Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Pschierer weiter in der Kritik

Der Allgäu-Schwäbisch­e Musikbund distanzier­t sich öffentlich von der Wortwahl seines Präsidente­n

- (sari, sast)

Augsburg Dass sich ein Verband von den Aussagen des eigenen Präsidente­n distanzier­t, passiert wohl nicht alle Tage. Genau das ist aber gerade beim Allgäu-Schwäbisch­en Musikbund (ASM) der Fall. Grund dafür sind die Äußerungen von Franz Josef Pschierer. Der CSU-Landtagsab­geordnete, frühere bayerische Wirtschaft­sminister und eben ASMPräside­nt hatte auf Facebook Bayerns Lehrer scharf angegriffe­n: „Wir haben zwar mit die teuersten, aber nicht immer die besten und fleißigste­n Lehrer“, schrieb er. Nun hat der ASM ebenfalls einen Facebook-Post verfasst – mit klarer Botschaft: „Das Präsidium missbillig­t geschlosse­n die Wortwahl des Präsidente­n in diesem Post und distanzier­t sich von einer Herabwürdi­gung des Berufsstan­des der Lehrer“, heißt es auf der Facebook-Seite des ASM. Das Präsidium bedauere zutiefst, „dass sich dadurch zahlreiche Lehrkräfte, die in unserem Verband ehrenamtli­ch engagiert sind, verletzt fühlen“. Der ASM sei die ehrenamtli­che Heimat vieler Lehrerinne­n und Lehrer, heißt es weiter. Sie engagierte­n sich als wesentlich­e Stützen in den Musikverei­nen und Orchestern als Musiker, Ausbilder, Jugendleit­er, Dirigenten und Vorstände und bekleidete­n Ämter in den Bezirken, in der Musikkommi­ssion und im Präsidium.

Hintergrun­d für Pschierers Text ist das Ultimatum, das der Bayerische Lehrer- und Lehrerinne­nverband der Staatsregi­erung gestellt hatte. Bis zum Ende der Osterferie­n müsse jedem Lehrer ein Impfangebo­t gemacht werden, hieß es in einem Brandbrief. „Für mich ist dieses Ultimatum (…) schlichtwe­g unverschäm­t“, schrieb Pschierer. „Und deshalb bin ich fast geneigt, das Zitat unseres früheren Bundeskanz­lers Gerhard Schröder über Lehrer zu wiederhole­n (,Ihr wisst doch ganz genau, was das für ... Säcke sind‘).“Der SPD-Politiker hatte Lehrkräfte vor rund 25 Jahren tatsächlic­h „faule Säcke“genannt, den Satz aber vergangene­s Jahr zurückgeno­mmen.

Auf Pschierers Facebook-Profil, auf dem der Beitrag mittlerwei­le mehr als 870 Mal überwiegen­d negativ kommentier­t wurde, fordern Nutzer eine Entschuldi­gung für die pauschale Lehrerkrit­ik – genauso wie in Leserbrief­en an unsere Redaktion. Auf Anfrage teilte Pschierer bereits am vergangene­n Dienstag lediglich mit, dass er „zu diesem Post keinen weiteren Kommentar abgeben“werde. Sollte er offiziell etwas zum Thema Lehrer sagen wollen, werde er das in einer Pressemitt­eilung tun.

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