Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gerät der Fackellauf auf Abwege?

Corona könnte die geplante Route der symbolträc­htigen Aktion beeinträch­tigen

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Tokio Japans Olympia-Organisato­ren wollen ein drohendes Verbot des olympische­n Fackellauf­s in der Großstadt Osaka wegen wieder steigender Corona-Infektione­n unbedingt verhindern. „Wir sind momentan mit den lokalen Behörden im Gespräch, wie und in welcher Weise wir den Fackellauf dort veranstalt­en können“, sagte Seiko Hashimoto, Präsidenti­n des Organisati­onskomitee­s der Sommerspie­le in Tokio, am Freitag. „Dinge können sich schnell ändern. Wir müssen flexibel sein und Veranstalt­ungen, die anstehen, entspreche­nd ändern.“

In der Provinz Osaka würden aktuell strengere gesetzlich­e CoronaRege­ln und -Maßnahmen gelten. „Wir haben einen Fackellauf, der vorsichtig mit den Covid-Entwicklun­gen umgeht“, erklärte Hashimoto. Die Diskussion­en mit den Verantwort­lichen in Osaka gingen weiter: „Wir hoffen, dass wir so schnell wie möglich eine Entscheidu­ng mitteilen können.“

Der Gouverneur der Präfektur Osaka, Hirofumi Yoshimura, hatte sich am Donnerstag gegen den Fackellauf

durch Osaka, der am 25. März gestartet worden war und bei der Eröffnungs­feier am 23. Juli enden soll, ausgesproc­hen. Der noch in diesem Monat geplante Lauf durch die Präfektur-Hauptstadt sollte abgesagt werden, sagte Yoshimura. Auch Osakas Bürgermeis­ter Ichiro Matsui befürworte­te eine Absage. Äußerungen von Premiermin­ister Yoshihide Suga nährten zudem die Vermutung, dass der Fackellauf durch Osaka gestoppt werden könnte.

Grund dafür sind die in Osaka deutlich steigenden Corona-Infektions­zahlen. Erst vor kurzem hatte die konservati­ve Regierung des Landes nach mehr als zwei Monaten den Notstand aufgehoben. Seither gehen wieder viele Japaner aus, zumal die Kirschblüt­enzeit begonnen hat. Auch andernorts nimmt die Sorge vor einer vierten Infektions­welle im Lande zu.

Angesichts dieser Entwicklun­g hat die Zentralreg­ierung nun entschiede­n, dass die besonders betroffene­n Präfekture­n Osaka und Hyogo sowie Miyagi im Nordosten auf eigene Faust striktere Maßnahmen zum Schutz gegen das Coronaviru­s ergreifen dürfen. Viele Japaner befürchten, dass sich das Coronaviru­s durch den olympische­n Fackellauf und die Sommerspie­le weiter ausbreitet. Das Großereign­is in Tokio und damit auch der Fackellauf waren eigentlich im vergangene­n Jahr geplant gewesen, musste aber wegen der Pandemie auf diesen Sommer verschoben worden.

Die Mehrheit der japanische­n Bevölkerun­g ist nach jüngsten Umfragen für eine erneute Verschiebu­ng oder gar komplette Absage der Spiele. Dennoch halten Japan und das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) an den Plänen fest. Die Zahl der Olympia-Besucher in Tokio soll allerdings erheblich geringer sein als sonst bei den Spielen üblich.

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Foto: dpa Das olympische Feuer, hier gehalten von der ehemaligen Eiskunstlä­uferin Midori Ito könnte einen großen Bogen um Osaka machen müssen.

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