Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Grüner Aufstieg, roter Fall
Grün und Rot waren in München einst ganz eng beieinander, und das nicht nur im Stadtrat. Auch die Parteizentralen der Landesverbände lagen nur wenige Schritte voneinander entfernt. Die Grünen hatten ihre Büros in einem Betongebäude am Sendlinger Tor. Die SPD residiert bis heute gleich ums Eck im traditionsreichen Georgvon-Vollmar-Haus am Oberanger.
Wobei, „residiert“ist möglicherweise nicht mehr ganz das richtige Wort. Zwar macht der Eingang neben einem Theatercafé immer noch etwas her. Die über Jahre sinkende Zustimmung der Wähler freilich bewirkte, dass auch die Mitgliedsbeiträge und die Gelder aus der staatlichen Parteienfinanzierung spärlicher flossen und die SPD sich in den Stockwerken drüber räumlich verkleinern musste.
Ganz anders die Grünen. Ihnen wurden die Büros über die Jahre zu klein, während die Mitgliederzahlen stiegen und mit jeder Wahl auch mehr Geld in die Parteikasse kam. An diesem Donnerstag war es so weit. Die Grünen sind umgezogen. In die Franziskanerstraße im Stadtteil Au. Das hat den Vorteil, dass man in wenigen Minuten zum Landtag radeln kann. Vor allem aber haben die Grünen jetzt mehr Platz für die Landesgeschäftsstelle, die Büros der Münchner Grünen, die Grüne Jugend und die kommunalpolitische Vereinigung der Partei: 1600 Quadratmeter. Das ist etwa zehnmal größer als die Geschäftsstelle des finanziell gut betuchten CSU-Kreisverbandes Günzburg.
Mit der mehrstöckigen Residenz der CSU-Landesleitung in Nordschwabing können die Grünen noch nicht mithalten. Sie liegt direkt an der Auffahrt zur Nürnberger Autobahn. Spötter sagen, das sei so, damit die Parteivorsitzenden mit dem Auto möglichst schnell heimkommen – früher nach Ingolstadt, jetzt nach Nürnberg. Jede Parteizentrale hat ihre eigenen Geschichten.