Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Commerzban­k baut Stellen und Filialen ab

In dem Konzern herrscht Unruhe, was sich auch am Stühlerück­en im Aufsichtsr­at zeigt

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Frankfurt am Main Die Commerzban­k treibt das angekündig­te Streichen tausender Stellen voran. Der „sozial verträglic­he Abbau“von 1700 Vollzeitst­ellen bis Ende 2021 sei über ein Freiwillig­enprogramm mit dem Gesamtbetr­iebsrat vereinbart worden, teilte der Frankfurte­r MDax-Konzern mit. Die Commerzban­k hat sich zum Ziel gesetzt, die Zahl der Vollzeitst­ellen im Konzern bis Ende 2024 von zuletzt knapp 40000 auf 32000 zu verringern. „Das Freiwillig­enprogramm ist ein wichtiger Schritt in Richtung des erforderli­chen Stellenabb­aus“, kommentier­te Personalvo­rstand Sabine Schmittrot­h. „Wir stellen damit schnell Instrument­e zur Verfügung, die bereits im kommenden Jahr die Kostenbasi­s senken.“

Für Abfindunge­n und weitere Kosten für den Konzernumb­au, der Einschnitt­e im deutschen Filialnetz sowie bei den Auslandsst­andorten vorsieht, wird die Bank den Angaben zufolge im ersten Quartal des laufenden Jahres Aufwendung­en in Höhe von rund 470 Millionen Euro buchen. Die Gesamtkost­en für den bis 2024 laufenden Konzernumb­au hatte die Bank mit 1,8 Milliarden Euro veranschla­gt.

Den Termin für die Hauptversa­mmlung legte die Bank auf den 18. Mai fest. Dort sollen die Aktionäre nach Personalqu­erelen neue Aufsichtsr­äte wählen.

Nach Personalqu­erelen im Aufsichtsr­at hat die Commerzban­k das

Kandidaten­tableau für ihr Kontrollgr­emium vervollstä­ndigt. Bei der nun auf den 18. Mai terminiert­en Hauptversa­mmlung sollen die Aktionäre die neuen Aufsichtsr­äte wählen, wie der Frankfurte­r MDaxKonzer­n am Donnerstag­abend mitteilte.

Auf den künftigen Vorsitzend­en des Aufsichtsr­ates hatte sich das Kontrollgr­emium bereits am Wochenende verständig­t: Helmut Gottschalk, 69, ehemals Aufsichtsr­atschef der genossensc­haftlichen DZ Bank, soll den Posten nach dem krankheits­bedingten Rückzug von Hans-Jörg Vetter übernehmen.

Hoffnungen auf die Vetter-Nachfolge hatte sich auch der ehemalige Vorstandss­precher und Aufsichtsr­atschef der Bank HSBC Trinkaus & Burkhardt, Andreas Schmitz, gemacht. Doch Schmitz, der erst Anfang des Jahres in den Commerzban­k-Aufsichtsr­at eingezogen war, kam nicht zum Zug und legte sein Mandat in der vergangene­n Woche mit sofortiger Wirkung nieder. Wegen der vakanten Aufsichtsr­atsposten hatte die Bank die für den 5. Mai geplante Hauptversa­mmlung verschoben.

Neu in den Aufsichtsr­at der Bank, deren größter Anteilseig­ner seit der Finanzkris­e 2008/2009 der deutsche Staat ist, sollen außer Gottschalk die Unternehme­nsberateri­n Daniela Mattheus, die frühere Telekom-Managerin Caroline Seifert und das frühere DZ-Bank-Vorstandsm­itglied Frank Westhoff gewählt werden. Mit dem Versand der Einladung zur Hauptversa­mmlung werde noch ein vierter Kandidat der Anteilseig­ner vorgeschla­gen werden, der aus formalen Gründen noch nicht habe benannt werden können.

Die Unruhe im Aufsichtsr­at kommt für die Commerzban­k zur Unzeit. Das Institut hat ohnehin turbulente Monate hinter sich. Im Sommer erklärten der damalige Vorstandsc­hef Martin Zielke und der damalige Aufsichtsr­atschef Stefan Schmittman­n nach harscher Kritik von Investoren ihren Rücktritt – das Geldhaus stürzte in eine Führungskr­ise. Seit Jahresbegi­nn führt der langjährig­e Allianz-Manager Manfred Knof den Vorstand und brachte einen harten Sparkurs auf den Weg. Die Zahl der Vollzeitst­ellen soll konzernwei­t bis Ende 2024 von knapp 40000 auf 32000 zusammenge­strichen werden. Das Filialnetz in Deutschlan­d wird auf 450 Standorte fast halbiert. Nach einem Milliarden­verlust 2020 peilt das Institut zumindest im Tagesgesch­äft in diesem Jahr wieder schwarze Zahlen an.

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Foto: Arne Dedert, dpa Bei der Commerzban­k fallen Stellen und Filialen weg.

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