderella, dessen Mobiliar vor fast genau drei Jahren versteigert wurde, werden künftig wieder Filmmelodien zu hören sein. Diese gehören nämlich in aller Regel zum Repertoire von Blaskapellen, die im Sommer nächsten Jahres dort in einem „Haus für Musik und Kultur“ihr Zuhause bekommen sollen. „Mit dem ,Haus der Musik und Kultur‘ entsteht ein neues Zentrum, das den vielfältigen musikalischen und kulturellen Aktivitäten in unserer Gemeinde eine neue Heimat gibt“, so Higl. Die Räumlichkeiten bieten auch Möglichkeiten für Chöre und Ensembles, Theatervereine oder Musikprojekte der Schulen.
besonders freut sich Simon Forster auf die nächsten Monate. Der Bauleiter der Günzburger Firma Bendl hat praktisch ein Heimspiel. „Ich bin mit diesem Kino groß geworden“, verrät der 36-Jährige aus Thierhaupten, der im Cinderella viele Filme gesehen hat. An einen erinnert er sich noch ganz besonders: „Cool runnings“. „Da war ich mit einem Freund ganz allein im großen Kinosaal gesessen.“Das wird künftig nicht mehr passieren. Denn schon nach ersten Analysen hat sich herausgestellt, dass verschiedene Räume mehr als ausgelas
sein werden, sodass man sich für einen Anbau mit zusätzlichen Räumen entschieden hat. Dieser Anbau auf der Ostseite des bestehenden Gebäudes soll einen Mehrzweckraum beinhalten, „in dem auch alle anderen Kunstschaffenden ein Zuhause finden können“, so Bürgermeister Higl. Das Besondere daran ist eine große Glasfront, sodass man auch Open-Air-Konzerte veranstalten kann. „Die schwierige Aufgabe, den unterschiedlichen Wünschen, Bedürfnissen und Anregungen der verschiedenen Vereine und Gruppen Rechnung zu tragen, gelang JoGanz hann Hölzl mit Bravour“, dankte Higl dem Architekten aus Thierhaupten.
„Hier wurden die Chancen optimal verwertet und vorhandene Bausubstanz genutzt“, konstatierte MdL Georg Winter (CSU). Für den Meitinger Gemeinderat und Landtagsabgeordneten Fabian Mehring, einen absoluten Kino-Fan, ist das Projekt ein ganz besonders, „weil es den Gemeinschaftssinn im Ort demonstriert“. Auch Bürgermeister Higl zeigte sich hocherfreut, dass die beiden involvierten Musikvereine, die SGL-Kapelle und das Jutet gendblasorchester, tatkräftig an einem Strang ziehen und mit 250.000 Euro Eigenleistung maßgeblich zur Realisierung dieses Vorzeigeprojekts beitragen werden. Zudem sind die beiden Musikvereine, die zusammen rund 600 Mitglieder haben und deren aktuelle Unterbringung nicht mehr zeitgemäß und nicht mehr wirtschaftlich sinnvoll sanierbar war, für die Gestaltung und Ausstattung der Proben-, Lagersowie Aufenthaltsräume selbst zuständig und tragen zusätzlich anfallende Kosten. „Beim Ausräumen des Gebäudes hat es schon dem einen oder anderen den ersten ordentlichen Muskelkater beschert“, scherzte der Bürgermeister, der im alten Kinosaal auch immer die Jugend-Bürgerversammlungen abgehalten hat. „Die Fragen sind ziemlich knapp ausgefallen, weil alle möglichst schnell den Film sehen wollten“, erinnert er sich.
Die Kostenschätzung für das „Haus der Musik und Kultur“beläuft sich auf rund 4,3 Millionen Euro. Darin sind der Wert des Grundstücks und der Immobilie, die sich bereits im Besitz der Marktgemeinde befinden, sowie die Planungsund Nebenkosten enthalten. Im Rahmen der Städtebauförderung „Soziale Stadt“wurden Zuwendungen in Höhe von 1.500.000 Euro bewilligt, die sich zu gleichen Teilen aus Mitteln des Bundes und des Freistaats Bayern zusammensetzen. Für das „Haus der Kinder“, in dem einmal sechs Gruppen untergebracht werden, sind Gesamtkosten in Höhe von 5,6 Millionen Euro veranschlagt. Gefördert wird das Bauprojekt durch Mittel des Freistaats Bayern (insgesamt 3.194.000 Euro) sowie der Bundesrepublik Deutschland (236.919 Euro).