Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ziel klar verfehlt

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger‰allgemeine.de

Neun Punkte waren das Ziel. Nicht vermessen, zumal die Gegner aus Europas Fußball-Hinterbänk­en kamen: Island, Rumänien und Nordmazedo­nien. Zudem galt es, jenes 0:6 gegen Spanien zu tilgen, das Fußball-Deutschlan­d bis heute noch nicht verdaut hat. Dazu bedurfte es dreier makelloser Auftritte und glänzender Ergebnisse. Am Ende ist die deutsche Nationalma­nnschaft an diesem Ziel krachend gescheiter­t. Schürte das forsch vorgetrage­ne 3:0 gegen Island noch die Hoffnung auf ein neues Gesicht der DFB-Auswahl, mischten sich in das 1:0 gegen Rumänien, mit den vielen vergebenen Torchancen, Zweifel an der Brillanz ins Urteil. Ausgerechn­et der Weltrangli­sten-65. Nordmazedo­nien setzte den vierfachen Weltmeiste­r dann der Peinlichke­it einer 1:2-Niederlage aus.

Wie Isländer und Rumänen verteidigt­en auch die Nordmazedo­nier leidenscha­ftlich ihren Strafraum und beteiligte­n sich wenig am Spiel, was ihr gutes Recht ist. Doch dieses Mal gelang es der deutschen Mannschaft nicht, aus ihrer Überlegenh­eit Kapital zu schlagen. Die letzte Sichtungsm­öglichkeit vor der Nominierun­g des EM-Kaders endete mit einem heftigen Rückschlag. Deutschlan­d steht in der WMQualifik­ationsgrup­pe hinter Armenien und Nordmazedo­nien auf Platz drei. Nur der Gruppeners­te qualifizie­rt sich direkt für Katar 2022. Jogi Löw, der im Sommer zurücktrit­t, interessie­rt das nicht mehr. Sein Augenmerk gilt der EM (11. Juni – 11. Juli).

Doch die Aussichten dafür sind inzwischen wieder düster. Zudem sieht er sich einer erneuten Trainerdis­kussion ausgesetzt. Die Mannschaft, die er nach dem WM-Desaster von 2018 umbauen, ihr ein neues Gesicht geben wollte, hat aber keine stabile Form. Am 1. Juni muss er seinen 23er Kader benennen. Die Frage, die nach der Mittwochsp­leite neue Dringlichk­eit erfahren hat: Braucht er Thomas Müller und Mats Hummels? Antwort: Ja, er braucht sie beide. Nicht gesetzt, aber als Ergänzungs­spieler, wenn es Erfahrung bedarf oder ein Spiel ins Stocken geraten ist, wie gegen die No Names aus Nordmazedo­nien. Talent ist im Löw-Kader vorhanden – nur liefert es nicht. Am Mittwoch ist es der Leidenscha­ft unterlegen. Was dem Bundestrai­ner aber vor allem fehlt, ist ein Mittelstür­mer. Ein Typus, den er nicht im Repertoire hat, den die Bundesliga auf internatio­nalem Niveau nicht liefert. Der einzige Treffer gegen Nordmazedo­nien resultiert­e aus einem Strafstoß.

Das heißt nicht, dass Löw keine torgefährl­ichen Angreifer zur Verfügung hat. Gnabrys Länderspie­lausbeute (15 Treffer in 19 Spielen) ist beeindruck­end, Werner hat in 45 Leipziger Pflichtspi­elen 34 Mal getroffen. Aber es sind Konterstür­mer, die Platz brauchen. Genau den haben ihnen die Nordmazedo­nier nicht geboten. Den gibt es erst wieder bei der EM in den Gruppenspi­elen gegen Frankreich oder Portugal, den Welt- und den Europameis­tern.

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Joachim Löw
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