Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Nach acht Jahren: Durchbruch beim Tramtunnel
Die 400 Meter lange unterirdische Strecke samt Haltestelle unter dem Augsburger Hauptbahnhof erreicht den nächsten Meilenstein. In zweieinhalb Jahren soll der Betrieb starten
Acht Jahre nach dem Beginn der Bauarbeiten für den Tramtunnel unter dem Augsburger Hauptbahnhof haben die Stadtwerke am Donnerstag den Durchbruch bei dem unterirdischen Bauwerk geschafft. Zwischen dem im Rohbau schon fertiggestellten Tunnelabschnitt unter dem Bahnhofsgebäude und dem letzten noch offenen Bauabschnitt im Bereich der Gleise 1 und 2 brach ein Bagger mit einem Meißel die Trennwand aus Beton nieder. Das dahinter liegende Erdreich wird in den kommenden Tagen abgebaggert. Es ist aber noch einiges an Arbeiten erforderlich, bis die Straßenbahnen durch den Tunnel fahren können.
Bis zum Ende des Jahres soll der 400 Meter lange Tunnel zwischen dem Sebastian-Buchegger-Platz im Thelottviertel und der Halderstraße im Rohbau mit Decken und Wänden aus Beton fertig sein. Danach
Rohbau soll bis zum Jahresende fertig sein
steht der Einbau von Technik an, bevor es die ersten Probefahrten und Fahrerschulungen gibt. Im Vergleich zu den bisherigen Bauarbeiten dauert das alles nicht mehr so lange. Stadtwerke-Geschäftsführer Walter Casazza sagte: „Ab jetzt geht es schnell. Das war der letzte große Meilenstein“. Im August 2023 soll der Tunnel samt unterirdischer Straßenbahnhaltestelle in Betrieb gehen.
Laut Casazza sei man bei den Bauarbeiten trotz der Corona-Krise im Zeitplan. Beim Tunnelbau hatte es in der Vergangenheit mehrfach Verzögerungen und erhebliche Kostensteigerungen gegeben. Laut erster Planung hätte der Tunnel 2019 eröffnet werden sollen. Aktuell kalkulieren die Stadtwerke mit Investitionskosten zwischen 230 und 250 Millionen Euro. Die Spanne begründet sich durch die zuletzt stark gestiegenen Baupreise und die damit verbundene Ungewissheit bei Ausschreibungen. Eine letzte große Ausschreibung für Technikeinbauten – angefangen von Gleisen bis hin zu Aufzügen – geht in diesem Jahr über die Bühne. Die bisher eingegangenen Angebote für Teilleistungen seien passend, so Casazza. Man werde bei den Kosten wohl im prognostizierten Bereich landen.
Seit dem Jahr 2018 bauen die Stadtwerke bereits im Bereich des Personenbahnhofs. Dafür werden immer zwei Gleise samt dazugehöriger Bahnsteige für mehrere Monate außer Betrieb genommen und der Tunnelrohbau in diesem Abschnitt errichtet. „Unter dem Bahnhofsgebäude im laufenden Betrieb einen neuen Tunnel für den Nahverkehr zu bauen, ist eine herausragende Leistung“, sagte Thomas Thürer, Projektleiter der DB Netz. Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) sagte, mit der Eröffnung des Bahnhofstunnels werde der Nahverkehr in Augsburg einen ordentlichen Schub bekommen.
Die Idee hinter dem Bahnhofstunnel ist, dass die Bahn und der städtische Nahverkehr durch kürzere Umsteigewege deutlich enger zusammenrücken und fast nahtlos ineinander übergehen. Speziell für Umlandpendler könnte das den Nahverkehr attraktiver machen.
Gleichzeitig wird der Bahnhof barrierefrei ausgebaut. Alle Bahnsteige sind künftig mit Aufzügen erreichbar. Die Bahn wird im Anschluss an die Bauarbeiten den Bahnhof modernisieren. Neben einer Erneuerung der Technik wird es neue Bahnsteigdächer geben.
Der Bahnhofstunnel wird wie berichtet zur Eröffnung 2023 aber noch nicht durchgängig befahrbar sein. Grund ist, dass es Verzögerungen beim Gleisanschluss auf der
Westseite des Tunnels in Richtung Pfersee/Kriegshaber gibt. Das Genehmigungsverfahren bei der Regierung von Schwaben läuft, mit einer Inbetriebnahme der Westgleise ist wohl 2026 zu rechnen. Solange wird die Straßenbahnlinie 3 trotz des neuen Tunnels weiter durch die Pferseer Unterführung rollen. Die Linien 4 und 6 werden die unterirdische Haltestelle aber anfahren und in der dortigen Wendeschleife umkehren.