Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kein Scherz

Warum vielen im Moment nicht zum Blödeln zumute ist

- VON SARAH SCHIERACK

Haben Sie es auch gemerkt? Es blieb auffällig ruhig rund um den Monatswech­sel. Kaum Scherze, mal lustig und schlau, mal eher peinlich-bemüht, kein fröhliches „April, April“, kein betretenes Lachen, weil man dann wider Erwarten doch auf diese eine Meldung in der Zeitung hereingefa­llen ist, ganz kurz natürlich nur. Hat der Aprilscher­z, dieser gutmütige, humorvolle Ausbruch aus der alltäglich­en Ernsthafti­gkeit, etwa ausgedient? Und das nach über 400 Jahren, in denen Menschen sich Jahr für Jahr mit guten und öfter auch mal schlechten Scherzen in den April geschickt haben?

Keine Sorge. Wir prophezeie­n, dass der Aprilscher­z lediglich vorübergeh­end eingemotte­t wurde. Konservier­t für bessere Zeiten, in denen einem das Lachen wieder leichter über die Lippen geht. Womit sollte man seine Mitmensche­n auch aktuell foppen, wenn die Wirklichke­it abenteuerl­icher und unwahrsche­inlicher anmutet als jeder Scherz? Mit welcher Nachricht Unfug treiben, wenn eine falsche Meldung in der Pandemie die Menschen nicht etwa zum Schmunzeln bringt, sondern eher Verwirrung stiftet und Ängste schürt?

Wäre das ein (verspätete­r) Aprilscher­z, dann würden wir also an dieser Stelle vermelden, dass die ständige Kommission zur Überprüfun­g der Eignung von Scherzen für den 1. April, kurz StäKozÜ, den Gebrauch von Aprilscher­zen bis zum Ende der Corona-Krise ausgesetzt hat. Aber diesen Witz sparen wir uns dann doch lieber.

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Foto: dpa Seit Jahrhunder­ten schicken sich Men‰ schen in den April.

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