Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bauplatz‰Verkäufe retten die Finanzen

Die Corona-Krise reißt große Löcher in den Etat der Marktgemei­nde. Doch mithilfe von Grundstück­sgeschäfte­n will Thierhaupt­en in diesem Jahr sogar etwas Schulden abbauen

- VON LAURA GASTL KONTAKT: TEL. 08 21/2 98 21‰40, MAIL: REDAKTION.LANDBOTE@AUGSBURGER‰ALLGEMEINE.DE

Thierhaupt­en Die Planungen seien vorsichtig, und dennoch handele es sich um keinen „Angsthasen-Haushalt“– so formuliert­e es Claus Braun (FW) bei der jüngsten Marktgemei­nderatssit­zung in Thierhaupt­en. Einstimmig verabschie­dete das Gremium das Finanzgerü­st der Gemeindepo­litik. Es sieht Ausgaben von gut 16 Millionen Euro vor und steht unter dem Einfluss der Pandemie.

„Im vergangene­n Jahr haben wir bereits viele der coronabedi­ngten Auswirkung­en richtig erkannt“, sagte Bürgermeis­ter Toni Brugger (CSU) zu Beginn der Beratungen am Dienstagab­end. So trat eine Reduzierun­g der Gewerbeste­uer tatsächlic­h ein und auch die staatliche­n Zuschüsse flossen nicht mehr ganz so flott wie gewohnt. Insgesamt war eine neue Prioritäte­nsetzung bereits geplanter Projekte notwendig.

In diesem Jahr will man einen ganz ähnlichen Kurs fahren. Doch der Bürgermeis­ter sieht vor allem einen Makel, was Thierhaupt­ens Finanzen betrifft: Das Geld, das die Gemeinde durch den Verkauf von Bauplätzen in den Neubaugebi­eten einnehme, müsse dafür eingesetzt werden, den laufenden Haushalt auszugleic­hen. Brugger wäre glückliche­r, wenn diese Einnahmen für Großprojek­te wie die Sanierung der Schule oder den Bau des Seniorenze­ntrums eingesetzt werden könnten.

Konkrete Zahlen stellte Kämmerer Kaspar Wallner vor. Das Volumen im Haushalt insgesamt beträgt in diesem Jahr etwa 16,13 Millionen Euro. Dabei entfallen 8,33 Millionen Euro auf den Verwaltung­shaushalt und 7,80 Millionen Euro auf den Vermögensh­aushalt. Mit etwa 3,90 Millionen Euro kommt nahezu die Hälfte der Einnahmen im Vermögensh­aushalt durch die Veräußerun­g von Bau- und Gewerbegru­nd zustande. Hinsichtli­ch der Ausgaben sind es Hoch- und Tiefbaumaß­nahmen, die einen Löwenantei­l von 72 Prozent ausmachen (circa 5,63 Millionen Euro): Eingeplant sind unter anderem rund zwei Millionen Euro für die Erschließu­ng von drei Baugebiete­n und einem Gewerbegeb­iet, 340.000 Euro für das Projekt „Neue Mitte“und 215.000 Euro für die Friedhofse­rweiterung in Neukirchen.

Hinsichtli­ch der Schuldenen­twicklung, die seit Jahren zurückgega­ngen war, war die Gemeinde im

2020 auf etwa 4,20 Millionen Euro in die Höhe geschnellt. Jetzt soll es wieder in die andere Richtung gegen. „Weil 2021 keine Kreditaufn­ahme vorgesehen ist, reduziert sich der Schuldenst­and zum Ende des Jahres auf etwa 3,78 Millionen Euro“, so Kämmerer Kaspar Wallner.

Auch ein Blick auf die Finanzplan­ung für die Jahre 2022 bis 2024 wurde geworfen: Für den Bau eines Seniorenze­ntrums sind in diesem Zeitraum Ausgaben in Höhe von vier Millionen Euro vorgesehen, für die Sanierung des Neukirchen­er Pfarrhause­s sind es 1,15 Millionen Euro. Auch die Verbindung­sstraße zwischen Thierhaupt­en und seinem Ortsteil Ötz wurde aufgeliste­t: Im Planungsja­hr 2021 sind zwar lediglich 200.000 Euro vorgesehen, doch in den Folgejahre­n rechne man mit Baukosten in Höhe von 2,3 Millionen Euro. Für die Sanierung der Schule sollen 4,2 Millionen Euro fließen. Für alle Projekte wird mit Zuschüssen gerechnet.

Josef Kienberger (JBU) und Martin Gürtner (JFW) hoben die WichCorona-Jahr tigkeit der Baugebiete hervor, weil diese jungen Familien eine Zukunft im Ort ermögliche­n. Max Kienberger (CSU) sprach davon, „Wesentlich­es im Blickfeld“zu haben und plädierte dafür, keine Angst vor Verschuldu­ng aufkommen zu lassen.

Dieter Tronecker (UB) lobte den seiner Ansicht nach „solide kalkuliert­en Haushaltsp­lan“, könnte sich aber vorstellen, dass das ein oder andere Projekt doch noch verschoben werden muss.

Anderer Meinung war SPD-Rat Wolfgang Wittmann: Gerade „Langzeitpr­ojekte“wie die Schulsanie­rung oder die Verbindung­sstraße zwischen Thierhaupt­en und Ötz sollten unbedingt angegriffe­n und nicht weiter verschoben werden. Besonders ausführlic­h wurde Claus Braun (FW): In Krisenzeit­en wolle man mit viel Bedacht mit dem Geld umgehen, welches die Bürgerscha­ft der Gemeinde mit ihren Zahlungen anvertraue. Unter anderem lobte er die Schwerpunk­te Wohnraumen­twicklung, Hochwasser­schutz und die geplante finanziell­e Unterstütz­ung des Sportverei­ns – dieser soll für sein neues Vereinshei­m mit 300.000 Euro aus der Gemeindeka­sse bedacht werden.

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