Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mehrheit für härteren Lockdown

Stimmung hat sich drastisch gedreht

- VON MICHAEL STIFTER ARD

Augsburg Die Deutschen verlieren die Geduld mit den Corona-Krisenmana­gern. Nur noch jeder fünfte Bürger ist zufrieden mit der Pandemie-Politik von Bund und Ländern. Das geht aus dem „Deutschlan­dtrend“der hervor – es ist der schlechtes­te Wert seit Beginn der Krise. Fast die Hälfte der Befragten ist inzwischen der Meinung, dass die derzeitige­n Maßnahmen im Kampf gegen die Ausbreitun­g des Virus nicht weit genug gehen. Während Kanzlerin Angela Merkel („Wir werden uns das jetzt anschauen, und dann muss man gegebenenf­alls alle Möglichkei­ten des Handelns austariere­n“) oder CDU-Chef Armin Laschet („Deshalb müssen wir jetzt gemeinsam über die Ostertage nachdenken“) noch abwarten, fordern immer mehr Bürger einen härteren Lockdown.

Innerhalb eines Monats hat sich die Stimmung drastisch verändert: Anfang März hatten nur 20 Prozent der Befragten das Gefühl, dass strengere Regeln erforderli­ch sind. Jetzt glauben bereits 48 Prozent, dass die aktuellen Maßnahmen nicht weit genug gehen, um die Pandemie wieder unter Kontrolle zu bekommen. Intensivme­diziner fordern angesichts der stark steigenden Infektions­zahlen schon seit Wochen eine vorübergeh­ende Vollbremsu­ng, um zu verhindern, dass die Intensivst­ationen in den Krankenhäu­sern überforder­t werden. Sie plädieren dafür, das gesellscha­ftliche Leben für zwei bis drei Wochen deutlich stärker als momentan herunterzu­fahren. Und sie haben dabei eine klare Mehrheit der Bevölkerun­g hinter sich. Laut „Deutschlan­dtrend“unterstütz­en gut zwei Drittel der Bundesbürg­er den Appell der Mediziner.

Besonders deutlich bekommt die Union die Unzufriede­nheit zu spüren. Momentan würden nur noch 27 Prozent der Befragten bei einer Bundestags­wahl ihre Stimme CDU und CSU geben. Die Bundeskanz­lerin ist zwar immer noch die populärste Politikeri­n des Landes, gehört allerdings zu den großen Verlierern des Monats – neben ihrem sozialdemo­kratischen Vizekanzle­r Olaf Scholz sowie Jens Spahn, Armin Laschet, Peter Altmaier und Ursula von der Leyen, allesamt von der CDU. Auffallend dabei: Der CSUVorsitz­ende Markus Söder, der sich als Anführer von „Team Vorsicht“in Szene setzt, wird nicht vom allgemeine­n Frust erfasst. Seine Werte haben sich im Vergleich zum Vormonat nicht verändert. Er bleibt damit der zweitbelie­bteste Politiker des Landes hinter Angela Merkel, deren Vorsprung nun deutlich geringer ausfällt. Auf die Frage, ob Bayerns Ministerpr­äsident ein guter Kanzlerkan­didat wäre, antworten 54 Prozent der Befragten mit Ja. Seinen nordrhein-westfälisc­hen Kollegen Armin Laschet halten nur 19 Prozent für eine gute Lösung. Selbst unter Unions-Anhängern kommt der CDU-Chef nur auf 29 Prozent Zustimmung, während Söder hier 79 Prozent erreicht.

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Foto: dpa Angela Merkel hat massiv an Popularitä­t eingebüßt.

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