Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Tina Schüssler: Im selben Ring wie Muhammad Ali

Die Boxerin, Sängerin und Moderatori­n ist jetzt auch unter die Schauspiel­erinnen gegangen. Mit ihrer Band will sie auf den Spuren von Rammstein wandeln. Zwölf neue Songs sind schon aufgenomme­n

- VON OLIVER REISER

Die Tage vor Ostern hat Tina Schüssler in Hamburg verbracht. Aber nicht etwa, um dort Urlaub zu machen. Die dreifache Ex-Weltmeiste­rin im Boxen, Kickboxen und K1 hat in der Hansestadt einen Film gedreht. In dem Trash-Streifen „Macho Man 3“, in dem es um Frauenhand­el geht, spielt die 46-Jährige eine Boxerin. Gedreht wurde in der Ritze, die wohl bekanntest­e Boxkneipe auf der Reeperbahn in St. Pauli. Kinostart soll 2022 sein.

Zustande gekommen ist dieses Engagement bei einem Besuch von Peter Althof in Tinas „Nightcall“, einer Talkshow im Internet, die von der Ex-Boxerin moderiert wird. Dort hat Althof, der als Deutschlan­ds berühmtest­er Bodyguard gilt, das von Tina Schüssler mit der Band Bonfire gedrehte Musikvideo „Rock’n’Roll Survivor“gesehen, das in einem Boxring spielt. „Das hat ihm gefallen und dann hat er mich gefragt, ob ich in seinem nächsten Film mitspielen will, den er produziert“, sagt das Energiebün­del. Die Antwort war klar.

„Es war ein grandioses Erlebnis“, berichtet sie nun von aufregende­n Drehtagen. „Nun tropfte auch mein Schweiß hier in den heiligen Hallen, und mein Bild hängt neben den größten Legenden“, zeigte sie sich beeindruck­t, im selben Ring gestanden zu haben, in dem schon Größen wie Muhammad Ali, Dariusz Michalczew­ski oder die KlitschkoB­rüder boxten.

Auch Peter Althof und Regisseur Davide Grisolia waren begeistert von der Powerfrau: „Tina ist durch und durch ein Fuchs. Sie bewegt sich seit über 27 Jahren gekonnt vor der Kamera, hat Fernseh-, Schauspiel­und Kampferfah­rung. Ihre Technik und Härte ist erstklassi­g. Tina liefert zu 100 Prozent profession­ell ab und ist sprachgewa­ndt. Eine Bessere hätten wir nicht bekommen können.“Neben Tina Schüssler sind in dem Streifen auch Schauspiel­er Wolfgang Fierek, Starkoch Alexander Herrmann, Comedian Bembers und Boxlegende René

Weller zu sehen. Auch war eine Szene mit Weltstar Terence Hill geplant, die jedoch an dessen Gagenforde­rung scheiterte.

Bevor die Filmkarrie­re ins Rollen kommt, hat Tina Schüssler erst einmal ihre Karriere als Sängerin vorangetri­eben. „Ich wollte das nicht dahinpläts­chern lassen und arbeite ständig an mir“, war sie trotz der Corona-Krise fleißig, hat ihre ganze Band umgekrempe­lt. Nun ist sie von lauter Profimusik­ern umgeben. „Das ist die oberste Liga. Da wollte ich immer hin.“Mit Gitarrist Sascha Gutmann aus Koblenz, der schon in der Band von Robbie Williams gespielt hat, dem Bassisten Thomas Sedlmeier aus Fürstenfel­dbruck, mit dem sie auch das Duo TS bildet, und Drummer Jan Skirde aus Augsburg kann sie jetzt noch härter abrocken, zeigt dabei ein völlig neues Gesicht. Und das ist rußverschm­iert, wie es bei den Bands der Neuen Deutschen Härte angesagt ist. Mit brachialer Stimmgewal­t und energiegel­adener Bühnenperf­ormance will sie neben Größen wie Rammstein oder Eisbrecher als einzige Frau in dieser Szene gewaltig für Druck auf dem Kessel sorgen.

„Genau da gehöre ich hin“, so Schüssler. „Ich fühle mich mit diesem Style wie im Boxring, kann meiner Energie freien Lauf lassen.“

Zwölf neue Songs und einige Musikvideo­s liegen schon in den Startlöche­rn. Das Album soll dann zum Start der Europatour mit Bonfire auf den Markt kommen. 24 Konzerte waren geplant, doch Corona blockiert bekanntlic­h seit mehr als einem Jahr die gesamte Musik-, Kulturund Veranstalt­ungsbranch­e. Doch das hält eine Tina Schüssler nicht auf. Autokonzer­te, Livestream­s, fünf Singles, Musikvideo­s und das Album „Verwirrte Welt“wurden produziert. Aus ihren PM7Studios hat sie jede Menge „Geisterkon­zerte“übertragen.

In diesen Studios wird auch ihre Late-Night-Show produziert, durch die sie in einen der bisher größten Cybercrime-Fälle Deutschlan­ds geriet. Monatelang wurden Essensbest­ellungen an ihre Adresse geliefert, Schlüsseld­ienste und Bestattung­sinstitute standen vor ihrer Tür, DrohE-Mails mit abstrusen Forderunge­n gingen bei ihr ein. Am Ende wurde sie sogar für tot erklärt. Obwohl die Stalker-Attacken vorbei zu sein scheinen, ermittelt die Augsburger Kriminalpo­lizei noch immer. „Einige Drahtziehe­r wurden erwischt“, mehr will Tina Schüssler aus ermittlung­stechnisch­en Gründen nicht verraten. „Es war der richtige Weg, dass wir an die Öffentlich­keit gegangen sind. Dadurch haben die gesehen, dass wir uns nicht einschücht­ern lassen“, schlägt sie auch im richtigen Leben zurück.

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Foto: Stefan Bluth Tina Schüssler vor der Wand der Legenden in der Hamburger Ritze. Neben Muhammad Ali und den Klitschko‰Brüdern hängt nun auch ihr Bild an der Wand.

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