Augsburger Allgemeine (Land Nord)
BauplatzVerkäufe retten die Finanzen
Die Corona-Krise reißt große Löcher in den Etat der Marktgemeinde. Doch mithilfe von Grundstücksgeschäften will Thierhaupten in diesem Jahr sogar etwas Schulden abbauen
Thierhaupten Die Planungen seien vorsichtig, und dennoch handele es sich um keinen „Angsthasen-Haushalt“– so formulierte es Claus Braun (FW) bei der jüngsten Marktgemeinderatssitzung in Thierhaupten. Einstimmig verabschiedete das Gremium das Finanzgerüst der Gemeindepolitik. Es sieht Ausgaben von gut 16 Millionen Euro vor und steht unter dem Einfluss der Pandemie.
„Im vergangenen Jahr haben wir bereits viele der coronabedingten Auswirkungen richtig erkannt“, sagte Bürgermeister Toni Brugger (CSU) zu Beginn der Beratungen am Dienstagabend. So trat eine Reduzierung der Gewerbesteuer tatsächlich ein und auch die staatlichen Zuschüsse flossen nicht mehr ganz so flott wie gewohnt. Insgesamt war eine neue Prioritätensetzung bereits geplanter Projekte notwendig.
In diesem Jahr will man einen ganz ähnlichen Kurs fahren. Doch der Bürgermeister sieht vor allem einen Makel, was Thierhauptens Finanzen betrifft: Das Geld, das die Gemeinde durch den Verkauf von Bauplätzen in den Neubaugebieten einnehme, müsse dafür eingesetzt werden, den laufenden Haushalt auszugleichen. Brugger wäre glücklicher, wenn diese Einnahmen für Großprojekte wie die Sanierung der Schule oder den Bau des Seniorenzentrums eingesetzt werden könnten.
Konkrete Zahlen stellte Kämmerer Kaspar Wallner vor. Das Volumen im Haushalt insgesamt beträgt in diesem Jahr etwa 16,13 Millionen Euro. Dabei entfallen 8,33 Millionen Euro auf den Verwaltungshaushalt und 7,80 Millionen Euro auf den Vermögenshaushalt. Mit etwa 3,90 Millionen Euro kommt nahezu die Hälfte der Einnahmen im Vermögenshaushalt durch die Veräußerung von Bau- und Gewerbegrund zustande. Hinsichtlich der Ausgaben sind es Hoch- und Tiefbaumaßnahmen, die einen Löwenanteil von 72 Prozent ausmachen (circa 5,63 Millionen Euro): Eingeplant sind unter anderem rund zwei Millionen Euro für die Erschließung von drei Baugebieten und einem Gewerbegebiet, 340.000 Euro für das Projekt „Neue Mitte“und 215.000 Euro für die Friedhofserweiterung in Neukirchen.
Hinsichtlich der Schuldenentwicklung, die seit Jahren zurückgegangen war, war die Gemeinde im
2020 auf etwa 4,20 Millionen Euro in die Höhe geschnellt. Jetzt soll es wieder in die andere Richtung gegen. „Weil 2021 keine Kreditaufnahme vorgesehen ist, reduziert sich der Schuldenstand zum Ende des Jahres auf etwa 3,78 Millionen Euro“, so Kämmerer Kaspar Wallner.
Auch ein Blick auf die Finanzplanung für die Jahre 2022 bis 2024 wurde geworfen: Für den Bau eines Seniorenzentrums sind in diesem Zeitraum Ausgaben in Höhe von vier Millionen Euro vorgesehen, für die Sanierung des Neukirchener Pfarrhauses sind es 1,15 Millionen Euro. Auch die Verbindungsstraße zwischen Thierhaupten und seinem Ortsteil Ötz wurde aufgelistet: Im Planungsjahr 2021 sind zwar lediglich 200.000 Euro vorgesehen, doch in den Folgejahren rechne man mit Baukosten in Höhe von 2,3 Millionen Euro. Für die Sanierung der Schule sollen 4,2 Millionen Euro fließen. Für alle Projekte wird mit Zuschüssen gerechnet.
Josef Kienberger (JBU) und Martin Gürtner (JFW) hoben die WichCorona-Jahr tigkeit der Baugebiete hervor, weil diese jungen Familien eine Zukunft im Ort ermöglichen. Max Kienberger (CSU) sprach davon, „Wesentliches im Blickfeld“zu haben und plädierte dafür, keine Angst vor Verschuldung aufkommen zu lassen.
Dieter Tronecker (UB) lobte den seiner Ansicht nach „solide kalkulierten Haushaltsplan“, könnte sich aber vorstellen, dass das ein oder andere Projekt doch noch verschoben werden muss.
Anderer Meinung war SPD-Rat Wolfgang Wittmann: Gerade „Langzeitprojekte“wie die Schulsanierung oder die Verbindungsstraße zwischen Thierhaupten und Ötz sollten unbedingt angegriffen und nicht weiter verschoben werden. Besonders ausführlich wurde Claus Braun (FW): In Krisenzeiten wolle man mit viel Bedacht mit dem Geld umgehen, welches die Bürgerschaft der Gemeinde mit ihren Zahlungen anvertraue. Unter anderem lobte er die Schwerpunkte Wohnraumentwicklung, Hochwasserschutz und die geplante finanzielle Unterstützung des Sportvereins – dieser soll für sein neues Vereinsheim mit 300.000 Euro aus der Gemeindekasse bedacht werden.